Kreditvermittlung im Umbruch: Welche Nischenprodukte Berater kennen sollten

01.09.2025

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Der Kreditmarkt in Deutschland bewegt jährlich dreistellige Milliardenbeträge. Trotzdem klagen Vermittler und Berater zunehmend darüber, dass klassische Produkte den vielfältigen Bedarfen ihrer Kunden nicht mehr gerecht werden. Standardisierte Bankdarlehen stoßen an Grenzen, wenn Bonität, Sicherheiten oder spezielle Finanzierungsanlässe nicht ins Raster passen. Wie reagieren Finanzdienstleister auf diesen Trend? Welche Alternativen müssen Berater kennen, um auch in komplexen Fällen handlungsfähig zu bleiben? Der Blick auf Nischenprodukte wird zum entscheidenden Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb.

Spezielle Finanzierungen gewinnen an Bedeutung

Im Alltag von Vermittlern zeigt sich immer deutlicher, dass Standardkredite nicht jede Situation abdecken. Unternehmer mit saisonal schwankenden Einnahmen, Freiberufler mit unregelmäßigen Honoraren oder Mandanten mit grenzüberschreitenden Projekten benötigen maßgeschneiderte Lösungen. Banken zögern häufig, wenn Einkommensnachweise nicht dem typischen Muster entsprechen. Genau hier treten alternative Finanzierungsmodelle auf den Plan. Ein Beispiel ist der sogenannte schufafreie Kredit, der nicht für den Massenmarkt gedacht ist, aber in besonderen Konstellationen eine Option darstellt. Berater müssen solche Produkte einordnen können, ohne sie als Allheilmittel darzustellen.

Zunehmend treten Anbieter aus dem Ausland in den deutschen Markt ein und schaffen neue Spielräume. Vor allem in Grenzregionen greifen Vermittler auf internationale Partner zurück, die flexibler agieren als klassische Filialbanken. Hierbei geht es nicht um Konkurrenz zum etablierten System, sondern um ergänzende Lösungen. Wer diese Möglichkeiten kennt, kann Kunden in Nischenfällen unterstützen und dabei gleichzeitig die Beratungsqualität steigern.

Leasing und Sale-and-Lease-Back als Liquiditätsquelle

Viele mittelständische Unternehmen kämpfen derzeit nicht mit fehlender Nachfrage, sondern mit schwierigen Rahmenbedingungen. Lieferkettenprobleme, die seit der Corona-Pandemie bestehen, haben die Kostenstrukturen durcheinandergebracht. Gleichzeitig treiben die Inflation und international überdurchschnittlich hohe Energiepreise die Betriebsausgaben nach oben.

In dieser Gemengelage suchen Unternehmen zunehmend nach Finanzierungslösungen, die kurzfristig Liquidität freisetzen, ohne dass die Produktion ins Stocken gerät. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Sale-and-Lease-Back-Modell: Firmen verkaufen Maschinen, Anlagen oder andere Anlagegüter an einen Finanzierer und leasen sie anschließend sofort zurück. So können gebundenes Kapital und stille Reserven mobilisiert werden, während der Betrieb weiterläuft.

Beratungskompetenz entscheidet über Akzeptanz

Solche Modelle setzen detailliertes Fachwissen voraus. Vermittler müssen nicht nur die vertraglichen Feinheiten kennen, sondern auch die bilanziellen Auswirkungen einschätzen können. Eine falsche Darstellung kann dazu führen, dass Mandanten steuerliche Nachteile erleiden oder Investoren verunsichert werden. Beratungsqualität zeigt sich in diesem Segment darin, Chancen klar zu benennen und Risiken nicht zu verschweigen.

Factoring als Lösung für Liquiditätsengpässe

Viele mittelständische Unternehmen haben nicht zu wenig Aufträge, sondern zu lange Zahlungsziele. Rechnungen, die erst nach 60 oder 90 Tagen beglichen werden, reißen tiefe Lücken in die Liquiditätsplanung. Factoring bietet hier einen wirksamen Ausweg, denn durch den Verkauf offener Forderungen an einen spezialisierten Anbieter erhalten Firmen sofortige Liquidität. Zusätzlich sinkt das Ausfallrisiko, weil der Factor die Bonität der Schuldner prüft und oft auch das Forderungsmanagement übernimmt. So verbindet Factoring schnelle Zahlungsfähigkeit mit einem wirksamen Schutzschild gegen Zahlungsausfälle.

Dass diese Lösung längst keine Nische mehr ist, zeigen aktuelle Zahlen: 2024 nutzten in Deutschland rund 106.850 Unternehmen Factoring, davon mehr als 60 Prozent aus dem Mittelstand. Gerade kleinere Betriebe entdecken die Vorteile zunehmend für sich, weil sie ihre Finanzierung unabhängiger von Banken gestalten wollen.

Die wichtigsten Argumente sprechen für sich:

  • Sofortige Liquidität, um Zahlungsverzögerungen abzufedern.
  • Risikoreduktion durch Bonitätsprüfung und Absicherung gegen Forderungsausfälle.
  • Zeitersparnis, wenn der Factor das Mahnwesen übernimmt.
  • Planungssicherheit, die über kurzfristige Hilfe hinausgeht.

Für Vermittler eröffnet dieser Trend zusätzliche Chancen. Wer Factoring aktiv in die Beratung integriert, verschafft seinen Mandanten nicht nur mehr Sicherheit, sondern etabliert auch eine langfristige Finanzierungsstrategie, die Wachstum unterstützt und das Unternehmen stabiler aufstellt.

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