Kooperation statt Wettbewerb: Wie Banken sich austauschen, um die Regulatorik zum Wettbewerbsvorteil zu machen
14.11.2025

Alberto Cuccu - Foto: Copyright Objectway
Neue gesetzliche Vorgaben stellen Banken von Echtzeitzahlungen über Nachhaltigkeitsberichte bis hin zu verkürzten Wertpapierabwicklungen vor enorme Herausforderungen. Viele Häuser müssen ihre IT-Systeme anpassen, ohne den laufenden Betrieb zu stören. Um dieses Problem zu bewältigen, hat Objectway einen kooperativen Ansatz zur Regulierung entwickelt und das „Regulatory Update Board“ ins Leben gerufen: einen regelmäßigen, strukturierten Workshop, in dem Experten verschiedener Institute ihre Erfahrungen teilen, neue Regulierungen frühzeitig bewerten und deren Umsetzung in Bankensysteme koordinieren. Gesetzliche Pflichten werden so nicht nur erfüllt, sondern zu einem strategischen Vorteil genutzt. Mit diesem Ansatz machen Banken vor, wie sie kooperieren können, um gemeinsam zu profitieren, statt nur zu konkurrieren.
Die Welle gesetzlicher Neuerungen im Finanzsektor belastet die Institute finanziell. Laut einer Studie von LexisNexis Risk Solutions sind die Ausgaben deutscher Banken für die Umsetzung gesetzlicher Vorgaben zwischen 2020 und 2023 um rund 20 Prozent auf 57,1 Milliarden US-Dollar gestiegen. Allein 2025 veränderten mehrere große Projekte die regulatorische Landschaft: CSRD, SEPA Instant Payments und das CSDR-Refit erfordern tiefgreifende Anpassungen von IT-Systemen, Schnittstellen und Prozessen bei gleichzeitigem Kostendruck.
Das Problem: Viele Entscheidungsträger reagieren immer noch nur auf neue Vorschriften. Entscheidend ist, diese proaktiv zu nutzen und sie nicht nur als Pflicht, sondern als Chance für Innovation und Effizienz zu betrachten. Basierend auf diesem Ansatz wurde das „Regulatory Update Board“ entwickelt. Dabei handelt es sich um eine strukturierte, regelmäßig stattfindende Zusammenkunft von Objectway-Experten, Spezialisten der teilnehmenden Finanzinstitute und externen Fachexperten, die ihr Wissen bündeln, Maßnahmen priorisieren und gemeinsame Umsetzungsstrategien definieren. Gemeinsam wird die „Regulatory Roadmap“ erstellt, in der bevorstehende regulatorische Entwicklungen identifiziert, bewertet und im Rahmen von Zeit, Umfang und Budget umgesetzt werden. Das könnte grundlegend verändert, wie Finanzinstitute die Regulatorik-Frage angehen. Denn die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften wird häufig nur als Hindernis angesehen, das den Geschäftsbetrieb verlangsamt. Dabei kann sie in der Realität als Katalysator für Wertschöpfung dienen. Die Teilnehmenden werden ermutigt, ihre interne Analyse im Voraus durchzuführen, um ein besseres Verständnis für die sich abzeichnenden Herausforderungen zu gewinnen. Das Board erleichtert offene Diskussionen und die Bildung von fokussierten Arbeitsgruppen, die gemeinsam die Zielarchitektur definieren, operative und Compliance-Lücken identifizieren und effektive Lösungen entwickeln.
Das Ende der Ad-Hoc Compliance?
Der entscheidende Fehler vieler Banken besteht darin, dass sie erst dann mit der Umsetzung neuer Vorschriften beginnen, wenn diese rechtsverbindlich geworden sind. Dabei dauert der durchschnittliche Gesetzgebungsprozess im EU-Finanzsektor etwa 22 Monate – die vollständige Umsetzung, einschließlich delegierter Rechtsakte, kann mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Wer nur reagiert, hat wenig Zeit, um IT-Systeme anzupassen, Schnittstellen zu aktualisieren oder interne Prozesse effizient zu planen. Die Regulatory Roadmap von Objectway plant weit im Voraus. Gesetzesentwürfe werden bereits in der Planungs- oder Konsultationsphase erfasst. Die teilnehmenden Banken können frühzeitig technische Änderungen vorbereiten, Ressourcen effizient nutzen und strategische Prioritäten setzen. So wird Compliance von einem reaktiven Pflichtthema zu einem kontinuierlichen, vorausschauenden Prozess. Das verschafft den Banken mehr Zeit, größere Sicherheit und einen Wettbewerbsvorteil.
Regulatorische Co-Creation sorgt für Wachstum
Nicht nur die Inhalte der Diskussion sind entscheidend, sondern auch die Beteiligten. In diesem Format treffen sich ausgewählte Bankmanager, die für Compliance-Angelegenheiten zuständig sind, mit Experten von Objectway sowie Vertretern von EU-Regulierungsbehörden und Rechts- und Steuerspezialisten. Sie analysieren die unterschiedlichen Auslegungen neuer Richtlinien, diskutieren praktische Umsetzungsmöglichkeiten und entwickeln konkrete Vorschläge für Software- und Prozessanpassungen – Lösungen, von denen alle teilnehmenden Finanzinstitute profitieren. Auf diese Weise entsteht eine Form der „regulatorischen Co-Creation“: ein kooperativer Ansatz, der Wettbewerb durch Zusammenarbeit ersetzt. Anstatt dass jede Bank ihre eigenen Regeln interpretiert, entsteht ein gemeinsames Wissensnetzwerk, fast wie ein Hub für regulatorische Innovationen. Dieses gebündelte Fachwissen reduziert den Aufwand für die individuelle Auslegung und Systemintegration für jedes Unternehmen. Objectway kombiniert das Wissen von Banken, internen Regulierungsteams und externen Partnern zu einem Ökosystem, das Vorschriften einhält und gleichzeitig den Wandel beschleunigt. Vorschriften sind kein Hindernis, sondern der Schrittmacher für die nächste Phase der digitalen Transformation. Wer sie klug nutzt, verwandelt Verpflichtungen in Mehrwert.
Autor: Alberto Cuccu, Chief Operating Officer bei Objectway

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