Was die PKV beschäftigt - map-report Nr. 920

07.09.2021

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Was beeinflusst die Entwicklung der Branche?

Seit 2020 kommen zu den typischen Einflussfaktoren wie Kündigungen, Neuabschlüssen, Wechsel von GV zur privaten Versicherung und umgekehrt, Tarifwechseln und demografischem Wandel zusätzlich nun auch die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Branche zu. Bisher sind die Folgen für die Versicherungsbranche deutlich geringer als für andere Wirtschaftszweige. Wie sich die Krise jedoch langfristig auswirkt, bleibt abzuwarten. Festzustellen ist jetzt nur, wie stark abhängig die private Krankenversicherungsbranche von äußeren Faktoren ist.

Zu diesen äußeren Faktoren gehört auch das Zinsniveau, unter dem Versicherer in der Vergangenheit branchenübergreifend gelitten haben. Nun waren es aber gerade die Niedrigzinsen, die die Bewertungsreserven in Kapitalanlagen weiter anstiegen ließen. Während 2018 sämtliche Anbieter teilweise dramatische Rückgänge der Bewertungsreservequote verzeichneten, ging es 2020 für fast alle Anbieter das zweite Jahr infolge bergauf. Hallesche und Inter konnten mit jeweils 27,8 % die höchsten Werte vorweisen, gefolgt von der Allianz mit 26,1 %. Ergebnisse über 20 % erreichten auch Alte Oldenburger (21,9 %), AXA (21,4 %), Signal Iduna und Debeka mit jeweils 21,0 % sowie LVM (20,4 %) und VGH Provinzial (20,3 %). In der Branche stieg der Anteil der Bewertungsreserven an den gesamten Kapitalanlagen von 17,4 auf 18,9 % im Durchschnitt.

Vollversicherung bleibt Grund zur Sorge

Die Krankenvollversicherung bleibt das Problemkind der Branche. Die meisten Versicherer veröffentlichen immer noch keine konkreten Zahlen zur Entwicklung ihres Neugeschäfts im Bereich Vollversicherung. So bleibt marktumfassend nur die Möglichkeit über die Bestandsentwicklung der Versicherer Rückschlüsse auf das Neugeschäft zu ziehen. Es gibt nur einige positive Ausnahmen, wie z.B. die Debeka, die für 2020 in der Vollversicherung ein Plus von 84.055 Versicherten veröffentlicht, sowie die Allianz die einen Zuwachs von 10.398 Versicherten verzeichnet.

Beim Blick auf die Bestandsentwicklung zeigt sich, dass nur zwölf der 31 untersuchten Anbieter mit Vollversicherten ihre Bestände ausbauen konnten - was aus oben beschriebenen Gründen aber nicht automatisch bedeutet, dass die Zahl der Vollversicherten auch zugenommen hat. Die Debeka dominiert dieses Feld mit einem Zuwachs von 34.120 Kunden, gefolgt von HanseMerkur (11.058) und Arag (5.790). Einen vierstelligen Bestandszuwachs konnten außerdem die HUK-Coburg (2.077), Concordia (1.608), R+V (1.461) und LVM (1.194) verzeichnen. Die Vorjahresverlierer blieben auch in 2020 die DKV mit einem Bestandabrieb von -16.496, die Allianz (-9.2589) und die Bayerische Beamtenkrankenkasse (-6.327).

Und was heißt das jetzt?

Im Zeitraum von 2016 bis 2020 erreicht die Alte Oldenburger die besten Bilanzkennzahlen und verteidigt mit 87 % (261 von 300 Punkten) die Position als bilanzstärkster privater Krankenversicherer. Ähnlich wie im Vorjahr zählen außerdem auch LVM, R+V und Signal Iduna zur Spitzengruppe mit „mmm+“-Bewertung (exzellent). Hervorragende Ergebnisse mit der Wertung „mmm“ erzielten- ebenfalls wie im Vorjahr- die VGH Provinzial, Universa sowie die Hallesche. In der Kategorie „sehr gut- mm“ führt der Münchener Verein und verpasste mit 74,7 %  nur knapp die nächste Bewertungsstufe von hervorragend. Neun weitere Versicherer konnten in dieselbe Kategorie eingestuft werden, darunter u.a. Branchengigant Debeka, die Allianz und Generali.

Diese Ergebnisse zeichnen einen eindeutigen Trend für die Private Krankenversicherungsbranche, die verschiedenen Anbieter driften immer weiter auseinander und lassen sich zunehmend deutlich in schrumpfende, stagnierende und wachsende Unternehmen einteilen. Wie sich die PKV-Branche neuen Herausforderungen stellt und vor allem wie sie die Corona-Pandemie langfristig verträgt, bleibt abzuwarten.

Neben diesem Bilanzrating wird es Ende Oktober ein umfassendes PKV-Rating geben, das zusätzlich zu den Bilanzkennzahlen weitere Aspekte wie zum Beispiel die Dienstleistungsqualität oder Beitragsentwicklung berücksichtigt. Weitere Informationen zum map-report Nr. 920 gibt es hier. (lb)