Die neue Teamdynamik in der Nach-Homeoffice-Phase

08.10.2020

Stefan Häseli, Kommunikationstrainer, Keynote-Speaker, Moderator und Autor / Foto: © Stefan Häseli

Viele Gruppen und Teams befinden sich derzeit in einer so genannten Reforming-Phase. Aus privaten Beziehungen und vor allem aus gescheiterten Ehen kennt man den berühmt berüchtigten Satz „Wir haben uns auseinander gelebt.“ Das ist ein häufiger Grund für Scheidungen. Das gilt auch für Arbeitsbeziehungen. Doch was tun, damit es nicht so weit kommt?

Beziehungsgefüge wieder normalisieren

Jetzt gilt es, wiederherzustellen. Nein, nicht das, wie es vorher war – obgleich sich das zu thematisieren durchaus lohnt. Sich Zeit nehmen, auf sich zu schauen, zu reflektieren, was mit dem Team geschehen ist und wie es sich gerade jetzt darstellt, ist hilfreich für alle Beteiligten. Im Anschluss kann man dann gemeinsam in die nächste Phase eintreten, in der sich das Beziehungsgefüge wieder normalisiert, sich ein neuer Rahmen mit Strukturen, Hierarchien und Aufgabeteilungen findet. Wer das aktiv angeht, der minimiert die Gefahr, dass die Mannschaft zu weit auseinander driftet, Spannungen und Konflikte überhand nehmen oder das Teams sich endgültig auseinander dividiert.

Das alles muss aber jetzt geschehen: Wer das nicht in den nächsten drei bis vier Monaten angeht, wird ein Problem bekommen. Nähe» und Distanz müssen neu kalibriert, allenfalls Themen, in die sich jeder so wunderschön im Homeoffice hineinsteigern konnte, aufgearbeitet und geklärt werden. Es braucht neue gemeinsame Regeln, Umgangsformen und Verhaltensweisen genau wie die Festlegung von Rollen, Arbeitsweisen und Aufgabenverteilung. Erst dann kann das Team zur Gemeinschaft und zur Geschlossenheit zurückkehren.

Dabei spielt die vorgesetzte Person eine Schlüsselrolle. Die Führungskraft ist diejenige, die das erkennen, eine eigene Haltung von Neugierde und Neutralität an den Tag legen und den Prozess ins Rollen bringen muss. Ob sie sich dafür punktuell Unterstützung von außen, von Experten und Trainern oder Coaches holt, ist Teil der „Chefschen Diagnose“. Nur eben jetzt und hier gerade nichts tun, ist wenig empfehlenswert.

Gastbeitrag von Stefan Häseli, Kommunikationstrainer, Keynote-Speaker, Moderator und Autor