Kleine Bude mit solider Rendite

30.10.2025

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In wenigen Tagen ist es wieder soweit. Das neue Semester beginnt an den Universitäten und Fachhochschulen. Viele Erstsemester treibt die Wohnungssuche um sich. Zu wenig Wohnraum in den großen, aber auch kleineren Unistädten ist keine Seltenheit. Mit speziellen Mikroapartements und Studentenunterkünften lässt sich entgegenwirken. Natürlich ist hierbei die Lage ein entscheidender Erfolgsfaktor.

Laut Statista studierten im vergangenen Wintersemester 2024/2025 in Deutschland etwa 2,9 Millionen Studierende an deutschen Hochschulen, darunter rund 1,7 Millionen an Universitäten und rund 1 Million an Fachhochschulen. Die meisten Studierenden wählen Rechts-, Wirtschaftsund Sozialwissenschaften sowie Ingenieurwissenschaften. Knapp 710.00 Studierende waren demnach an Hochschulen in NordrheinWestfalen eingeschrieben. In Kürze beginnt das neue Semester und speziell für die Erstsemester ist der Lebensabschnitt oftmals mit der Suche nach einer eigenen Bleibe oder Unterkunft in einer WG verbunden. Auch öffentliche oder staatlich-geförderte Studentenwohnheime können den Bedarf der Studierenden bei Weitem nicht decken.

Der Studentenwohnungsmarkt entwickelt sich zu einer eigenständigen Assetklasse, die einen Renditevorteil gegenüber dem klassischen Wohnen mit sich bringt. Bevorzugt sind Investments in Universitätsstädten mit einer bestehenden Unterversorgung und wachsenden Studierendenzahlen. Der Autor hat in Marburg studiert. Die Kleinstadt in Hessen (rund 73.000 Einwohner) gilt als klassische Unistadt. Mehr als 20.000 Personen studierten im vergangenen Wintersemester in Marburg. Rund ein Viertel davon waren ausländischer Herkunft. Das Studierendenwerk Marburg unterhält nach eigener Auskunft mehr als 2.000 Wohnplätze in größeren und kleineren Wohnanlagen. Klingt viel, ist es aber nicht.

Mehr als 32.000 Studierende stehen, laut Deutschem Studentenwerk, aktuell auf den Wartelisten für einen Wohnheimplatz bei den Studierendenwerken. Selbst WG-Zimmer sind in vielen Städten trotz der Erhöhung des BAföG kaum bezahlbar. Für ein kleines Zimmer in einer WG muss man beispielsweise in Marburg durchschnittlich mehr als 350 Euro aufwenden. Einer Studie des globalen Immobiliendienstleisters CBRE zufolge gibt es in den deutschen Metropolen für circa 10 % der Studierenden Apartments in Studentenwohnanlagen. Im Durchschnitt der wesentlichen europäischen Märkte liegt dieser Anteil gar bei weniger als 10 %. Zudem kann das Angebot an studentischem Wohnraum nicht mit der wachsenden Nachfrage Schritt halten – weder in Deutschland noch in Europa. Die Autoren der Studie stellen fest, dass nur im Vereinigten Königreich, in Schweden, in den Niederlanden und Irland die Versorgungsquote mit studentischem Wohnraum im Verhältnis zur Studentenbevölkerung bei mehr als 20 % liegt.

Investitionen nehmen zu

Der Wille, Gelder in den studentischen Wohnraummarkt zu allokieren und insbesondere den Neubau zu intensivieren, nimmt zu. So ist, laut CBRE, der Anteil von studentischem Wohnen am Investitionsvolumen für Wohnimmobilien in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland von 2 % auf 6 %, mit einem Peak in den Jahren 2018 und 2022 (jeweils 9 % Prozent), gestiegen. In Europa ist der Marktanteil von Transaktionen im studentischen Wohnen sogar noch stärker von 8 auf 14 % angewachsen. Allein im Zeitraum 2021/2022 ist das Investitionsvolumen in diesem Sektor im Vergleich zum Vorjahr deutlich um 50 % gestiegen.

Der „Investor Intentions Survey 2024“ zeigt das künftig steigende Interesse an studentischem Wohnen als Teilsektor bei europäischen Investoren. Ausschlaggebend für diese Präferenz ist, so die Studie, die solide Performance des Sektors und sein Potenzial für langfristigen Kapitalzuwachs. Hier werden die Diversifizierung des Real-Estate-Portfolios und die Suche nach ertragreichen, stabilen Wohnsegmenten als entscheidende Gründe angeführt. Natürlich ist die Lage, wie üblich bei Immobilien, entscheidend für den Erfolg des Investments. Transaktionen, wie in den vergangenen Jahren, lassen aufhorchen.

So hat Catella Residential Investment Management (CRIM) im vergangenen Jahr für den Fonds „European Residential III“ einen vollvermieteten Neubau mit 177 Studentenwohnungen in Leipzig erworben. Das Objekt wurde im 3. Quartal 2023 fertiggestellt. Die Apartments messen zwischen 20 und 45 Quadratmeter und sind vollständig möbliert. Der Canada Pension Plan steckt umgerechnet 27,4 Mio. Euro in die neue Betriebsplattform für Studentenwohnungen. Zunächst Fokus auf Deutschland, Italien und Spanien. Auch PATRIZIA engagiert sich zunehmend auf dem Markt für Studentenwohnheime. Ardian und Rockfield, eine Plattform für studentisches Wohnen, sind 2024 eine langfristige strategische Partnerschaft eingegangen, um in speziell für studentisches Wohnen errichtete Unterkünfte (PurposeBuilt Student Accomodation) in Kontinentaleuropa zu investieren. (ah)

INFO

Das Deutsche Studierendenwerk (DSW) warnt angesichts der neuen Analyse des Moses Mendelssohn Instituts (MMI) vor einer dramatischen Zuspitzung der finanziellen Lage Studierender durch immer weiter steigende Mietkosten. Die MMI-Studie zeigt: Studierende zahlen im Bundesdurchschnitt erstmals über 500 Euro für ihre Unterkunft; auch mittelgroße Hochschulstädte werden für sie immer unerschwinglicher.

Quelle: https://www.studierendenwerke.de/beitrag/wohnenwirdfuer-studierende-auch-in-mittelgrossen-staedten-unbezahlbar, Abruf am 21.09.2025