Nachhaltige Dividenden: Wie Ausschüttungsqualität und Dekarbonisierung zusammenfinden
17.11.2025

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Dividendenstrategien gelten als solides Fundament im Privatkunden-Depot. Gleichzeitig erwarten viele Anleger, dass ihr Geld mit der 1,5-°C-Leitplanke vereinbar ist. Die Entwicklungen zeigen: Nachhaltigkeitskriterien und verlässliche Dividenden schließen sich nicht aus.
Dividenden sind für viele Privatanleger der planbare Teil des Ertrags. Parallel hat sich Nachhaltigkeit vom Nischenthema zur Erwartung entwickelt. Der Ausgangspunkt 2025 ist klar: 2024 war laut Weltmeteorologie-Organisation das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, mit einer globalen Abweichung von 1,55 Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau – und die Folgejahre bleiben ungewöhnlich warm. Das verleiht glaubwürdigen Klimapfaden zusätzliche Relevanz, auch für Dividendendepots.
Ein Blick in die Indexwelt zeigt, dass hohe Ausschüttungen und Dekarbonisierung zusammengehen können. Der MSCI World High Dividend Yield Advanced Target Index kombiniert eine faktorbasierte Selektion mit ESG- und Dekarbonisierungszielen: Aus dem MSCI-World-Universum werden Titel mit überdurchschnittlicher Dividendenrendite und belastbarer Ausschüttungsqualität bevorzugt, während ESG-Filter schwerwiegende Kontroversen und definierte Geschäftsfelder ausschließen. In einem anschließenden Optimierungsschritt wird die Dividenden-Exposure maximiert, gleichzeitig werden CO2-Expositionsziele gegenüber dem Parent-Index eingehalten (Zielgröße: -30 Prozent). Per 31. Oktober 2025 weist der Index eine Dividendenrendite von 2,94 Prozent aus; der MSCI World liegt zum selben Stichtag bei 1,58 Prozent. Das illustriert, dass ein höheres Dividendenniveau nicht zwangsläufig mit einem höheren Emissionsprofil einhergeht—sofern Methodik, Qualitätskriterien und Emissionssteuerung stringent verzahnt sind. Rebalancings, Sektor-/Regionen-Limits und Einzeltitelobergrenzen dienen dabei der Risikokontrolle, während die CO2-Steuerung in der Praxis typischerweise über die gewichtete Emissionsintensität (zum Beispiel WACI) gemessen und relative zum Parent kalibriert wird.
Ergänzend lässt sich dasselbe Ziel über Dividendenwachstums-Ansätze mit ESG-Anforderungen verfolgen. Solche Konzepte wählen Unternehmen mit mehrjähriger Historie stabiler oder steigender Dividenden und koppeln dies mit klaren Nachhaltigkeitskriterien—etwa der Ausschluss schwerer Kontroversen, Mindest-ESG-Scores oder verbindliche Kohlenstoff-Leitplanken. Für Anleger, die stärker auf Planbarkeit und Steigerungsfähigkeit der Ausschüttungen als auf das absolute Renditeniveau zielen, bietet diese Bauweise eine robuste Möglichkeit, Dividendenqualität und Nachhaltigkeitsprofil konsistent zusammenzubringen—ohne einzelne Produkte zu präjudizieren.
Nachhaltigkeit korreliert mit stabileren Ausschüttungen
Die jüngere Forschung stützt die Verbindung zwischen ESG-Qualität und Ausschüttungsverhalten. Eine 2025 in „Business Strategy and the Environment“ publizierte G20-Studie findet einen positiven Zusammenhang zwischen ESG-Performance und Dividendenausschüttung (unter Berücksichtigung Governance-Faktoren). Eine 2023 veröffentlichte Arbeit zeigt zusätzlich einen Link zwischen ESG-Leistung und Dividendenstabilität bei Großunternehmen. Auch neuere Analysen deuten darauf hin, dass Dividendenpolitik als Kanal wirkt, über den ESG Mehrwert für Aktionäre stiften kann. Für Privatanleger heißt das: Wer Nachhaltigkeit ernsthaft integriert, kauft nicht automatisch „weniger Dividende“, sondern möglicherweise bessere Planbarkeit.
Worauf es in der Praxis ankommt, ist Glaubwürdigkeit. Der globale SBTi-Kompass ist hier ein zentraler Marker: 9.306 Unternehmen verfügen aktuell über validierte wissenschaftsbasierte Klimaziele; insgesamt 11.911 Firmen haben Ziele oder Commitments (Abruf 7. Nov 2025). Zudem berichten Firmen mit SBTs laut einer frischen SBTi-Erhebung verbesserte finanzielle und strategische Effekte – von höherer Stakeholder-Konfidenz bis zu effizienterer Steuerung. Für Anleger liefert das ein valides Unterscheidungsmerkmal, wenn sie auf Dividenden mit Substanz setzen. Gleichzeitig ist Vorsicht bei Offsets angebracht: Leitlinien zur Anrechenbarkeit von Kompensationen wurden zuletzt verschoben bzw. verschärft, was zusätzliche Unsicherheit schafft. Für nachhaltige Dividendensegmente spricht daher, stärker auf reale Emissionsreduktion und transparente Kennzahlen (zum Beispiel WACI, Scope 1–3) zu achten.
Fazit für Privatanleger
Wie lassen sich nun entsprechende Anlegerportfolios errichten? Im Fokus steht, Dividendenausschüttungen und Klimapfade systematisch und transparent zu steuern, basierend auf Index-Methoden und unter Einhaltung von Regularien. Wer Dividendenqualität sucht und Nachhaltigkeit ernst nimmt, muss keine Kompromissstrategie fahren. Mit ESG-geprüften Dividendentiteln mit historisch stabilem Wachstum und reduzierten CO2-Exposures in High-Dividend-Indizes lässt sich ein Ausschüttungsprofil mit glaubwürdigem Klimapfad kombinieren – transparent und datenbasiert. Die sorgfältige Auswahl der Bausteine und das Prüfen von SBTi-Status und WACI erhöhen dabei die Robustheit des Depots.

Ein Beitrag von Dyrk Vieten, Sprecher der Geschäftsführung der unabhängigen Vermögensverwaltung ficon Vermögensmanagement GmbH

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