Investment Grade Anleihen: Vier Gründe für ein erfolgreiches 2024

08.12.2023

Vladislav Krivenkov ist Portfoliomanager der nordIX AG - Foto: © nordIX AG

Anleihen von Emittenten guter Bonität haben viel Potenzial für einen interessanten Performance- und Ertragsbeitrag im neuen Jahr. Unter anderem können Anleger von rückläufiger Inflation profitieren.

Auch erfahrene Kapitalmarkt-Teilnehmer ertappen sich ab und zu dabei, die realisierte Inflationsrate der Rendite von deutschen Staatsanleihen oder der Dividenden-Rendite abzuziehen. Dabei wird jedoch übersehen, dass es dabei um unterschiedliche Zeiträume handelt. Die aktuell ausgewiesenen Renditen von beispielsweise deutschen Staatsanleihen zeigen den Ertrag auf, den Investoren in einem zukünftigen Zeitraum realisieren können. Während die Inflation die Preissteigerungen für Verbraucher im vergangenen Jahr widerspiegelt. Mit der derzeit rückläufigen Inflation und den anhaltend hohen Renditen bei Anleihen von Unternehmen mit hoher Kreditwürdigkeit (Euro Investment Grade) ergibt sich für Investoren eine lange nicht mehr dagewesene Gelegenheit: Sie können reale Renditen mit festverzinslichen Wertpapieren erzielen. Dies wird durch den Ausblick der europäischen Zentralbank unterstützt, der eine langfristige jährliche Teuerungsrate von zwei Prozent prognostiziert. Dies liegt deutlich unter den aktuellen Fälligkeitsrenditen von risikoarmen Investment Grade Unternehmensanleihen, die aktuell eine durchschnittliche Rendite von rund vier Prozent pro Jahr versprechen.

Negative Laufzeit-Prämie vermeiden: In Unternehmensanleihen investieren

Die sogenannte inverse Zinskurve ist weiterhin ein bedeutendes Thema am Kapitalmarkt. Sie beschreibt die Situation, in der langfristige Renditen von Anleihen niedriger sind als die von kurzfristigen Anleihen. Dies führt zu dem Phänomen der negativen Laufzeitenprämie. In Folge der stärksten Leitzins-Erhöhung der vergangenen 30 Jahren trat dieses Phänomen unter anderem bei deutschen Staatsanleihen auf und hat weiterhin Bestand. Im Gegensatz dazu ist die Laufzeitprämie bei Unternehmensanleihen größtenteils intakt: Investoren werden für längere Laufzeiten mit einer Laufzeitprämie kompensiert. Eine Ausnahme bilden die sehr beliebten Anleihen mit Fälligkeit in drei beziehungsweise vier Jahren, wie die nachfolgende Grafik aufzeigt.

Aktien-Investments in 2024 schwierig: „Magnificent 7“ stark – Gesamtmarkt schwach

Zurückblickend auf 2023 lässt sich bei Aktienportfolios ein unbefriedigendes Muster erkennen. Investoren, die die „Magnificent 7“ übergewichtet hatten, konnten sich über einen Outperformance freuen. Investoren ohne Exposure zu den sieben US-Tech Giganten, blieben zurück. Deutlich wird dies am Performance-Vergleich zwischen dem gleichgewichteten S&P500 und dem klassisch nach Marktkapitalisierung gewichteten S&P500, bei dem die Magnificent 7 ein Gewicht von knapp 30 % ausmachen.

Diese Performance war allerdings mit einem hohen Maß an Klumpenrisiko und Einzeltitelrisiken verbunden, was wiederum zu einer vergleichsweise hohen Kursvolatilität führte. Aktuell bietet sich für Anleihe Investoren die Opportunität, mit einem deutlich breiter aufgestellten Portfolio Einzeltitelrisiken zu minimieren und für eine feste Laufzeit eine auskömmliche jährliche Rendite von beispielsweise rund 4,2 % vereinnahmen zu können – bei gleichzeitig deutlich weniger Kursschwankungen. Darüber hinaus rechnen für 2024 viele Marktteilnehmer mit einem zunehmenden Diversifikationseffekt durch Unternehmensanleihen. Durch die mittlerweile hohen Kupons und den angestiegenen Anteil des sogenannten risikolosen Zinses, ausgehend von deutschen Staatsanleihen, dürfte sich die Korrelation zum Aktienmarkt abschwächen.

2024: Das Jahr für Investment Grade-Anleihen

Die vorangegangene Grafik illustriert klar den Zusammenhang zwischen der Risikoerwartung des Kapitalmarkts, ausgedrückt durch die gehandelte Volatilität, und den von Investoren geforderten Bonitätsaufschlägen für Unternehmensanleihen im Euro Investment Grade Segment. Es ist deutlich zu erkennen, dass in Phasen hoher Unsicherheit, wie zum Beispiel während des Corona-Crashs im März 2020 oder auf dem Höhepunkt der Rezessionssorgen im vergangenen Jahr, von Investoren auch hohe Bonitätsaufschläge verlangt werden. In ruhigeren Kapitalmarktphasen, wie etwa zuletzt 2019, sind die Bonitäts- beziehungsweise Risikoaufschläge entsprechend niedriger. Aktuell wird für das Jahr 2024 ein eher ruhiges Kapitalmarktjahr erwartet. Die Bonitätsaufschläge im risikoarmen Investment Grade Segment sind seit dem vergangenen Jahr auf dem Rückzug, bieten jedoch noch deutliches Potenzial für Kursgewinne durch sinkende Bonitätsaufschläge. Hier ergibt sich eine Opportunität für Investoren.

Reale Renditen, verlässliche risikoarme Verzinsung und Potenzial für Kursgewinne, sind Begriffe, die lange nicht mehr im Zusammenhang mit Unternehmensanleihe-Investitionen gefallen sind. Der Jahreswechsel 2023/2024 präsentiert Investoren eine klare Gelegenheit, um vom aktuellen Set-Up des Euro Investment Grade Markts profitieren zu können.

Gastbeitrag von Vladislav Krivenkov, Portfoliomanager der nordIX AG und für den sicherheitsorientierten Anleihefonds mit täglicher Liquidität „nordIX Treasury plus“ (DE000A2DKRH6) verantwortlich.