Der unterschätzte Währungseffekt
10.11.2025

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Wenn deutsche Anleger europäische Aktien halten, dann ergeben sich ihre Kursgewinne oder -verluste direkt aus der Aktienposition selbst. Bei US-Aktien hingegen wird der Wert in Euro vom Wechselkurs beeinflusst und spiegelt somit nicht eins-zu-eins die Aktienentwicklung wider.
Wertet der Euro gegenüber dem US-Dollar ab (Euro fällt, US-Dollar steigt), dann erhöht sich der Euro-Gegenwert der US-Aktien, selbst wenn die Aktienkurse stabil bleiben. Umgekehrt verhält es sich, wenn der Euro auf- bzw. der US-Dollar abwertet, dann verringert sich der Euro-Gegenwert der US-Aktien.
Angenommen, das Gesamtportfolio eines deutschen Anlegers beträgt zu Beginn 100.000 Euro, wovon 50.000 Euro bei einem Wechselkurs von 1,00 in US-Aktien und 50.000 Euro in europäischen Aktien investiert werden. Beide Positionen werden über einen bestimmten Zeitraum gehalten und am Ende komplett veräußert. Wie wirkt sich der Euro/US-Dollar-Wechselkurs in folgenden Szenarien aus?
Szenario A: Aktien steigen um zehn Prozent und US-Dollar wird 10 Prozent fester (Euro/US-Dollar fällt auf 0,90). Die US-Aktien steigen auf 55.000 US-Dollar und werden mit einem Kurs von 0,90 in EUR umgerechnet, was ca. 61.000 Euro Gegenwert ergibt. Zusammen mit den 55.000 Euro europäischen Aktien beläuft sich das Gesamtportfolio auf ca. 116.000 Euro und weist folglich einem Anstieg um 16 Prozent aus. Der Währungseffekt hat in diesem Szenario den Gewinn deutlich erhöht.
Szenario B: Aktien steigen um zehn Prozent und US-Dollar schwächt sich um zehn Prozent ab (Euro/ US-Dollar steigt auf 1,10). Die auf 55.000 US-Dollar gestiegene US-Aktienposition wird mit einem Kurs von 1,10 in Euro umgerechnet, was 50.000 Euro entspricht und folglich in Summe keinen Kursgewinn ergibt. Zusammen mit den 55.000 Euro-Aktien beläuft sich das Gesamtportfolio auf 105.000 Euro und weist einen Gewinn von nur fünf Prozent aus, obwohl alle Aktienpositionen um zehn Prozent gestiegen sind. Der Währungseffekt verringert in diesem Szenario den Aktiengewinn spürbar.
Als deutscher Anleger kann selbst bei steigenden Aktienkursen rein durch den Währungseffekt ein Verlust im Portfolio entstehen. Je nach Stärke der Wechselkursbewegung kann dieser Effekt eine entscheidende Rolle spielen, gerade wenn das Portfolio eine hohe Fremdwährungsquote aufweist.
Von Januar bis Oktober 2025 hat sich der US-Dollar um ca. zwölf Prozent merklich abgeschwächt und ist von 1,04 auf 1,16 gestiegen. Diese Bewegung hat unabhängig von der Entwicklung an den Aktienmärkten für alle US-Dollar-Positionen einen hohen negativen Effekt auf deutsche Anleger. Bezogen auf den Weltaktienindex MSCI World, welcher standardmäßig in USD angegeben wird, bedeutet das eine um zwölf Prozent-Punkte geringere positive Jahresperformance rein aufgrund der Währungsentwicklung. Gleiches gilt für Anleihen in US-Dollar. Hier hat der negative Währungseffekt die positiven originären Anleiherenditen sogar übertroffen, sodass die an sich gut gelaufenen US-Dollar-Anleihepositionen im Jahr 2025 eine deutlich negative Wertentwicklung in EUR aufweisen.
Über einen längeren Zeitraum spielt die Wechselkursentwicklung eine geringere Rolle, da sich historisch gesehen die Phasen eines steigenden und fallenden Euro ausgleichen. Deshalb sind auch Währungsabsicherungen mittel- bis langfristig nicht immer sinnvoll, da damit zwar kurzfristig größere Schwankungen abgefedert werden können, doch auf längere Sicht die Rendite gemindert wird.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass kurzfristig das Währungsrisiko nicht zu unterschätzen ist und einen erheblichen Einfluss auf die tatsächliche Rendite in Euro hat. Langfristig wiederholen sich Zyklen steigender und fallender Wechselkurse etablierter Währungen und gleichen sich aus, sodass der Währungseffekt eine deutlich geringere Rolle spielt. Durch eine breite Streuung über mehrere Währungen kann das Währungsrisiko reduziert werden, ohne die Renditechancen zu schmälern.
Ein Beitrag von Thomas Gundermann, Geschäftsführender Gesellschafter der Taunus Investments GmbH in Bad Homburg


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