Risikomanagement statt Renditetrieb – gerade im Alter zählt Widerstandskraft

21.10.2025

Foto: Im Ruhestand zählt nicht mehr die Jagd nach Rendite, sondern die Stärke gegen Krisen. © Freepik, mamewmy

Wer sein Vermögen fürs Alter sichern möchte, steht vor einer besonderen Aufgabe. Denn während jüngere Anleger auf Wachstum setzen können, geht es später vor allem darum, das Erreichte zu bewahren. Schwankende Märkte und politische Entwicklungen machen diesen Balanceakt nicht einfacher.

Der Edelmetallhändler Ronny Wagner bringt es auf den Punkt: „Gerade im höheren Lebensalter bedeutet Risikomanagement nicht Renditejagd, sondern Überlebensfähigkeit. Ein Vermögenscheck darf nicht die Höhe des Depots messen, sondern die Widerstandskraft gegen Inflation, Krisen und politische Eingriffe. Wer nur auf Papierwerte vertraut, lebt fragil. Antifragil wird man erst mit Sachwerten wie Gold oder produktiven Beteiligungen.“

Dieses Statement trifft einen Nerv in den Debatten um Geldanlage: Es fordert einen Paradigmenwechsel weg vom reinen Fokus auf absolute Wertsteigerung hin zu einem Konzept, das Schutz, Resilienz und Krisenfestigkeit in den Mittelpunkt rückt.

Inflationsdruck und Lebenshaltungskosten – reale Risiken für Senioren

Ein Blick auf die aktuellen Daten zeigt, dass Inflation nicht nur ein Schlagwort bleibt, sondern eine reale Belastung darstellt: Im September 2025 betrug die Inflationsrate in Deutschland 2,4 % gegenüber dem Vorjahr – ein Spitzenwert des laufenden Jahres. Besonders treibend waren Preissteigerungen bei Dienstleistungen und Nahrungsmitteln.

Bereits im Juni 2025 lag die Inflation bei 2,0 % – ebenfalls ein deutliches Signal für den anhaltenden Druck auf Kaufkraft. Diese Teuerung trifft all jene besonders stark, die im Ruhestand leben und häufig über festverzinsliche oder konservative Anlagen verfügen. Inflation vermindert die reale Rendite klassischer Wertpapiere.

Langfristig kann sie Kapital aufzehren, wenn Renditen nach Steuern und Kosten hinter der Preissteigerung zurückbleiben. Gerade im  Ruhestand kann das bedeuten, dass ein Portfolio, das nominell solide aussieht, real an Substanz verliert.

Gold als Krisenanker – Trend und Perspektiven

Vor diesem Hintergrund wächst das Interesse an Sachwerten wie Gold. Im Jahr 2025 verzeichnete der Goldpreis deutliche Anstiege: In US-Dollar ausgedrückt überstieg er bereits die Marke von 4.000 USD pro Feinunze – ein neues Rekordniveau. Analysten, darunter die Bank of America, prognostizieren mittelfristig sogar Preise von bis zu 5.000 USD/oz.

In Euro gerechnet profitierte Gold zusätzlich von Wechselkurseffekten. Der deutsche Markt zeigt ebenso eine zunehmende Nachfrage nach Anlagegold (Barren, Münzen) – gerade als Absicherung gegenüber Währungsrisiken und Staatsinterventionen.

Allerdings ist Gold kein Allheilmittel: Der Edelmetallbesitz bringt Herausforderungen mit sich – etwa Lagerkosten, Liquiditätsaspekte oder das Aufgeld beim Kauf. Zudem kann der Kurs kurzfristig schwanken, gerade bei Bewegungen am Devisenmarkt oder Zinspolitikänderungen.

Vom fragilen zum antifragilen Portfolio

Wagners Wortwahl „fragil“ vs. „antifragil“ benennt einen wichtigen Unterschied: Ein fragiles Vermögen bricht unter Stress zusammen; ein antifragiles kann aus Schocks lernen und profitieren. Das heißt: Ein Portfolio sollte so strukturiert sein, dass es weder durch Inflation, regulatorische Eingriffe noch durch Marktcrashs zerstört wird.

Sachwerte wie Gold, Immobilien oder direkte Beteiligungen gelten in dieser Logik als essentielle Bausteine:

·    Sie bieten einen Puffer gegenüber Währungsverlusten.

·    Sie sind weniger abhängig von Bank- oder Gegenparteirisiken.

·    Sie ergänzen klassische Finanzanlagen, ohne sie vollständig zu ersetzen.

Dennoch bleibt eine Diversifikation zentral: Nicht alles in Sachwerten – aber ein gezielter Anteil, der das Gesamtportfolio robuster macht. Gesund für ein Portfolio ist dabei auch eine regelmäßige Überprüfung: Nicht allein auf kurzfristige Kursgewinne schauen, sondern auf langfristige Beständigkeit. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, auch unter Stress Szenarien zu bestehen?

Im Alter neu denken: Sicherheit vor Eile

Für Seniorinnen und Senioren ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie eine Vermögensphase über Jahrzehnte durchlaufen. Entsprechend reicht eine Strategie, die nur auf Hochzinsphasen setzt, nicht – sie muss dauerhaft standhalten. Ein Fokus auf solides, widerstandsfähiges Vermögen ist dabei essenziell.

Wer – wie Ronny Wagner – sagt, dass „Risikomanagement nicht Renditejagd, sondern Überlebensfähigkeit“ sei, fordert uns dazu heraus, Vermögensplanung mit neuen Augen zu sehen: nicht in reinen Renditezahlen, sondern in realer Krisentauglichkeit. Ein Portfolio, das auf Sachwerten basiert und gegen Inflation, Marktkräfte und politische Eingriffe gewappnet ist, kann mehr sein als ein Gelddepot – es kann Teil der finanziellen Lebensversicherung werden.