Lagarde und der Käserinde-Test

17.07.2019

Markus Richert, CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln / Foto: © Portfolio Concept

Schulden sind wichtig

In einer modernen Volkswirtschaft sind Schulden wichtig. Denn es ist unmöglich, dass alle sparen und sich niemand gleichzeitig verschuldet. Gesamtwirtschaftlich, das ist einer der volkswirtschaftlichen Grundzüge. Wenn alle Teilnehmer einer Volkswirtschaft sparen wollen und niemand Schulden machen will, gibt es auch niemanden, der das gesparte Geld haben will. Bei Nullzinsen auf Sparbüchern oder Festgeldern ergibt sich allerdings ein anderes Problem. Für viele konservative Sparer ist ein Sparbuch oder Festgeldkonto nach wie vor die einzig denkbare Sparform. Da die Bank keine Zinsen mehr zahlt, spart man sich den Weg zur Bank. Das Geld verbleibt unter dem heimischen Kopfkissen oder im Tresor. Dann spart man jedoch nicht, sondert hortet sein Geld. Sein Geld zu horten ist allerdings für jede Volkswirtschaft eine Gefahr. Denn das Geld wird dadurch dem Wirtschaftskreislauf entzogen.

Investieren anstatt zu sparen!

Anstatt ihr Geld zu horten sollten verantwortungsbewusste Sparer ihr Geld investieren. Denn in der Vergangenheit reichte die Bank die Sparguthaben als Kredit an Unternehmen weiter. Diese investierten das geliehene Geld und schafften damit die Nachfrage an Gütern und Produkten, die den Wirtschaftskreislauf brummen lassen. Heutzutage kann jeder sein Geld problemlos direkt in Unternehmen investieren. Eine Bank braucht man zum Sparen schon lange nicht mehr. Durch den Kauf einer Aktie wird man Mitunternehmer und profitiert direkt von der Wertschöpfung der Unternehmen. In der Vergangenheit hat die Bank einen Großteil der Rendite für sich vereinnahmt. Im Gegenzug natürlich auch das Risiko getragen und einen garantierten Sparzins angeboten. Diese Zeiten sind jedoch endgültig vorbei. Durch die europafreundliche Juristin Lagarde wird sich an den Rahmenbedingungen nichts ändern. Auch sie wird „whatever it takes“ umsetzen, um den Euro und damit letztendlich die Europäische Union zu erhalten. Zu den Gewinnern dieser Politik, das haben die letzten Jahre bereits gezeigt, gehören eindeutig die Investoren und nicht die Sparer.

Die Rinde besser großzügig wegschneiden

Übrigens ist es heutzutage durchaus sinnvoll und gesünder die Rinde, die den Käse umgibt großzügig wegzuschneiden. Denn häufig wird die Käserinde nachträglich mit Natamycin behandelt. Das schützt zwar den Käse vor Schimmelbefall, ist aber schlecht für die Gesundheit der Käseliebhaber. Unbehandelten Käse zu finden ist aber heutzutage fast genauso schwer, wie ausreichend hohe Zinsen zu erhalten oder eine typisch schwäbische Hausfrau zu finden.

Kolumne von Markus Richert, CFP® und Seniorberater Vermögensverwaltung bei der Portfolio Concept Vermögensmanagement GmbH in Köln