Trump, Erfolg und Stupid German Money

02.07.2019

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finanzwelt: Viele Emissionshäuser haben sich im Ausland versucht. Aber nichts war so langfristig erfolgreich wie der US-Immobilienmarkt. Selbst die Subprime-Krise konnte dem langfristigen Erfolg wenig anhaben. Woran liegt das?

Dürr: Als größter Immobilienmarkt der Welt mit einem hohen Grad an Diversifikation und Transparenz bieten die USA Investoren attraktive Anlagemöglichkeiten. Dennoch veränderte die Krise des US-amerikanischen Häusermarktes vor zehn Jahren, in der Millionen Zwangsversteigerungen den American Dream vom Eigenheim mit gepflegtem Vorgarten zerstörten, das Wohnverhalten. Der Mietwohnungsmarkt, also Multi-Family Housing, hat nach der Finanzkrise im Vergleich der US-Immobilienalternativen stark an Attraktivität gewonnen. So erhöhte sich die Zahl der Mieterhaushalte von 33,4 Mio. im Jahr 2005 um 9,7 Mio. auf 43,1 Mio. im Jahr 2017 bzw. von ca. 31 % auf über 36 % der US-Haushalte. Die US-Demografie treibt die Entwicklung weiter voran.

Kunz: Es liegt daran, dass die Volkswirtschaft der USA komplett anders aufgebaut ist, als zum Beispiel in Europa. Die Amerikaner „verdauen“ eine Wirtschaftskrise und deren Auswirkungen einfacher, als die Europäer. Während die USA beispielsweise nach dem Lehman Crash ihre 19 größten Banken in den Stress-Test gezwungen hat, wurde in Europa mit allen Tricks gearbeitet, marode Banken überleben zu lassen. Der Stress-Test in den USA führte dazu, dass große Banken zwangskapitalisiert wurden und heute nach Gesundung durchschnittlich Eigenkapital vom 12 % vorweisen. Die tieferen Einschläge, die in den Vereinigten Staaten dann aber auch zu einer schnelleren Gesundung der Wirtschaft führen, gibt es so in Europa nicht.

Arndt: Es gibt zwei maßgebliche Gründe für den wirtschaftlichen Erfolg in den USA. Erstens die niedrige Staatsquote. Die Geschichte lehrt, dass Volkswirtschaften mit einer niedrigen Staatsquote eine höhere Effizienz haben als Volkswirtschaften mit einer hohen Staatsquote. Zudem ist die Regulierung in den USA auf einem sehr viel niedrigeren Niveau als in anderen Industrienationen. Und zweitens die demographische Entwicklung. Die Bevölkerung in den USA wächst seit Jahrzehnten prozentual sehr viel stärker als die in europäischen Ländern oder in Japan. Und die Bevölkerung wächst sowohl von innen heraus, durch höhere Geburtenzahlen, als auch aufgrund einer Einwanderungsgesetzgebung, die seit Jahrzehnten Anreize für Menschen außerhalb der USA bieten.

finanzwelt: Die USA sind kein homogener Markt. Die kulturellen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Unterschiede zwischen den einzelnen Staaten und Städten sind immens. Welche Staaten und Städte bevorzugen Sie als Investitionsstandort und warum?

Dürr: Die BVT sieht Potenzial für lukrative Wohnimmobilien-Investments seit 2013 insbesondere im Großraum Boston, prüft aber laufend weitere zukunftsträchtige Märkte. Dazu werden regelmäßig die Metropolregionen hinsichtlich relevanter Kriterien wie Job- und Bevölkerungswachstum, durchschnittliche Haushalteinkommen und deren Wachstum analysiert. Wichtig für die Beurteilung des Marktes sind zudem die Absorptionsquote neu geschaffener Mehrfamilienhauswohnungen sowie die Anzahl von Bauanträgen und der in Bau befindlichen Wohneinheiten.

Kunz: Wir bevorzugen weiterhin den Südosten, da dort auch der größte Anteil am BIP der USA erwirtschaftet wird. Die Familienfreundlichkeit ist hier besonders hoch und die Kosten für Lebenshaltung und Immobilien liegen bei ca. 33 % von denen des Südwestens oder New York. Die USA bieten eine sehr große Vielzahl von Immobilienmärkten. Wir haben alleine in Atlanta 27 verschiedene Märkte für Büro-Immobilien. Unsere Investitionsstandorte im Südosten der USA sind dadurch geprägt, dass alle extrem hohen Bevölkerungszuwachs haben und internationale Unternehmen anziehen.

Arndt: Wir bevorzugen grundsätzlich solche Standorte, die in Bezug auf perspektivische Wirtschaftsentwicklung, Preisentwicklungen und Standortbedingungen Vorteile gegenüber anderen Regionen aufweisen. Aus unserer Sicht sind dies aktuell insbesondere Texas, Nevada und Florida, wobei wir nicht grundsätzlich auch Investitionen in anderen Regionen bzw. Städten ausschließen wollen. Hier sehen wir uns dann natürlich auch die Bedingungen genauestens an.

Welche Anlagephilosophie die Emissionshäuser verfolgen, erfahren Sie auf Seite 3