Laufzeitfonds - eine Universallösung für turbulente Zeiten?

19.02.2024

Florian Viros - Foto: Copyright Carmignac

In einem sich ständig wandelnden Kapitalmarktumfeld suchen Anleger fortlaufend nach Strategien, die sowohl Stabilität als auch attraktive Renditen bieten können. Eine immer beliebtere Möglichkeit ist die Investition in Carry- oder Ziellaufzeitstrategien. Diese Fonds verfolgen einen spezifischen Ansatz im Bereich der festverzinslichen Anlagen, bei dem der Fokus darauf liegt, bestimmte Renditen über einen definierten Anlagehorizont zu sichern.

Angesichts der Lage auf den Anleihemärkten sind solche Fonds derzeit besonders attraktiv: Die letzten Jahre, gekennzeichnet durch extrem niedrige Rendite, waren für Anleger im Anleihesektor äußerst herausfordernd. Jedoch hat sich, nach einem schwierigen Jahr 2022, das Umfeld im Jahr 2023 spürbar geändert: Kapital hat wieder einen Preis und die Zinsen haben sich normalisiert. Das bedeutet, dass die Kreditspreads wieder auf ein strukturell höheres Niveau zurückgekehrt sind. Dieses neue Marktumfeld eröffnet Chancen für Anleger in den Kreditmärkten. Der Schwerpunkt hat sich von der Einschätzung der Marktentwicklung auf die Emittentenauswahl und die Ermittlung der Risikokosten verlagert. Genauso sollte es auch sein.

Günstiger Zeitpunkt für den Einstieg

Warum ist es also gerade jetzt interessant, in Ziellaufzeitfonds zu investieren? Die Antwort liegt in den attraktiven Renditen und den Aussichten auf höhere Erträge. Die Kredit-Spreads haben sich rasch ausgeweitet und auf einem ansprechenden Niveau stabilisiert. Dadurch bietet sich den Anlegern die Gelegenheit, höhere Renditen zu erzielen. Der Anstieg der angebotenen Kupons aufgrund höherer Zinsen bedeutet zudem, dass ein positiver Carry – dies ist die Nettorendite, die Anleger unter Berücksichtigung der Risikokosten mit einer Anleihe erzielen können – wieder möglich ist.

Da die geldpolitische Straffung durch die großen Zentralbanken vorerst abgeschlossen sein dürfte, erscheint es vernünftig, diese attraktiven Renditen für einen bestimmten Anlagehorizont zu sichern. Aus diesem Grund werden Ziellaufzeitfonds manchmal auch als Carry-Fonds bezeichnet.

Wie unterscheidet sich das Management von Ziellaufzeitfonds nun von dem eines traditionellen Anleihefonds? Unsere Anlagephilosophie ist zwar einheitlich, aber die Zielfonds konzentrieren sich auf die Gestaltung der zukünftigen Performance über einen bestimmten Zeitraum, während traditionelle Anleihefonds darauf abzielen, das Risiko-Rendite-Profil zu jedem Zeitpunkt des Zyklus zu optimieren. Der Unterschied bei Carmignac besteht darin, dass wir uns auf aktives Management und Alpha-Generierung konzentrieren. Unsere Fonds sind keine herkömmlichen Carry-Strategien, sondern aktiv verwaltete Portfolios, in denen Chancen identifiziert und Risiken reduziert werden, um das Risiko-Rendite-Profil zu verbessern. Und das stets unter Berücksichtigung der Ziellaufzeit.

Die Chancen in den Risiken sehen

Ziellaufzeitfonds bieten den Vorteil, dass sie wenig anfällig gegenüber Marktschwankungen sowie sinkende oder steigende Zinsen sind. Anleger haben die Möglichkeit, über ihren gesamten Anlagehorizont hinweg sichtbare Renditen zu erzielen, ohne sich um Zinssätze und Volatilitätsrisiken sorgen zu müssen. Entsprechende Produkte kombinieren die Vorzüge einer Anleihe mit fester Laufzeit und die Diversifizierung, die nur durch einen Fonds möglich ist.

Natürlich sind Ziellaufzeitfonds, wie jede andere Form der Anlage, mit Risiken verbunden. Zentral sind das Ausfallrisiko und das Risiko der Wiederanlage. Ausfälle sind für eine effiziente Kapitalallokation unerlässlich und tragen dazu bei, die Kreditmargen auf einem angemessenen Niveau zu halten. Allerdings können sie gleichzeitig die Performance des Portfolios beeinträchtigen. Und da die Kapitalkosten steigen, steigt auch die Wahrscheinlichkeit von Zahlungsausfällen. Wir sehen dieses Umfeld als Chance für Anleger, die bereit und in der Lage sind, Sondersituationen zu analysieren. Jeder Ausfall führt zu größerer Unsicherheit am Markt und damit zu höheren Prämien, was wiederum die zukünftigen Renditen verbessern kann. Aber um diese Chancen auszunutzen ist Fachwissen , das nicht alle Investoren besitzen erforderlich.

Eine weitere potenzielle Herausforderung stellt das Risiko einer vorzeitigen Rückzahlung dar. Viele Anleihen können vor ihrem Fälligkeitsdatum gekündigt werden. Das bedeutet, dass der Emittent sie nach eigenem Ermessen zurückkaufen kann. Obwohl dies die Verwaltung eines Fonds erschweren kann, eröffnet es auch Chancen. Kündbare Anleihen profitieren von einer positiven Konvexität. Das heißt: Sie können früher zu einem höheren Preis zurückgegeben werden, was das Performanceprofil der Anlage erheblich verbessert. Das Risiko, eine Anleihe vor ihrem Fälligkeitsdatum zu veräußern, sollte bei der Einschätzung der Risikokosten berücksichtigt werden, wobei der Roll-Down-Effekt und die Konvexität diese im Allgemeinen ausgleichen.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das aktuelle Marktumfeld mit attraktiven Renditen und stabilisierten Kredit-Spreads vielversprechende Möglichkeiten für Anleger bietet. Indem sie Renditen über einen definierten Anlagehorizont festlegen, vereinen Ziellaufzeitfonds Stabilität und das Potenzial für ansprechende Erträge. Ein aktives Management und eine gezielte Risikoselektion können Anlegern dabei helfen, potenzielle Risiken zu bewältigen. Letztlich bieten Laufzeitfonds einen einzigartigen Ansatz für festverzinsliche Anlagen, bei dem die Performance durch Carry erzielt wird, anstatt sich auf direktionale Wetten zu verlassen.

Einschätzung von Florian Viros, Kreditfondsmanager bei Carmignac

Andere ThemenAnleihen