Frauen und Finanzen

29.01.2024

Mathias Lebtig, Geschäftsführender Gesellschafter der FP Asset Management GmbH Vermögensverwaltung der FINANCIAL PLANNING in Freiburg / Foto: © FP

Frauen haben oft wenig Erfahrung mit Geldangelegenheiten. Gerade im Hinblick auf die Altersvorsorge wäre Expertise jedoch wichtig. Warum ist das so und was können oder sollten Frauen tun?

18 % beträgt der sogenannte Gender Pay Gap. So viel verdienen Frauen laut Statistischem Bundesamt pro Stunde weniger als Männer. Bei gleicher Qualifikation und Position. Dazu kommt: Viele Frauen arbeiten in Teilzeit, weil sie sich neben ihrem Beruf um Kinder oder andere Angehörige kümmern. Oder – Stichwort Unternehmerfrau – sie arbeiten im Betrieb ihres Mannes mit, ohne sozialversicherungspflichtig angestellt zu sein.

All dies hat Folgen für die finanzielle Lage von Frauen. Das zeigt sich nicht nur auf dem Girokonto, sondern auch bei den Spar- und Anlagemöglichkeiten während des Berufslebens und fürs Alter. Wer bereits über Geld verfügt, das er oder sie anlegen möchte, aber nicht weiß wie, sucht sich Rat bei einer Bank oder unabhängigen Anbietern.

Eines haben die meisten Kundinnen gemeinsam: Ihnen fehlen häufig die Erfahrung und die Kenntnisse bei der Geldanlage. Daher fühlen sie sich in Beratungsgesprächen oft nicht auf Augenhöhe - als Lösung bietet sich eine anbieter- und produktunabhängige Honorarberatung an. Die Kundinnen mit Vermögen lassen sich grob in zwei Gruppen aufteilen: Die einen, meist zwischen 50 und Mitte 60, haben eine größere Summe Geld geerbt oder im Zuge einer Scheidung erhalten und wollen diese nun anlegen. Die anderen, viel arbeitende, karriereorientierte Frauen in guten Positionen etwa ab Anfang 30, verdienen genug, um etwas zur Seite legen und ein Vermögen aufbauen zu können.

Zuerst zu den in Teilzeit arbeitenden (Unternehmer-) Frauen, ob mit oder ohne Kinder: Nach wie vor machen sich die meisten zu wenig oder keine Gedanken über ihre finanzielle Situation, egal in welchem Güterstand sie mit dem Ehemann leben. Sie fühlen sich von ihm abgesichert – und der Mann beziehungsweise sein Berater handelt in Finanzdingen im Sinne der ganzen Familie. Was kein Problem ist, solange die Beziehung gut läuft, aber eines wird, wenn die Ehe scheitert. Was etwa in einem Drittel aller Fälle passiert. Daher ist bei allen Paaren empfehlenswert, das Vermögen der Frau immer auch losgelöst vom Vermögen des Mannes zu betrachten.

Die Gruppe der Frauen nimmt zu, die höher qualifiziert ist und ihr eigenes Business macht – oder im Unternehmen des Mannes in gleicher Position und mit guter Bezahlung mitarbeitet. Ihr großer Vorteil ist, dass sie die Möglichkeit des monatlichen Sparens über längere Zeit hat. Außerdem darf sie sich bewusst machen, dass ihre Qualifikation und Ausbildung, ihr Human Capital, einen eigenen Vermögenswert darstellt. Diese Frauen sind sowieso meist gut informiert.

Nachhaltigkeit ist bei Frauen als Anlageziel präsenter als bei Männern. Und sie denken eher längerfristig und sind weniger spekulativ als Männer. Bevor Frauen sich für eine monatliche Summe entscheiden, ist die Erstellung einer Vermögensbilanz empfehlenswert und dafür ergänzend auch Einnahmen und Ausgaben, sowie Verbindlichkeiten aufzulisten.

Egal um welche Anlageform und monatliche Summe es geht, sollte zuerst die Frage nach der Immobilie geklärt werden. Also ob zur Miete gewohnt wird und ob eine eigene Immobilie gewünscht ist, als Eigenheim oder Geldanlage. Und anders als bei den Männern stellt sich vor allem bei jüngeren Frauen auch die Frage nach der Familienplanung, ob also in den nächsten fünf bis zehn Jahren mit einem ähnlichen monatlichen Einkommen gerechnet werden kann. Das ist nach wie vor der große Unterschied zu den Männern, bei denen die Familienfrage meist keine, beziehungsweise nur geringe Einschränkungen für die Geldanlage zur Folge hat.

Und noch etwas ist wichtig, wenn es um die Art der Finanzanlage geht: Die Prägung aus dem Elternhaus spielt oft eine entscheidende Rolle. Das bedeutet, wie viel Geld vorhanden war, wie damit umgegangen wurde und ob darüber in der Familie gesprochen wurde.
Das Vermögen der Frau sollte somit immer auch losgelöst vom Vermögen und vom Berater des Mannes betrachtet werden.

Kolumne von Mathias Lebtig, Geschäftsführender Gesellschafter der FP Asset Management GmbH in Freiburg