EZB: Leitzins auf 2,5 % gesunken

06.03.2025

Foto: © ehk-pictures - stock.adobe.com

„Die Europäische Zentralbank (EZB) hat wie erwartet die Zinsen um 25 Basispunkte gesenkt und den Einlagensatz auf 2,5 Prozent reduziert. Diese Entscheidung fällt jedoch in eine Zeit wachsender geopolitischer Unsicherheit, insbesondere durch den plötzlichen Rückzug der USA aus der militärischen Unterstützung für die Ukraine und Europa, was voraussichtlich zu deutlich höheren Verteidigungsausgaben in der gesamten Region führen wird. Die EZB beschreibt ihre Geldpolitik nun als ‚deutlich weniger restriktiv‘ – eine Formulierung, die darauf hindeutet, dass die Zinssenkungen bereits im nächsten Monat pausieren könnten. Ein vorzeitiges Ende des Lockerungszyklus wäre jedoch möglicherweise verfrüht. Angesichts der zunehmenden globalen politischen Unsicherheit wird erwartet, dass die EZB, ähnlich wie die Fed, einen stärker datenabhängigen Ansatz verfolgt. Gleichzeitig verschärfen die eskalierenden Handelsspannungen unter Präsident Trump die Herausforderungen für die EZB. Während Zölle Abwärtsrisiken für das Wachstum darstellen, könnten erhöhte europäische Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur diese teilweise ausgleichen. Falls sich die Haushaltsdefizite ausweiten und die Schuldentragfähigkeit gefährden, könnte die EZB gezwungen sein, über ihr Transmission Protection Instrument (TPI) erneut großvolumige Anleihekäufe zu starten.“

„Wie erwartet hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins auf 2,5 Prozent gesenkt. Dies dürfte wohl die letzte von den Marktteilnehmern eindeutig erwartete Zinssenkung gewesen sein, da die Meinungen der Verantwortlichen über den künftigen geldpolitischen Kurs zunehmend auseinandergehen.

Einige Entscheidungsträger wie Isabel Schnabel plädieren für eine Pause und argumentieren, dass sich die Zinsen einem neutralen Niveau nähern und die Geldpolitik weniger restriktiv geworden sei. Andere prognostizieren weitere Zinssenkungen und verweisen auf das schleppende Wirtschaftswachstum und den eskalierenden Handelskrieg.

Zuletzt wurde die Aufgabe der EZB durch den Rückzug der militärischen Unterstützung der USA für die Ukraine weiter erschwert, was milliardenschwere Investitionen in die europäische Verteidigung erforderlich machen wird. Die Ankündigung des deutschen Infrastruktur- und Verteidigungsplan in Höhe von 500 Milliarden Euro hat zu einer Neubewertung des Marktes geführt, so dass für den Rest des Jahres nur noch 45 Basispunkte an Zinssenkungen eingepreist sind – gegenüber 60 Basispunkten vor einer Woche.

Auch wenn die Deflation auf dem richtigen Weg und die Geldpolitik weniger restriktiv geworden ist: Es bestehen erhebliche Unsicherheiten und die EZB legt sich nicht im Voraus auf einen bestimmten Kurs fest. Christine Lagarde agiert weiter datenabhängig und wird die Situation angesichts der sehr komplexen wirtschaftlichen und geopolitischen Lage von Sitzung zu Sitzung neu bewerten.

Der deutsche Haushaltsplan und der EU-Plan ‚ReArm Europe‘ könnten das Wachstum stützen und die negativen Auswirkungen möglicher Handelszölle teilweise kompensieren, sodass das Rezessionsszenario ausgeschlossen werden kann. Unter Berücksichtigung aller Diskussionen über die EU-Fiskalregeln und der großen Veränderung in der deutschen Haushaltspolitik sowie möglicher Abwärtsrisiken sind alle Optionen offen – einschließlich einer ‚Pause‘ bei der nächsten Sitzung.“

Nicolas Forest, Chief Investment Officer bei Candriam.