Sachwertanlagen sind ein Megatrend

15.06.2022

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finanzwelt: Einem befreundeten Bauunternehmer wird für die Kernsanierung eines unbewohnten und verfallenen Altbaus die Baugenehmigung verweigert, weil er nicht das komplette Vorder-, Seiten- und Hinterhaus für Sozialwohnungen realisieren will. Und das im teuren Berlin-Mitte. Begründung: Früher (vor und kurz nach der Wende) hätten hier arme Menschen gewohnt. Die wurden aber aus Mitte alle weg gentrifiziert. Ein Mix aus Wohnen, Büro und Sozialwohnungen wurde abgelehnt. Dabei waren diese typischen Berliner Häuser in der Gründerzeit genau so konzipiert. Dann lieber das Haus weiter verfallen lassen, bis die alte Bausubstanz so marode ist, dass abgerissen und neugebaut wird. Natürlich dann im Luxussegment. Grall» Auf den Punkt gebracht! Die Politik scheitert mit Ansage. Die Immobilienentwickler in Deutschland befinden sich doch jetzt schon in einem regen Wettbewerb um die wenigen realisierbaren Baugrundstücke. Wo sollen denn 400.000 Wohnungen bis Jahresende gebaut werden? Die Vorgaben sind so weit weg von machbaren Wohnobjekten. Weil es noch keine verlässlichen und somit kalkulierbaren Richtlinien und Maßstäbe gibt, wird keiner bauen wollen. Viele Familien werden es sich nicht leisten können, ohne eine ausreichende KfW-Förderung zu bauen, die Bau-Zinssteigerung erschwert es zusätzlich. Ja, wir fühlen uns von der Politik im Stich gelassen. Da fehlen ganz konkrete Eckpfeiler und vor allem klare Bekenntnisse in Richtung Privatwirtschaft, um zu signalisieren, wir packen das gemeinsam an! Mit den aktuellen politischen Maßnahmen der Bundesregierung wird es generell schwer, Wohnraum zu schaffen und fast unmöglich Wohnraum, den sich auch jeder leisten kann. Dr. Schäfer» Unter diesen schwierigen Bedingungen, Auflagen und Genehmigungsverfahren leidet die Innovationsfähigkeit und -kompetenz. Aber eine Volkswirtschaft wie Deutschland braucht Innovation und die muss auch gefördert werden. Durch eine unklare Faktenlage kostbare Zeit zu vertrödeln, ist leider nicht rückgängig zu machen.

finanzwelt: Kann es denn noch schlimmer kommen? Behr» Eine Krise wird die andere ablösen. Wir denken, dass wir die Pandemie gefühlt hinter uns haben, man weiß nicht, wie es im Herbst wird. Jetzt haben wir die kriegerischen Auseinandersetzungen, die in jedem Fall Einfluss auf unsere Geschäftsmodelle haben, egal ob wir in Edelmetalle oder Immobilien machen. Ich bin mir sicher, dass kaum die eine Krise beendet ist, neue Probleme an deren Stelle treten. Ich glaube aber, die Bürger sind nicht mehr bereit, bei jeder Krise sich einschränken oder einschüchtern zu lassen. Irgendwann stumpft man ab. Es gibt Verschleißerscheinungen, weil man ja gefühlt von Krise zu Krise stolpert und nie zur Ruhe kommt.

finanzwelt: Also der biblische Zyklus der sieben guten und sieben schlechten Jahre, der noch bis in die 90er Jahre in Ansätzen zu erkennen war, wurde seit der Subprime-Krise durch ein Dauerfeuer von kritischen Situationen abgelöst. Griechenland-, Euro-, Flüchtlings- und Coronakrise. Als neuer Tiefpunkt jetzt der Überfall Russlands auf die Ukraine. Gierig» Durch die Medien angefeuert, steigt die individuelle Wahrnehmung von Unsicherheit und Konflikten, so dass wir uns quasi gefühlt in einer Dauerkrise befinden. Es gab früher schon immer Krisen, die Ereignisse waren allerdings lokal und nicht so transparent. Wenn man in Deutschland alle zehn bis 20 Jahre Probleme hatte, betraf das nicht die USA oder Asien. Heute ist die Wirtschafts-Welt sehr vernetzt. Und ja, wenn in China ein Lockdown umgesetzt wird, dann merken wir das hier sofort: Stichwort verzögerte Lieferketten wie Container-Schiffsstau vor Shanghai und dem Hamburger Hafen. Solche Situationen treiben den Wunsch nach Sicherheit, Kontinuität und Werterhalt, eben nach Sachwerten. Immobilien haben neben Edelmetallen, Uhren oder Oldtimern den Vorteil, dass sie nicht nur eine positive Wertentwicklung als Rendite haben, sondern einen kontinuierlichen Cashflow produzieren. Ich muss sie auch nicht verkaufen, um Gewinn zu realisieren, sondern kann sie im Bestand halten und monatliches Einkommen erzeugen. Es kommt hier natürlich auf die richtige Assetklasse, Lage und Objektqualität an.

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