So nachhaltig ist die Assekuranz

12.02.2021

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Bei Berichten zählt Transparenz

Obwohl das Thema Nachhaltigkeit noch recht neu ist, haben sich hierzu bereits Berichtsstandards etabliert. So berichten 67,7 % der betrachteten Versicherer (Umfrage und Nachhaltigkeitsbericht) nach dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex (DNK) oder der Global Reporting Initiative (GRI). Der im Jahr 2010 entwickelte DNK gibt 20 Kriterien für die Berichterstattung vor und dort gilt das Prinzip „comply or explain“, d.h. die Unternehmen berichten nach den vorgegebenen Standards („comply“) oder erklären, warum sie eben dies nicht tun („explain“). Somit entfalten die Kriterien keine rechtliche Bindungswirkung. Bereits im Jahr 2000 hat die GRI ihre erste Richtlinie veröffentlicht. Grundlage der Berichterstattung ist Transparenz mit dem Ziel der Standardisierung. Laut Franke und Bornberg ist ein Nachhaltigkeitsbericht, der nicht auf anerkannten Standards basiert, jedoch nicht weniger aussagekräftig als einer, der sich an Standards ausrichtet.

Sehr unterschiedliche Definitionen der Kriterien

Eine Vergleichbarkeit der einzelnen Versicherer wird dadurch erschwert, dass einheitliche Berichtsstandards und Bezugsgrößen für Verbrauchswerte und Abfall fehlen. Dies zeigt sich am Beispiel Papierverbrauch. So gibt es einige Gesellschaften, die unter „Papierverbrauch“ nur das Druckerpapier erfassen, während eine andere Gesellschaft sogar detailliert den Verbrauch der unterschiedlichen Arten von Hygienepapier auflistet. Noch deutlicher zu Tage tritt die Uneinheitlichkeit in den Nachhaltigkeitsberichten, wo die Spannweite von „keine Angabe“ bis zu „10.161 t Gesamtpapierverbrauch“ ohne weitere Bezugsgrößen reicht.

Auch beim Wasserverbrauch zeigt sich ein sehr uneinheitliches Bild. Während die Gesellschaft mit dem geringsten Verbrauch 4,92 Kubikmeter pro Vollzeitmitarbeiter und Jahr angab, lag der höchste angegebene Wert mit 24,45 Kubikmetern gut fünf Mal so hoch. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Standards bei Papier, Wasser, Energie, Abfall und Dienstreisen stellt der ESG-Report von Franke und Bornberg diesbezüglich keine Bewertung oder Reihenfolge auf.

Diversität noch deutlich ausbaufähig

Das Thema Nachhaltigkeit umfasst nicht nur ökologische, sondern auch soziale Faktoren wie Diversität. Deshalb hat der ESG-Report von Franke und Bornberg u.a. auch die Geschlechterverteilung in Vorstand und Aufsichtsrat untersucht. In den befragten Unternehmen sind lediglich 9 % der Vorstände weiblich, in den Aufsichtsräten liegt die Frauenquote bei 23 %. Ein weiterer Aspekt der Diversität sind Menschen mit Behinderung. Betriebe mit mindestens 20 Arbeitsplätzen sind dazu verpflichtet, mindestens 5 % davon mit schwerbehinderten Menschen zu besetzen. Jedoch erfüllt mehr als die Hälfte der untersuchten Versicherer diese gesetzlichen Vorgaben nicht. Lediglich drei Versicherer nannten hierzu konkrete Zahlen. 19,4 % der Studienteilnehmer legten hierzu überhaupt keine Zahlen vor.

Als weitere Indikatoren für Diversität, Fairness und Betriebsklima analysiert der ESG-Report die externe Fluktuation sowie die Anwendung von Tarifverträgen in den Unternehmen.

Welche Rolle Nachhaltigkeit für die Versicherer bei der Kapitalanlage spielt, lesen Sie auf Seite 3