Die Inflation kehrt zurück in den Fokus

14.07.2021

Gottfried Urban, Urban & Kollegen Vermögensmanagement, Altötting / Foto: © Urban & Kollegen Vermögensmanagement

Wer erwartet hatte, dass die massive Ausweitung der Geldmenge seit 2008 die Inflation massiv anheizen würde, sah sich getäuscht. Die Preissteigerungsraten für Waren- und Dienstleistungskörbe sind durch Globalisierungseffekte und ab 2014 rückläufige Rohstoffpreise deutlich unter der Zielmarke von zwei Prozent geblieben. Nun hat sich das Blatt aber gewendet!

Seit diesem Jahr steigen die Konsumentenpreise deutlich an. Damit ist "Inflation" zurück im Scheinwerferlicht. Seit Sommer 2020 ist aber ein - zum Teil massiver - Anstieg der Rohstoffpreise auf breiter Front festzustellen. Nicht nur der sehr wichtige Erdölpreis hat sich mehr als verdoppelt, auch die Preise für Metalle, Holz und Getreide sind massiv gestiegen. Dies ist auf eine wieder steigende Nachfrage zurückzuführen. Die Konjunktur erholt sich, die Läger werden wieder aufgefüllt.

Letzteres ist eine Lehre aus der letztjährigen Unterbrechung der Lieferketten durch die diversen Lockdowns. Die höheren Rohstoffpreise schlagen sich in steigenden Produzentenpreisen nieder, welche sukzessive auf die Konsumenten überwälzt werden. Die entscheidende Frage ist, ob es sich um ein vorübergehendes Phänomen oder einen neuen, langfristigen Trend (vergleichbar mit den 1970er-Jahren) handelt.

Statistische Effekte werden jedoch in Kürze auslaufen und den Teuerungsanstieg bremsen. Das Inflationsniveau wird aber erhöht bleiben, in den USA wohl im Bereich drei bis sieben Prozent. Da die amerikanische Wirtschaft schon heute klagt, dass man keine qualifizierten Arbeitnehmer finde, sind deutliche Lohnerhöhungen infolge Fachkräftemangel und Abwerbung von Mitarbeitern nicht zu vermeiden. Damit dürfte auch die Lohn-Preis-Spirale in Bewegung geraten.

Die Zentralbanken können gegen die steigende Konsum-Teuerung nicht viel mehr unternehmen als hoffen und beten. Sie versuchen zu beschwichtigen und erklären, dass der Inflationsanstieg nur vorübergehend sei und deshalb keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden müssen. Diese Strategie ist nachvollziehbar, würde doch der Entzug von Überschuss-Liquidität die laufende Wirtschaftserholung abwürgen und die Finanzmärkte einbrechen lassen.

In dem aktuellen Umfeld sollten Anleger eine defensive Strategie verfolgen, welche sowohl beim Schönwetter- als auch dem Inflationsszenario gut abschneidet und die Risiken beim Schlechtwetterszenario begrenzt. Dazu gehören Aktienmärkte, die analytisch nicht zu teuer sind und Unternehmen, die eine geringe Verschuldung mit einem  krisenresistenten Geschäftsmodell aufweisen.

Kolumne von Gottfried Urban, Urban & Kollegen Vermögensmanagement, Altötting

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