So entsteht Mehrwert

01.03.2023

Stefan Kuhn leitet seit dem vergangenen Jahr den ETF-Vertrieb von Fidelity in Europa. Er will das Geschäft mit ETFs ausbauen. finanzwelt sprach mit ihm exklusiv über seine Ambitionen und die Positionierung seines Hauses im ETF-Markt.

finanzwelt: Herr Kuhn, im vergangenen Jahr sind Sie bei Fidelity zum ETF-Vertriebsleiter für Europa bestimmt worden. Was gab den Ausschlag für diese neue Herausforderung? Stefan Kuhn» Mit meiner langjährigen Erfahrung in der Finanzdienstleistungsbranche, insbesondere im ETF-Segment, sah ich bei Fidelity International die einmalige Gelegenheit, an der Schnittstelle von aktivem und passivem Management zu arbeiten und etwas zu bewegen. Fidelity ist bekannt für aktives Management, hat aber bereits 2017 die ersten ETFs aufgelegt. Jetzt geht es darum, dieses Geschäftsfeld weiter voranzutreiben und kraftvoll zu stärken.

finanzwelt: Auch im ETF-Markt herrscht ein harter Wettbewerb. Wie positioniert sich Ihr Haus? Kuhn» Richtig ist, dass das weltweite in ETFs verwaltete Vermögen in den letzten Jahren große Sprünge gemacht hat und die Anzahl der Anbieter stetig steigt. Viele Platzhirsche sind in diesem vergleichsweise jungen Markt gesetzt. Das bedeutet, wir müssen uns vom Ansatz von der Konkurrenz unterscheiden. Klassische Indextracker gibt es genügend, da bieten wir dem Markt und den Kunden keinen wirklichen Mehrwert. Aber aktiv gelenkte ETFs („Beta Plus“) sind echte Innovationen, und dafür stehen wir. Mit diesem Verständnis hat Fidelity sich mittlerweile als ein nennenswerter Akteur im ETF-Markt etabliert.

finanzwelt: Bei Ihren Produkten setzen Sie demnach stark auf das Research Ihres Hauses? Kuhn» Absolut. Eine reine Abbildung der Standard-Indizes passt nicht zu unserer Philosophie. Vielmehr bieten wir eine Produktpalette, die auf hausintern entwickelten Indizes basiert und sich dabei den Erkenntnissen unseres globalen Researchs bedient. Neben Nachhaltigkeits- und Dividenden-Produkten verweise ich in diesem Kontext gerne auf Themen-ETFs.

finanzwelt: Sie sprechen einen interessanten Punkt an – Themen-ETFs. Worin liegt hierbei der Reiz? Kuhn» Die Welt ist im Umbruch. Es lohnt sich, den Blick stärker auf strukturelle Transformationsprozesse zu richten, die unsere Zukunft bestimmen werden. Bei allen Umwälzungen ist zentral, zwischen kurzfristigen Hypes und langfristigen Veränderungsprozessen zu unterscheiden. Identifizieren wir ein tragendes Thema, gilt es im nächsten Schritt auszumachen, ob sich genügend Unternehmen finden lassen, deren Umsatz sich hauptsächlich aus diesem Geschäftsfeld speist. Insofern liegt unseren Themen-ETFs ein mehrstufiger Prozess inklusive Überprüfung zugrunde.

finanzwelt: Welche Themen haben Sie identifiziert? Kuhn» Anleger können zwischen fünf langfristigen Trends wählen: Die Zukunft der Mobilität, Cloud Computing, Digital Health, Erneuerbare Energien und Metaverse.

finanzwelt: Was gilt es, beim thematischen Investieren im Blick zu haben? Kuhn» Eine Herausforderung ist die potenziell geringere Liquidität, da beim thematischen Investieren häufig kleinere Unternehmen im Fokus stehen. Wir konzentrieren uns konsequenterweise nur auf jene Firmen, die Liquiditätsmindeststandards einhalten können. Early Stage Unternehmen sind folglich nicht in unseren ETFs zu finden, aber das gilt für alle (Themen) ETFs, da ja deren Liquidität an den Börsen gewährleistet sein muss.

finanzwelt: Wie blicken Sie auf das Jahr 2023? Kuhn» Wir wollen wachsen, haben uns personell verstärkt und sind als Marke Fidelity in der Lage, unseren Kunden die passende Lösung auf ihren Investmentwunsch zu bieten. Ob mit aktiven Fonds oder eben auch mit börsengehandelten Fonds. (ah)