Nachhaltigkeitsthemen brauchen Mut zur Veränderung
15.08.2025

Ole Nixdorff / Foto: © Nikolas Liese
Der Blick hinter die Fassade ist erhellend. Das ist der Reiz „besonderer“ Interviews, bei denen der Protagonist als Mensch im Fokus steht. Natürlich geht es um das Fachliche, aber das tritt gewissermaßen in den Hintergrund. Kürzlich hatte die finanzwelt-Chefredaktion die Möglichkeit, Ole Nixdorff, CEO der DN Deutsche Nachhaltigkeit AG, für ein solches Gespräch zu gewinnen. Erste Station unseres Treffens: Opernturn Frankfurt, Sitz des Unternehmens.
finanzwelt: Herr Nixdorff, der Schwerpunkt der DN Deutsche Nachhaltigkeit liegt im Impact Investing. Können Sie uns das Unternehmen kurz vorstellen?
Ole Nixdorff: Gerne. Die DN Deutsche Nachhaltigkeit investiert in Unternehmen mit innovativen, nachhaltigen Geschäftsmodellen, die einen positiven, messbaren Impact auf die Umwelt und die Gesellschaft haben. Natürlich reicht das allein für eine Beteiligungsgesellschaft nicht aus, sondern wir müssen bei solchen Investments die Perspektive haben, dass sich diese Gesellschaften auch ökonomisch erfolgreich entwickeln. Insofern verbinden wir die beiden Komponenten Nachhaltigkeit und Rendite.
finanzwelt: Unter Nachhaltigkeit wird vieles subsumiert. Sie zielen hingegen auf den konkreten Nutzen bzw. die direkte Wirkung bei den Investments ab.
Nixdorff: Absolut, damit gehen wir noch einen Schritt weiter als viele klassische ESG-Investoren. Entscheidend ist die Messung der tatsächlichen Wirkung unserer Investments. Bei unserer Analyse wenden wir einen standardisierten Impact Investment Prozess an, um valide und transparente Ergebnisse zu erzielen. Somit machen wir Impact messbar und nachvollziehbar. Das ist vor allem deshalb wichtig, um Transparenz und Vertrauen für unsere Stakeholder zu schaffen.
finanzwelt: Bevor wir auf Ihren Auswahlprozess näher eingehen, die Frage, inwiefern Sie interessante Geschäftsmodelle auf deren Weg zur Kapitalmarktreife begleiten. Das ist doch auch ein Teil Ihrer Unternehmens-DNA?
Nixdorff: Das ist unser zweites Standbein. Wir sind nicht nur Investor, sondern machen gleichzeitig Unternehmen fit für den Kapitalmarkt und beraten sie bei Finanzierungsthemen, zum Beispiel im Bereich Anleihen und Aktien sowie bei ihrem weiteren Wachstum. Innerhalb dieser beiden starken Standbeine lassen sich Synergien heben und Effizienzen steigern.
finanzwelt: Sie sprachen eben von dem dreistufigen Prozess, der Ihren Investments zugrunde liegt. Können Sie uns das etwas erläutern?
Nixdorff: Den Prozess haben wir gemeinsam mit dem ConsultingUnternehmen und wissenschaftsbasierten Nachhaltigkeitsnetzwerk p17 rund um Prof. Torsten Weber entwickelt. Alle bestehenden und potenziellen Beteiligungen müssen diesen mehrstufigen Prüfprozess durchlaufen und einen klar definierten positiven Score erzielen, um grundsätzlich ins Portfolio aufgenommen werden zu können. Am Anfang des Prozesses stehen die sogenannten Negativkriterien. Bedeutet, wir investieren beispielsweise nicht in Rüstungsfirmen oder Unternehmen, die in den Bereichen Glücksspiel oder ähnliches tätig sind. Solche Unternehmen sind mit unserem Verständnis eines positiven Impacts nicht vereinbar. Die Basis für den Impact Prozess bilden die 17 Sustainable Development Goals (SDGs) der UN, die für uns die höchste Priorität haben. Nur unter Berücksichtigung dieser Nachhaltigkeitsziele lässt sich auch in Zukunft menschenwürdiges Leben ermöglichen und dabei gleichsam die natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft bewahren.
finanzwelt: Wie geht der Prozess nun weiter?
Nixdorff: Im nächsten Schritt wenden wir unser ScoringModell an, das auf 40 eigens von uns kuratierten ESG-Prüfkriterien aufsetzt. Am Ende des Prüfprozesses ergibt sich ein kumulierter Score, der die Unternehmen in einer Spanne zwischen -100 und +100 in jene mit geringem oder sogar negativem Impact-Grad und solche mit deutlich positivem Impact-Effekt unterteilt. Als Pure Play Impact Investor investiert die Deutsche Nachhaltigkeit nur in Unternehmen, die eine Mindestschwelle von +25 Punkten erreichen und damit einen deutlich positiven Impact-Wert aufweisen.
finanzwelt: Würden Sie uns ein Beispiel geben?
Nixdorff: Unsere Beteiligung Save the Water Holding, die das nachhaltige Produkt Soapeya entwickelt hat, hat mit 51 Punkten die bislang höchste Bewertung beim Impact Investment Prozess erzielt. Das innovative Handreinigungsprodukt Soapeya kann ohne Wassereinsatz verwendet werden und eignet sich deshalb für Menschen, die in Regionen leben, in der Dürre oder Wasserknappheit herrscht. Die Menschen dort erhalten somit Zugang zu Hygieneprodukten, die schwere Infektionskrankheiten verhindern können. Somit leistet die SW Holding einen direkten Beitrag zur Bekämpfung globaler Krisen, wie u. a. steigende Wasserknappheit. In unserem Prüfprozess wurde hier vor allem der schonende Umgang mit der knappen Ressource Wasser sowie die Achtung kultureller Identitäten hervorgehoben.
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