Die alte Mär

25.10.2022

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Der Hausrat wird versichert, das geliebte Auto sowieso. Wenn es um den möglichen Verlust der eigenen Arbeitskraft geht, geben sich die Deutschen plötzlich als Sparbrötchen. Als ob diese elementare Gefahr etwas für die anderen wäre. Das liegt mitunter auch an einer völlig falschen Einschätzung. Da sind fachkundige Berater mehr dann je und immer wieder gefragt.

Als ob die Zeit irgendwann stehengeblieben wäre, als ob jegliche Beratung ins Leere laufen würde – wenn es um die wichtigste Absicherung überhaupt geht, offenbaren die Bundesbürger deutliche Wissenslücken. Mehr als die Hälfte der Erwerbstätigen (52 %) hält die Absicherung der eigenen Arbeitskraft für überflüssig. Das zeigte zuletzt eine Umfrage. Dabei wird laut Statistiken jeder Vierte im Laufe seines Berufslebens mindestens einmal berufsunfähig. Knapp 40 % der Befragten, die eine Absicherung für unnötig halten, wollen oder können sich eine Versicherung nach eigenen Worten aber auch finanziell nicht leisten. Dabei ist die Berufsunfähigkeitsversicherung den allermeisten durchaus bekannt.

Anders sieht dies bei der Alternative – einer Grundfähigkeitsversicherung – aus: Rund 70 % wissen mit diesem Begriff nichts anzufangen. Doch da gibt es auch die Gegenseite. Ein Drittel der Befragten gab nämlich an, bereits über eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu verfügen. Eine Grundfähigkeits-Police hatte dagegen weniger als jeder Zehnte (7 %) abgeschlossen. Die häufigsten Gründe für eine Berufsunfähigkeit (BU) schätzen die meisten Befragten allerdings falsch ein. So werden am häufigsten Unfälle (25 %) genannt. Erst dahinter folgen psychische Erkrankungen (20 %) und Probleme mit dem Bewegungsapparat (18 %).

Auf jeden Fall frühzeitig

Damit liegen sie jedoch ziemlich daneben. Psychische Erkrankungen wie Burnout, Depressionen und Angststörungen sind mit 37 % die häufigste Ursache für eine Berufsunfähigkeit, und das nachweislich schon seit mehreren Jahren. Auch bei branchenweiten Untersuchungen – etwa von Morgen & Morgen – sind psychische Krankheiten der häufigste Grund, warum Versicherte ihren Beruf nicht mehr ausüben können. Erkrankungen des Skelett- und Bewegungsapparates machen hier rund 20 % aller Leistungsfälle aus, Unfälle hingegen nur rund 8 %. Hinsichtlich des Bewegungsapparats spielt sicher auch die Veränderung der Arbeitswelt eine Rolle. Allerdings sind sich die meisten Befragten einig, dass man eine Absicherung möglichst früh abschließen sollte. Die meisten (56 %) halten dabei den Einstieg ins Berufsleben für den idealen Zeitpunkt. Rund 20 % geben an, man sollte eine Police bereits als Schüler, Auszubildender oder Student abschließen.

Erwerbstätigkeit im Blick halten

Das Beratungs- und Analyseunternehmen Franke und Bornberg zieht vor diesem Hintergrund ein passendes Fazit: „Die Berufsunfähigkeit ist ein noch immer vielfach unterschätztes Risiko. Auch in Zeiten der Digitalisierung und automatisierten Arbeitsprozesse hält sich das Risiko auf hohem Niveau. Denn mit den sich ändernden Arbeitsbedingungen verschieben sich auch die auslösenden Faktoren für Berufsunfähigkeit immer weiter.“ Das sollten Versicherungsnehmer, Vermittler und die Produktanbieter gleichermaßen im Fokus haben. Zudem gewinne die Absicherung der Arbeitskraft angesichts steigender Erwerbstätigkeit – zum Jahresende 2022 gibt es rund 45 Millionen Erwerbstätige mit Wohnsitz in Deutschland – nochmals an Gewicht. (hdm)