„Ein vielversprechender Anfang“

20.05.2022

Bolatbek Maldybaev, Executive Director bei Freedom Finance / Foto: © Freedom Finance

finanzwelt: Neben Frauen-Themen wie Schwangerschaft, Zyklus und Wechseljahren umfasst der FemTech-Bereich auch andere Gesundheits-Aspekte. Langlebigkeit, Diagnostik, frauenspezifische Erkrankungen aus den Feldern Kardiologie, Neurologie, Pädiatrie, Onkologie, Krebserkrankungen oder Stoffwechselstörungen werden ebenfalls bedient. Der FemTech-Markt ist also breit aufgestellt. Zeichnen sich dabei unterschiedliche Entwicklungen ab? Gibt es z.B. eine Sparte, die besonders beliebt bei Investoren ist? Maldybaev: Die Investmentthesen um FemTech-Unternehmen werden momentan getestet. Unter anderem ging Progyny, welches Kinderwunschleistungen für US-Arbeitgeber verwaltet, 2019 mit einer Bewertung von mehr als 1 Mrd. US-Dollar an die Börse – die aktuelle Marktkapitalisierung liegt nun bei etwa 4 Mrd. US-Dollar. Maven Clinic, eine virtuelle Klinik für die Gesundheit von Frauen und Familien, wurde bei einer kürzlichen Serie-D-Investitionsrunde mit mehr als 1 Mrd. US-Dollar bewertet. In der Tat werden die Chancen für viele Akteure, darunter Investoren, Forscher, Lieferanten, Kostenträger und alteingesessene Pharma- und Medizintechnikunternehmen, immer deutlicher. In einigen Fällen füllen FemTech-Unternehmen Lücken, die von den Herstellern von Biopharmazeutika und Medizinprodukten noch nicht besetzt sind. Dennoch ist dies eindeutig nur ein vielversprechender Anfang dessen, wie FemTech zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung beitragen kann: Virtuelle Kliniken wie Tia, innovative stationäre Kliniken wie Kindbody und direkt an den Verbraucher gerichtete Verschreibungsdienste wie The Pill Club ermöglichen Frauen einen bequemeren und verbraucherfreundlicheren Zugang zur Gesundheitsversorgung.

Eine weitere Sparte widmet sich der Verbesserung der Selbstfürsorge: Tracker und tragbare Geräte, die von Unternehmen wie Bloomlife angeboten werden oder Diagnoseinstrumente für zu Hause von Modern Fertility, gehören zu den FemTech-Lösungen, die Frauen helfen, ihre Gesundheit und gesundheitsbezogene Daten besser zu überwachen. Auch im Bereich der Diagnostik arbeiten Unternehmen daran, ungedeckte medizinische Bedürfnisse in Bereichen wie Endometriose (DotLab) und Frühgeburt (Sera Prognostics) zu erfüllen. Eine vielversprechende Sparte setzt sich mit in der Vergangenheit stigmatisierten Themen wie zum Beispiel Menstruation (Thinx), sexueller Gesundheit (Rosy Wellness), Beckenpflege (Elvie) und Menopause (Elektra Health) auseinander. Wichtig sind auch Segmente, die den Zugang zu adäquater medizinischer Versorgung für früher unterversorgte Bevölkerungsgruppe ermöglichen: So entstehen Lösungen für PoC Frauen (Health in Her HUE), LGBTQ+ Gruppen (FOLX Health) und für Frauen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen (Kasha). Insgesamt gesehen besteht bei diesem Trend jedoch noch viel Raum für Wachstum und die Einbeziehung einer wachsenden Zahl von Menschen.

Weiter auf Seite 4