Smarte API-Marktplätze für Versicherer – Symbiose im deutschen Versicherungsmarkt

10.03.2023

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API-Anbindungen sind aus der Versicherungswelt nicht mehr wegzudenken.

Die Digitalisierung revolutioniert die deutsche Versicherungs- und Finanzbranche. Dabei geht es vor allem darum, Prozesse konsequent von der Kundenseite her neu zu denken. Größtes Geschäftspotenzial bieten dabei standardisierte APIs und offene Marktplätze der verschiedenen Lösungen.

In der Welt der IT dreht sich sehr viel um sogenannte APIs. Das Kürzel steht für „Application Programming Interface“. APIs sind Mechanismen, die es zwei Software-Komponenten ermöglichen, über eine Reihe von Definitionen und Protokollen miteinander zu kommunizieren. Beispielsweise enthält das Software-System des Wetteramtes tägliche Wetterdaten. Die Wetter-App auf dem Mobiltelefon „spricht“ über APIs mit diesem System und zeigt den Nutzer:innen der App tägliche Wetteraktualisierungen auf deren Mobiltelefonen an.

Standardisierte APIs verzahnen alle Markt-Player miteinander

Auch in der Versicherungsbranche, die traditionell zu den großen Wertschöpfungsträgern in Deutschland zählt, sind APIs nicht mehr wegzudenken. „We think API first“ lautet das Motto des Münchener Start-up apinity GmbH, das API-Lösungen als Software-as-a-Service für das gesamte Ökosystem der Versicherungswirtschaft anbietet. Die Zeiten der Silos sind vorbei. Heute und vor allem in Zukunft kooperieren und interagieren viel mehr Player miteinander – gesteuert über neuartige Plattformen. Damit die Zusammenarbeit reibungslos funktioniert, sind braucht es smarte und möglichst standardisierte APIs. Genau das ist das Geschäftsmodell von apinity.

Die Führungsriege der MunichRe erkannte frühzeitig die großen Business-Möglichkeiten, die sich daraus ergeben. Im Oktober vergangenen Jahres übernahm der bayerische Großversicherer 100 Prozent der Anteile an der apinity GmbH. Dabei wurden sowohl das Team als auch die Technologieplattform inklusive aller bestehenden Dritt-Services und Geschäftsbeziehungen übernommen.

Torsten Jeworrek, Mitglied des Vorstands Munich Re, sagte anlässlich der Übernahme im Oktober 2022: „apinity ist ein InsurTech, das branchenspezifische Services abdeckt und zugleich das Potenzial hat, andere Industrien in das API-Ökosystem der Versicherungsindustrie zu integrieren. Zudem können unsere eigenen Services, beispielsweise im Bereich Naturkatastrophen oder Cyber, zukünftig über den apinity Marketplace bezogen werden.“

Customer Centricity als erfolgskritische Determinante

Fast noch wichtiger als alle technischen Details ist ein Umdenken bei den Versicherern, meint Anna-Carina Häusler, Managing Director von apinity: „Die Digitalisierung muss als kundenzentrierter Erneuerungsprozess verstanden werden. In diesem Prozess werden bestehende Systeme, Produkte und Dienstleistungen nachhaltig und skalierbar verbessert und gleichzeitig die individuellen Bedürfnisse der Kunden in den Fokus gerückt.”

„Standardisierte APIs fördern Innovation und neue Geschäftsmodelle“, erklärt Häusler. Unternehmen können sich auf die Entwicklung von Anwendungen und Funktionen konzentrieren, anstatt Zeit und Ressourcen für individuelle Integrationslösungen aufzuwenden. Häusler: „Es gilt nun, diese Standards weiter konsequent umzusetzen und damit eine Basis zu schaffen, die auch innovativen Unternehmen außerhalb der Versicherungswirtschaft den Zugang ermöglicht.“

Häusler und ihr Team setzen auf einen ganzheitlichen Ansatz und wollen damit die in der Praxis häufig zu beobachtende Trennung der Silos „IT“ und „Business“ aufheben. „Unsere Lösung berücksichtigt nicht nur den technischen Bedarf, sondern auch die Bedürfnisse anderer Interessengruppen wie der Rechts-, Finanz- oder Business Development-Abteilungen“, sagt die API-Expertin.

Passender Match zwischen Tanker und Schnellboot

Martin Thormählen, CTO bei MunichRe, freut sich über den Match zwischen dem etablierten globalen Versicherungskonzern und dem aufstrebenden Start-up: „Munich Re hat früh entschieden, dass wir ein API-Gateway und ein API-Entwicklerportal brauchen – und zwar weltweit. Nun ist unsere Liste moderner externer und interner Services erwartungsgemäß gewachsen. Deshalb war es der richtige Zeitpunkt, endlich in apinity zu investieren, um einen professionellen Marktplatz aufzubauen und unsere Services unseren Kunden anbieten zu können.“

Dass API und die wachsende Vielfalt von API-Lösungen für einen offeneren Austausch innerhalb der Branche führen, erkennt auch Thormählen. „Mit apinity werden wir auch ein besseres internes Entwicklerportal etablieren, das nicht nur die Nutzung unterstützt, sondern auch die Erstellung neuer Dienste fördert“, erklärt der CTO der MunichRe.

Die Versicherungsbranche durchlebt derzeit, wie viele andere Branchen, eine „Zeitenwende“. Der Trend zur Plattform-Ökonomie verändert die Assekuranz fundamental. Damit werden auch eingebettete Versicherungen zur bequemsten Option, sich nahtlos abzusichern – das gilt für Privatkundenprodukte wie Kfz-Policen, Haushaltsschutz, Reisepolicen beim Abschluss der Urlaubsbuchung oder für besondere Elektronikschutzverträge beim Kauf des vierstellig teuren Smartphones im Telekommunikationsshop. Damit all das funktioniert, sind gute APIs die Grundbedingung. Die Anbieter müssen in der Lage sein, ihre Vertriebswege über APIs offenzulegen.

Thormählen nennt weitere Vorteile einer noch intensiveren Verzahnung aller Player: „Einige Anbieter verfügen vielleicht über einen riesigen Datensatz und können daraus Werte ableiten. Während einige Daten wie Scoring, Risikobewertung oder andere nur intern verwendet und nicht an potenzielle Kunden weitergegeben werden, können andere datengesteuerte Dienste neue Einnahmequellen schaffen."