Magere Performance trotz Zugewinne am Aktienmarkt
29.09.2025

Foto: © olli-polanski - stock.adobe.com
Als der US-Präsident im Frühjahr die Welt mit Ankündigungen über Zölle überzog, hatten die Börsen ein feines Gespür für die Auswirkungen solcher Handelsbarrieren: Die Kurse amerikanischer Aktien sanken erst einmal.
Damit verbunden war die Erwartung, dass sich die Konsumgesellschaft Amerika in erster Linie selbst schadet, wenn hohe Einfuhrzölle Waren verteuern und damit weniger erschwinglich machen. Europas Börsen entwickelten sich fortan besser, weil Investoren Kapital umschichteten. Der Absturz des Dollars – mehr als zehn Prozent zum Euro seit Jahresanfang – spiegelt diese Kapitalflucht wider. Dass US-Aktien höher bewertet sind als europäische Titel, begünstigt sicher diesen Trend. Die Kapitalflucht Richtung Europa hat hiesige Aktien und Indizes stark ansteigen lassen.
Es könnte allerdings ein Einmaleffekt sein, denn Bewertungen sind nicht alles. Wichtig ist die Qualität der Unternehmen und damit verbunden ihr Potenzial. Trotz schwachem Dollar bleiben US-Aktien ein gutes Investment und es macht wenig Sinn, nun nur wegen möglicher Währungsverluste alles über Bord zu werfen. Viele US-Unternehmen sind widerstandsfähiger gegenüber der schwächelnden Weltkonjunktur. Das gilt insbesondere für so große und gewinnstarke IT-Konzerne wie Apple, Alphabet und Microsoft. Sie sind Weltmarktführer, ihre Produkte und Dienstleistungen sind immer gefragt.
In den letzten zehn Jahren haben sich die Gewinne der europäischen Unternehmen verdoppelt, die der amerikanischen aber fast verdreifacht. Auf Sicht von 20 Jahren vergrößert sich der Abstand noch: 73 Prozent Gewinnplus der Europäer stehen 300 Prozent der Amerikaner gegenüber.
Im laufenden Jahr setzt sich der Trend fort, denn amerikanische Unternehmen werden ihre Gewinne voraussichtlich erneut deutlich stärker steigern als europäische. Stärker steigende Gewinne lassen amerikanische Aktien rascher in ihre (hohen) Bewertungen hineinwachsen. Genau dadurch rechtfertigen sich höhere Aktienpreise.
In Europa hingegen fehlt diese Aufwärtsdynamik – auch weil der erstarkende Euro die Unternehmensgewinne in Europa schmälert. Je mehr der Euro an Wert gewinnt, desto teurer werden europäische Waren im Dollar-Raum und damit weniger wettbewerbsfähig. Zudem verringern sich die Erträge in der Bilanz, sobald die Unternehmen ihre im Dollar-Raum erzielten Erträge in Euro umrechnen. So schmälert eine zehnprozentige Aufwertung des Euros auf Jahressicht das Gewinnwachstum europäischer Unternehmen um drei bis fünf Prozentpunkte.
Unsere Einschätzung: Wer die Kurse von Aktienindizes verfolgt, könnte annehmen, dass dieses Jahr mal wieder alles super läuft. Doch der Schein trügt: International diversifizierte Portfolios stehen aktuell leicht im Minus. Trotz neuer Höchststände bei den US-Indizes kommt die Performance aus Euro-Sicht nicht im Depot an: Seit Jahresanfang hat der Dow Jones auf Dollarbasis um 8,3 Prozent zugelegt, in Euro aber 4,9 Prozent verloren; ebenso der S&P 500: plus 13,4 Prozent in Dollar versus minus 1,4 Prozent in Euro.
Seit Mitte August allerdings holen die US-Märkte auf, während zum Beispiel der DAX vor sich hindümpelt. Insofern besteht gute Hoffnung, dass auch breiter diversifizierte Portfolios mit einem gewissen Dollar-Anteil dieses Jahr noch ins Plus laufen.

Marktkommentar von Dr. Marc-Oliver Lux, Dr. Lux & Präuner GmbH & Co. KG in München.

Warum professionelle Investoren auf Dividendenstrategien setzen
