„Gute Mitarbeiterporträts sind gelebte Unternehmenskultur“ – Sven Erberich über Teambilder mit Charakter

31.10.2025

Sven Erberich

Was macht ein gutes Mitarbeiterporträt aus? Und warum lohnt es sich für Unternehmen, in individuelle Bilder ihrer Teams zu investieren? Wer sich mit der Außendarstellung seiner Firma beschäftigt, landet schnell bei diesen Fragen – und damit bei Fotografen, die mehr sehen als nur einen Bildauftrag. Einer von ihnen ist Sven Erberich. Mit seinem Studio Meerlicht Photography hat er sich auf authentische Businessporträts und Unternehmensfotografie spezialisiert. Im Interview spricht er über echte Momente vor der Kamera, über Unternehmenskultur, die sichtbar wird – und warum ein gutes Porträt manchmal mehr sagt als jede Imagekampagne.

Interviewer: Sven, vielen Dank, dass du dir Zeit nimmst. Du fotografierst Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Unternehmen. Was reizt dich an diesem Thema besonders?

Sven Erberich: Sehr gern! Für mich ist Mitarbeiterfotografie viel mehr als ein Businessportrait vor weißem Hintergrund. Es geht darum, Menschen in ihrem Element zu zeigen, mit eigener Persönlichkeit, lebendig und authentisch. Das ist für mich gelebte Unternehmenskultur. Ich finde: Mehr als ein Bild, das man abhakt, ist ein Porträt ein visuelles Zeichen innerer Verbundenheit zwischen Kolleginnen, Führungskräften und dem Unternehmen. Und das strahlt nach außen.

Interviewer: Wie entsteht so ein Porträt mit Charakter? Kannst du den Ablauf erklären?

Sven: Das beginnt mit einem ausführlichen Gespräch, nicht nur mit der HR-Abteilung, sondern mit dem Team selbst. Ich möchte wissen, was die Leute bewegt, worauf sie stolz sind, welche Geschichte hinter dem Job steckt. Daraus ergibt sich eine Idee für Motive, etwa in Arbeitsbereichen, Pausenzonen oder draußen auf dem Firmengelände. Vor Ort entsteht dann vieles im Miteinander. Ich arbeite gerne mit kleinen Aufgaben, die die Leute aus der Reserve locken. Wenn jemand zum Beispiel kurz zeigt, was er gerade macht oder woran er arbeitet, kommt Bewegung ins Spiel. Und vor allem: Persönlichkeit. Der Moment entscheidet. Oft entsteht das beste Bild genau dann, wenn jemand ganz bei sich ist.

Interviewer: Also keine gestellten Standardbilder?

Sven: Genau. Was wir vermeiden, sind diese typischen Posen mit verschränkten Armen und dem gezwungenen Lächeln. Ich glaube, man sieht sofort, ob jemand sich wohlfühlt. Und das ist der Schlüssel. Wenn jemand kurz innehält, den Blick hebt und in die Kamera schaut, kann da eine ganze Geschichte mitklingen. Diese kleinen Nuancen - ein Stirnrunzeln, ein spontanes Lachen, ein schiefer Blick - machen den Unterschied. Es geht nicht um Hochglanzoptik, sondern um Echtheit.

Interviewer: Welche Wirkung haben solche Bilder intern und extern?

Sven: Intern stärken sie die Identifikation. Wenn Mitarbeitende sich selbst wiedererkennen mit ihrer echten Mimik, ihrer Umgebung, ihrem Stil, dann entsteht ein Gefühl von Zugehörigkeit. Das wirkt wie ein visuelles Bekenntnis: „Ich bin Teil davon.“ Nach außen hin zeigen solche Fotos, wie ein Unternehmen wirklich tickt. In Zeiten von Social Recruiting und Employer Branding ist das enorm wichtig. Wer sich als authentisch präsentiert, wirkt nahbar und glaubwürdig. Die besten Reaktionen kommen oft von Bewerberinnen, die sagen: „Ich hatte gleich ein Gefühl für das Team.“

Interviewer: Welche Unternehmen profitieren davon besonders?

Sven: Eigentlich jedes, in dem Menschen die Marke tragen. In Agenturen, Kliniken, Handwerksbetrieben, Start-ups oder klassischen Mittelständlern ist der Teamfaktor entscheidend. Wenn ein Unternehmen sagt, es lebt Werte wie Vertrauen, Offenheit oder Miteinander, dann sollten die Bilder das zeigen. Nicht als gestellte Szenerie, sondern als Momentaufnahme echter Kultur. Man spürt, ob da etwas dahinter steckt oder ob einfach nur ein Shooting geplant wurde.

Interviewer: Welche typischen Fehler siehst du bei Mitarbeiterfotografie?

Sven: Der größte ist: einfach machen lassen. Wenn ein Unternehmen ein Shooting durchführt, ohne vorher zu kommunizieren, warum das passiert, entsteht Unsicherheit. Die Leute wissen nicht, was auf sie zukommt, und das sieht man den Bildern später an. Genauso problematisch sind Fotoproduktionen, bei denen alle Bilder gleich aussehen: gleiche Pose, gleicher Hintergrund, gleiche Perspektive. So wirkt das Team beliebig. Und dann gibt es noch den Klassiker: Bilder werden zwar gemacht, aber nicht eingesetzt. Sie landen im Intranet und niemand sieht sie. Dabei steckt so viel Potenzial in diesen Aufnahmen. Sie können Geschichten erzählen, Vertrauen aufbauen, Bewerbungen beeinflussen.

Interviewer: Was empfiehlst du Unternehmen bei einer neuen Fotoproduktion?

Sven: Der wichtigste Punkt ist die Vorbereitung. Wer klar kommuniziert, was das Ziel ist und wofür die Bilder genutzt werden sollen, schafft Vertrauen. Während des Shootings braucht es Offenheit, Raum für echte Momente und keine Zeitvorgaben im Minutentakt. Das funktioniert nur, wenn sich alle wohlfühlen. Und danach sollte man die Fotos nicht einfach ablegen, sondern aktiv nutzen, auf der Website, in Recruiting-Kampagnen, in der internen Kommunikation. So werden sie Teil der Unternehmenskultur, sichtbar und greifbar.

Interviewer: Gibt es ein Beispiel, bei dem das besonders gut funktioniert hat?

Sven: Ja, ich habe mit einem mittelständischen Maschinenbauer gearbeitet, der bewusst keine glatten Stockbilder wollte. Wir haben das Team in der Produktion fotografiert, mitten im Arbeitsalltag. Da war Öl an den Händen, Schutzbrille auf der Stirn, Lärm im Hintergrund und genau das hat funktioniert. Die Leute wurden sichtbar, wie sie wirklich sind. Diese Bilder sind heute auf der Karriereseite, im Kundenmagazin und sogar auf Messen im Einsatz. Und das Feedback war durchweg positiv. Die Bewerberzahlen sind gestiegen, vor allem aus dem direkten Umfeld. Da sieht man: Nähe wirkt.

Interviewer: Wie lange dauert so ein Projekt normalerweise?

Sven: Das hängt von der Unternehmensgröße ab, aber im Schnitt reden wir von wenigen Wochen. Ein erstes Gespräch, dann Planung und das eigentliche Shooting, das pro Person vielleicht eine Viertelstunde dauert. Die Nachbearbeitung passiert zügig. Was zählt, ist das gemeinsame Verständnis. Wenn klar ist, dass es um echte Bilder geht, entsteht etwas, das bleibt nicht nur im Speicher, sondern in den Köpfen.

Interviewer: Sven, vielen Dank für das Gespräch!

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