Vom Banktresor zum Privat-Safe: Wie sich ein Markt im Wandel neu aufstellt
25.09.2025

Der wachsende Markt für bankunabhängige Schließfächer / Foto: © Vera Nonn, CitySafes Deutschland
Während Banken ihre Filialen schließen und Tresorräume aufgeben, wächst in Deutschland die Nachfrage nach unabhängigen Schließfächern. „Heute geht es vor allem um persönliche und emotionale Wertgegenstände, etwa Schmuck, Erbstücke oder wichtige Dokumente, die für Menschen von unschätzbarem Wert sind“, sagt Vera Nonn, Managing Director von CitySafes Deutschland, dem größten europäischen Anbieter für bankunabhängige Schließfachlösungen. CitySafes nutzt ehemalige Bankgebäude mit VdS-C zertifizierten Alarmanlagen in Tresorräumen und bietet Schließfächer an.
Frau Nonn, wächst Ihrer Meinung nach aktuell der Bedarf an bankunabhängigen Schließfächern in Deutschland?
Ja, wir sehen eine klare und wachsende Nachfrage nach bankunabhängigen Schließfächern in Deutschland. Traditionell waren Schließfächer eng mit klassischen Bankprodukten wie Aktien, Inhaberpapieren, Bargeld oder Kupons verknüpft. Mit der zunehmenden Digitalisierung dieser Finanzprodukte ist diese ursprüngliche Funktion jedoch weitgehend entfallen. Heute geht es vor allem um persönliche und emotionale Wertgegenstände, etwa Schmuck, Erbstücke oder wichtige Dokumente, die für Menschen von unschätzbarem Wert sind und besonderen Schutz verdienen. Schließfächer bleiben damit ein relevantes Produkt, sind aber längst nicht mehr ausschließlich ein klassisches Bankprodukt.
In einigen europäischen Märkten hat dies bereits dazu geführt, dass Banken dieses Geschäftsfeld stark reduzieren oder ganz an CitySafes ausgelagert haben. Auch in Deutschland beobachten wir nun, dass mehrere Banken ähnliche Überlegungen anstellen.
Wir verstehen uns dabei nicht als Konkurrent, sondern als verlässlicher Partner von Banken: Banken können sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren, während wir den professionellen Betrieb von Schließfächern übernehmen. Deshalb expandieren wir als größter europäischer Anbieter auch in Deutschland kontinuierlich weiter. Bis 2026 werden wir in acht deutschen Städten vertreten sein, eingebettet in unser europaweites Netzwerk von dann über 80 Standorten.

Foto: © CitySafes Deutschland
Welche Chancen ergeben sich für Banken, wenn sie ihr Schließfachgeschäft an unabhängige Anbieter wie CitySafes auslagern?
Die Auslagerung des Schließfachgeschäfts bietet Banken gleich in mehreren Bereichen Vorteile, von der Wirtschaftlichkeit bis hin zur strategischen Ausrichtung:
1. Wirtschaftlichkeit
Schließfächer machen bei vielen Banken weniger als 0,1 % des Umsatzes aus und
verursachen häufig hohe (versteckte) Kosten, die das Geschäft oft unrentabel
machen. Durch die Auslagerung können Banken ihren Kunden den Service weiterhin
anbieten, ohne ihre eigene Wirtschaftlichkeit zu belasten.
2. Operative Entlastung
Der tägliche Betrieb der Schließfachanlage, sowie die Instandhaltung und
Wartung entfallen. Die Bank gewinnt Kapazität, weil diese aufwändigen Prozesse
nicht mehr im eigenen Haus stattfinden.
3. Risikoreduktion
Sicherheits- und Schadensrisiken wie Einbruch, Überflutungen oder klimabedingte
Schäden liegen nicht mehr bei der Bank. Das mindert ihre direkte Haftung und
entlastet die Organisation.
4. Regulatorik
Regulatorische Pflichten wie Geldwäscheprävention (AML) und Know Your Customer
(KYC) für Schließfächer entfallen. Damit reduziert sich der regulatorische
Aufwand deutlich.
5. Strategische Fokussierung
Die Bank kann sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren und gleichzeitig ihren
Kunden und Kundinnen Zugang zu einem sehr guten Schließfachangebot sichern.
Arbeiten Sie bereits mit deutschen Banken zusammen, und wie sieht eine solche Partnerschaft in der Praxis aus?
Ja, wir arbeiten bereits mit mehreren deutschen Banken zusammen, unter anderem mit der Commerzbank, und werden auch unsere zukünftigen deutschen Standorte in enger Kooperation mit Bankenpartnern eröffnen. Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Partnerschaften, wie Banken ihre Kunden zu CitySafes bringen:
1. Bankkunden wechseln zu einer CitySafes Filiale:
Wenn Banken ihr Schließfachangebot zurückfahren, empfehlen sie ihren Kunden den
Wechsel in eine CitySafes Filiale, entweder in eine neue oder in eine bereits
bestehende. So behalten die Kunden Zugang zu einem sicheren Schließfach, auch
wenn ihre Bank den Service nicht mehr anbietet.
2. CitySafes übernimmt den Tresorraum einer Bank:
In diesem Modell übertragen Banken ihren bestehenden Tresorraum an CitySafes.
CitySafes übernimmt den Betrieb vollständig und richtet einen eigenen,
unabhängigen Zugang ein. So behalten die Kunden ihr Schließfach am vertrauten
Standort, während die Betreuung und Verantwortung künftig bei CitySafes liegt.
Beim Übergang steht der Kunde immer im Mittelpunkt. Auf Basis von über 13 Jahren Erfahrung mit mehr als 15 Bankpartnerschaften, u. a. mit Rabobank, ING Diba, ABN AMRO und Danske Bank, hat CitySafes einen standardisierten Überführungsprozess aufgesetzt, damit Kunden unkompliziert wechseln können. Gleichzeitig sorgt dieser Prozess dafür, dass Banken mit möglichst wenig Aufwand und Kosten entlastet werden. Über 10.000 Bewertungen belegen die hohe Kundenzufriedenheit, mit einem NPS von 75 und einer Bewertung von 9,3 von 10 Punkten.
Welche technischen und organisatorischen Maßnahmen setzen Sie ein, um Vorfälle wie Einbrüche oder Wasserschäden zu verhindern?
Unser Sicherheitskonzept basiert auf einem mehrstufigen Ansatz, der von unserem hauseigenen Sicherheitsteam unter Leitung eines erfahrenen Head of Security entwickelt und von unserem langjährigen Versicherungspartner AXA detailliert geprüft wurde. Dieses Konzept ist sehr robust aufgebaut und wird kontinuierlich weiterentwickelt sowie an die Gegebenheiten jeder einzelnen Filiale angepasst.
Unsere Anlagen entsprechen in allen Ländern der jeweils höchsten verfügbaren Sicherheitsstufe, in Deutschland zum Beispiel VdS-Klasse C. Der Tresorraum selbst ist nach höchsten Standards gebaut, durch mehrere mechanische Sicherheitshürden zusätzlich geschützt und mit moderner Sicherheitstechnik ausgestattet. Dazu zählen auch umfassende Vorkehrungen gegen Brand-, Wasser- und weitere Umweltrisiken, die über 24/7-Monitoring und Überwachungssysteme gesteuert werden.
In allen Filialen arbeiten wir mit klar etablierten Prozessen, die konsequent eingehalten und regelmäßig intern wie extern überprüft werden. Diese Standards gelten für sämtliche Abläufe, vom Zutritt bis zur Wartung der Systeme, und sorgen für ein durchgehend hohes Sicherheitsniveau.
Entscheidend ist dabei auch unser Team vor Ort: Alle Mitarbeiter werden sorgfältig ausgewählt, intensiv geschult und kontinuierlich weiterentwickelt, damit sie unser Sicherheitskonzept in der täglichen Praxis zuverlässig umsetzen. So verbinden sich Technik, Struktur und Menschen zu einem Schutzsystem, das mit größter Sorgfalt betrieben wird.
Zuletzt, wie sehen Sie die Zukunft des Schließfachmarktes, wird er noch stärker in Richtung unabhängiger Anbieter kippen?
Ja, wir sind überzeugt, dass sich der Markt weiter in diese Richtung entwickeln wird. Ein wesentlicher Treiber ist der massive Rückgang an Bankfilialen: In den letzten zehn Jahren ist ihre Zahl in Deutschland um fast 50 % gesunken. Heute gibt es noch rund 18.000 Standorte. Weniger Filialen bedeuten automatisch auch weniger Tresorräume. Neben Filialschließungen werden auch teils Tresorräume in noch bestehenden Filialen von Banken aufgegeben, was das Angebot auf Bankenseite weiter verknappt.
In ganz Europa sehen wir denselben Trend: In den Niederlanden bietet seit 2019 keine Bank mehr Schließfächer an, Danske Bank ist aus dem Geschäft in Dänemark ausgestiegen, und ING DiBa hat das Angebot in Belgien eingestellt. Dieselben Überlegungen beobachten wir zunehmend auch bei Banken in Deutschland.
Die Voraussetzung für eine solche Aufgabe von Tresorräumen in bestehenden Filialen ist jedoch ein starker Partner, dem Banken dieses Geschäft anvertrauen können. Wir glauben, dass wir, CitySafes, dieser Partner sind und auch in Zukunft sein können.

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