Fidelity: Ist die Austeritätspolitik der richtige Weg?

09.05.2013

Trevor Greetham

**Die Finanzminister der sieben größten Industrienationen kommen heute in London zusammen. Thema wird auch die Frage sein, wie die Wirtschaft zu beleben ist. Nach Einschätzung von **Trevor Greetham, Leiter Asset Allocation bei Fidelity Worldwide Investment, könnte Japan in den kommenden Jahren zu einem Versuchslabor für eine neue Finanzpolitik werden.

(fw/ah) "Fast fünf Jahre nach Ausbruch der großen Finanzkrise zeichnet sich eine Trendwende zugunsten höherer Staatsausgaben ab, um so den Schuldenabbau des Privatsektors zu erleichtern.

Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass die Fiskalpolitik einen weitaus größeren Einfluss auf das Wirtschaftswachstum eines Landes hat als Maßnahmen der Zentralbanken, vor allem wenn die Zinsen gegen Null gehen. Volkswirtschaften wie etwa die USA, die trotz erhöhten Drucks seitens der Ratingagenturen und des IWF Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen aufschieben konnten, haben es tatsächlich geschafft ihr Wachstum anzukurbeln. Gleichzeitig haben sich Sparmaßnahmen wie sie in England oder einigen Peripheriestaaten der Eurozone durchgeführt wurden als kontraproduktiv erwiesen. Denn die daraus resultierende wirtschaft-liche Schwäche wirkte sich negativ auf Steuereinnahmen, die Verschuldung des Privatsektors und die finanzielle Stabilität der Länder aus.

Die quantitativen Lockerungsmaßnahmen haben sicherlich zu steigenden Aktienkursen und schwächelnden Wechselkursen beigetragen, aber das eigentliche Problem der entwickelten Volkswirtschaften ist die fehlende Bereitschaft, Geld aufzunehmen und dann zu investieren. Da sich Regierungen zu sehr günstigen Zinsen Geld leihen können, stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoll wäre durch die Erhöhung der Staatsausgaben die Binnennachfrage anzukurbeln bis die Bilanzen des Privatsektors wieder ausgeglichen sind.

Japans jüngster Politikwechsel könnte dabei ein entscheidender Test sein: Sollte es der Regierung unter Shinzo Abe gelingen, sich durch Aufnahme zusätzlicher Kredite aus der Verschuldung zu befreien, dürfte dies die Weltpolitik auf den Kopf stellen. Wenn sich - entgegen der verbreiteten Meinung - fiskalische Stimuli als wirksames Mittel nicht nur für wirtschaftliche Erholung sondern auch für sinkende Staatsverschuldung entpuppen sollten, dann dürfte sich Europas derzeitige Sparpolitik bald als das Problem und nicht als die Lösung herausstellen."

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