Glänzende Aussichten

02.07.2021

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Gold machte im vergangenen Jahr seinem Ruf als Kriseninvestment wieder alle Ehre und kompensierte damit zum Teil eine Entwicklung in anderen Bereichen. Zwei andere Edelmetalle legten zuletzt preislich deutlich zu – und könnten das in Zukunft noch weiter tun.

Die im Vorfeld erhofften „Goldenen Zwanziger“ müssen erstmal auf sich warten lassen: Die Corona-Pandemie sorgte gleich zu Beginn des Jahrzehnts für eine historische Krise. Diese hatte auch für das namensgebende Edelmetall der erhofften Zeit negative Auswirkungen: Im Jahr 2020 wurden laut World Gold Council weltweit 3.575,6 Tonnen nachgefragt, 14 % weniger als im Vorjahr. Zwischen den einzelnen Sektoren verteilte sich der Rückgang sehr ungleichmäßig: So kauften die Zentralbanken im vergangenen Jahr mit 272,9 Tonnen 59 % weniger als im Vorjahr, der Schmuckbereich, der in den 2010er Jahren immer die Spitzenposition bei der Nachfrage innehatte, musste durch einen Rückgang um 34 % auf 1.411,6 Tonnen den ersten Platz an den Investmentbereich abgeben, in dem mit 1.773,2 Tonnen weltweit 40 % mehr nachgefragt wurde als noch 2019. „Gold ist als Krisenwährung im Jahr 2020 stabil geblieben“, so Herbert Behr, Vorstand der GOLDEN GATES AG. Gerade aus Deutschland kam eine hohe Investmentnachfrage nach dem gelben Edelmetall: „Die deutschen Anleger kauften 163 Tonnen Gold im Wert von 8,1 Mrd. Euro“, berichtet Behr. Vergleichsweise weniger Veränderung gab es hingegen bei der weltweiten, industriellen Nachfrage nach Gold, die mit 301,9 Tonnen um 7 % unter dem Vorjahreswert lag.

Höhenflüge

Die deutlich zurückgegangene Nachfrage nach Gold schlägt sich nicht in der Preisentwicklung des vergangenen Jahres nieder: So wurde am 4. August 2020 erstmals die Marke von 2.000 Dollar je Feinunze überschritten, womit der Kurs des gelben Edelmetalls um fast 500 Dollar über dem Wert zu Jahresbeginn 2020 lag. Eine noch stärkere Entwicklung nahm zeitgleich dessen „kleiner Bruder“: „Mit Beginn der Corona-Krise stieg auch der Silberpreis und hatte ein Rekordhoch im August 2020“, berichtet Herbert Behr. So verpasste der Silberpreis am 6. August mit 29,43 Dollar je Feinunze nur knapp die Marke von 30 Dollar und lag damit fast doppelt so hoch wie zu Jahresbeginn. Dieser rasante Preisanstieg ist laut Herbert Behr eine direkte Folge der Corona-Pandemie: „Der Grund waren spekulative Anlagen auf Produktionsausfälle bei Silberminen.

“Zumindest sprachlich gesehen könnte man Platin als „kleinen Bruder des Silbers“ bezeichnen, denn sein Name leitet sich vom Wort „Platina“ ab, einer Verkleinerungsform des spanischen Wortes „Plata“ für Silber. Der Platinkurs hat in diesem (zugebenermaßen noch kurzen) Jahrzehnt ebenfalls deutlich zugenommen, wenn auch nicht so stark wie der von Silber. So kostete Platin Mitte Mai mit ca. 1.200 Dollar je Feinunze etwa ein Viertel mehr als noch Anfang 2020. Diesen Preisanstieg bezeichnet Herbert Behr ebenfalls als Corona-Begleiterscheinung. Preistreibend würde zudem die positive wirtschaftliche Entwicklung wirken: „Anleger spekulierten auf eine Erholung der Automobilbranche, somit auf eine steigende Nachfrage, im dritten Jahr in Folge“, erläutert der GOLDEN GATES-Vorstand. Seiner Meinung nach ist sowohl für Silber als auch für Platin die künftige Entwicklung sehr von der wirtschaftlichen Gesamtlage abhängig: „Das langfristige Potenzial von Platin und Silber ist definitiv vorhanden, allerdings unterliegen beide Edelmetalle Preisschwankungen und sind stark vom industriellen Verbrauch abhängig.“ Bei Silber gab es diesbezüglich in den vergangenen Jahren einige Veränderungen: So war das Edelmetall viele Jahrzehnte in der Fotografie unverzichtbar, verlor dort aber mit Erfindung der Digitalfotografie an Bedeutung. Zudem sorgte die Erfindung von rostfreiem Stahl dafür, dass immer weniger Silberbesteck gekauft wird. Das bedeutet jedoch nicht, dass Silber ein Opfer des Zeitgeistes ist: Die Eigenschaft des Edelmetalls als Supraleiter spielt gerade in Zeiten steigender Energiekosten und Energiesparanstrengungen eine wichtige Rolle. Zudem wird es u. a. auch für die Erzeugung von Solarenergie und als chemischer Katalysator verwendet. Auch die wachsende Bedeutung alternativer Antriebe erhöht die Nachfrage nach Silber: Bei Elektroautos werden bis zu 3 Unzen davon verwendet, mehr als dreimal so viele wie bei einem Verbrenner. Ein Profiteur einer Abkehr vom Verbrennungsmotor könnte auch Platin sein, das aufgrund seiner katalytischen Eigenschaften u. a. in der Brennstoffzelle verwendet wird – einer Technik, die in den später als „Goldenen Zwanzigern“ bezeichneten 1920er Jahren entscheidend verbessert wurde. (ahu)