Ebbe nach der Flut?

08.09.2022

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2022 ist ein außergewöhnliches Kapitalmarktjahr. Haben wir nach dem sehr schwachen 1. Halbjahr eine Bodenbildung erreicht oder geht es mit den Kursen weiter gen Süden? Das verhagelt natürlich die Laune bei den Börsianern, zumal dann die Ausschüttungen bei den Konzernen wieder etwas zusammengestrichen würden. Income/Dividenden liefern grundsätzlich Einkommensströme, die bei Investoren gerne gesehen sind und in der jüngsten Vergangenheit auf Rekordniveau waren. Ist der Geldregen nun vorbei? Das Geschäftsmodell entscheidet.

„Rekord-Dividende von 57 Mrd. Euro wird ausgeschüttet“, vermeldete die DZ BANK Mitte Mai 2022 mit Hinweis auf die Ausschüttungen der im HDAX notierten Konzerne für das Kalenderjahr 2021. Keine Frage, viele börsennotierte Unternehmen hatten das Corona-Jahr 2020 schnell abgeschüttelt und kamen gestärkt aus der „Krise“. Dividendensegen, das klingt verlockend. Und Deutschland ist dabei keine Ausnahme. Laut dem aktuellen Janus Henderson Global Dividend Index stiegen die weltweiten Dividenden im 1. Quartal um 11 % auf insgesamt 302,5 Mrd. US-Dollar; ein Rekord für die saisonal typisch ruhigeren ersten drei Monate des Jahres. Das bereinigte Wachstum war mit 16,1 % sogar noch höher. Die Analyse von Janus Henderson zeigt, dass sich die Ausschüttungen seit 2009 mehr als verdoppelt haben.

Dividenden sind in der Argumentation im Berateralltag ein gewichtiges Pfund. Es ist der psychologische Aspekt der „Gutschrift“. Denn vermeintlich Sicheres lässt sich eben gut verkaufen. Der Großteil der Deutschen gilt als eher risikoscheu und da ist eine durchschnittliche Dividende von guten 3 % (im Mittel) als Ausschüttung ein wichtiges Kriterium bei einer Investition. In der Vergangenheit war demzufolge die Nachfrage nach Dividendenfonds entsprechend hoch. Übrigens stellen die Analysten der DZ BANK fest, dass der Löwenanteil der Dividenden aus den Sektoren Automobile, Industrie und Versicherungen kommt. Diese Branchen stellten mehr als 50 % der ausgeschütteten Dividenden. Insofern die „old Economy“, die für einen entsprechenden Geldsegen bei den Investoren sorgt. Doch ist es die schiere Höhe der Ausschüttung, die letztlich entscheidet? Mitnichten. Denn Erträge müssen natürlich auf ihre Nachhaltigkeit untersucht werden, denn nur in diesem Fall ist dieses Argument dauerhaft überzeugend.

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