„Wir halten an unserer langfristigen Perspektive fest“

06.04.2023

Luc Olivier, CFA, Fund Manager of Echiquier Positive Impact Europe, LFDE / Foto: © LFDE

Aktuelle Herausforderungen wirkten sich auch stark auf die Entwicklung von Fonds aus. Luc Olivier, CFA, Fund Manager of Echiquier Positive Impact Europe, LFDE, steht im Interview mit finanzwelt Rede und Antwort zu den Entwicklungen des Fonds „Echiquier Positive Impact Europe“ seit Jahresbeginn, seine Strategie und weitere Erwartungen für 2023.

finanzwelt: Wie verlief der Jahresstart bislang für Sie, speziell auch mit Blick auf Ihren Fonds Echiquier Positive Impact Europe?

Luc Olivier: Der Fonds hat sich bisher gut behauptet, während die Märkte mit mehreren Herausforderungen konfrontiert sind. Erstens die anhaltenden Zinserhöhungen der großen Zentralbanken, die sich negativ auf Bewertungen und Marktrisikoprämien auswirken. Zweitens hat die von den USA ausgehende Bankenkrise die Volatilität in die Höhe getrieben und die Märkte für einen Moment ins Minus gedrückt. Die Abwesenheit von Banken innerhalb des Fonds, hat sich als vorteilhaft erwiesen. Schließlich ist das Rezessionsrisiko zum Ende des ersten Quartals des Jahres wieder gestiegen, und der Fonds dürfte unserer Meinung nach aufgrund seiner Positionierung widerstandsfähig sein, sollte sich dieses Risiko verwirklichen.

finanzwelt: Schauen wir auf die Makroebene: Sowohl die Corona-Auswirkungen als auch der Russland-Ukraine-Krieg haben die drei wichtigsten Trends, denen der Fonds ausgesetzt ist, verstärkt: Klimawandel und Energieabhängigkeit, steigende Ausgaben im Gesundheitswesen und Digitalisierung der Unternehmen, richtig?

Olivier: Ja, genau. Drei wichtige Trends wurden durch Corona und den Russland-Ukraine-Krieg beschleunigt: erstens der Klimawandel und die Energiesouveränität, die durch die Pläne der US IRA und der EU gefördert werden dürften; zweitens der Anstieg der Ausgaben für das Gesundheitswesen und die Digitalisierung der Unternehmen, wobei die Ausgaben für die Digitalisierung in Europa hoch bleiben.

So sind wir zu Beginn des Jahres 2023 verstärkt im Gesundheitssektor (mehr als 30 % des Fonds), in der Energiewende über nachhaltige Mobilität, Energieeffizienz oder erneuerbare Energien (ca. 30 %) und in digitalen Lösungen (mehr als 20 %) engagiert, wobei wir weiterhin solide Werte wie SAP[1] halten.

finanzwelt: Können Sie Ihren Fonds Echiquier Positive Impact Europe einmal kurz beschreiben? Was sind seine Stärken und Schwächen?

Olivier: Der Fonds, der an die Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) der UNO angelehnt ist, verfolgt ein doppeltes langfristiges Ziel: eine finanzielle Performance und einen positiven Impact zu generieren. Der Echiquier Positive Impact Europe[2] investiert in verantwortungsbewusste europäische Unternehmen, die zum energetischen und ökologischen Wandel beitragen.

finanzwelt: Wie reagiert man als Fondsmanager am besten auf solche großen Herausforderungen?

Olivier: Der Krieg in der Ukraine ließ unser ursprüngliches Szenario einer wirtschaftlichen Erholung kippen. Wir drehten daher die Positionierung des Fonds, reduzierten die Gewichtung zyklischer Werte und erhöhten den Anteil erneuerbarer Energien. Wir erhöhten unser Engagement in widerstandsfähigen, qualitativ hochwertigen Unternehmen mit hoher Preismacht erheblich. Unser Augenmerk richtete sich angesichts der historisch hohen Zinsen auf die Bewertungen. Wir reduzierten das Beta des Portfolios und verringerten den Anteil kleiner und mittlerer Werte, die am stärksten von der Krise und den Liquiditätsrisiken betroffen sein könnten.

finanzwelt: Und mussten Sie Ihre Anlagestrategie grundsätzlich überdenken oder anpassen?

Olivier: Wir haben zwar unsere Strategie strategisch angepasst, aber es gab keinen Wechsel hinsichtlich der Philosophie des Fonds. Als langfristig orientierte Investoren halten wir an unserer langfristigen Perspektive fest. Denn wir sind davon überzeugt, dass börsennotierte Impact-Investitionen langfristige Investitionen sind.

finanzwelt: Wie zeigt sich in Ihrer Strategie die Artikel-9 Klassifizierung Ihres Fonds?

Olivier: Der Echiquier Positive Impact Europe fällt in die Kategorie "Artikel 9", weil er die drei Bedingungen der SFDR erfüllt:

Erstens erfüllt der Fonds das ökologische und soziale Ziel, indem er nur in börsennotierte Unternehmen investiert, deren Aktivitäten zur Erreichung eines oder mehrerer der 17 SDGs beitragen. Es wurden Ex-ante-Wirkungsindikatoren entwickelt, um die Wirkungsthese des Fonds zu untermauern.

Zweitens basiert die Auswahl jedes Portfoliounternehmens auf drei sich ergänzenden Filtern (Ausschlüsse, ESG-Analyse und Impact-Analyse), die sicherstellen, dass unsere Investitionen keine signifikanten ökologischen und sozialen Schäden verursachen.

Schließlich müssen die Unternehmen, in die wir investieren, eine gute Unternehmensführung nachweisen, da 62 % der obligatorischen ESG-Analyse auf der Unternehmensführung basieren. Besonderes Augenmerk wird auch auf die Analyse von möglichen Kontroversen gelegt, die häufig auf eine schlechte Unternehmensführung zurückzuführen sind.

finanzwelt: Wie gehen Sie bei der Aktien-Auswahl vor?

Olivier: Wir wählen Unternehmen aus, die einen Beitrag zur Erreichung der SDGs leisten, ein hochwertiges ESG-Profil aufweisen und unserer Ansicht nach ein echtes Wertschöpfungspotenzial bieten. Zu diesem Zweck haben wir 9 SDGs ausgewählt, die durch Aktivitäten von in Europa notierten Unternehmen positiv beeinflusst werden können. Unsere Auswahl basiert auf einer eigenen Methodik, die 2017 entwickelt und den UN Global Compact-Teams in Frankreich vorgestellt wurde, und wir teilen Verbesserungsansätze, um die ESG-Auswirkungen und -Praktiken der Unternehmen zu verbessern. Darüber hinaus erstellen wir vor einer Investition ein Finanzmodell für jedes Unternehmen mit internen Prognosen, die zu einem 3-Jahres-Zielkurs führen. Schließlich treffen wir uns systematisch mit dem Management der Unternehmen, um ihr langfristiges Geschäftsmodell zu bewerten und zu diskutieren.

finanzwelt: Was bedeutet das für Ihren Fonds? Und was erwarten Sie für das Jahr 2023?

Olivier: Das Jahr 2023 wird unserer Ansicht nach durch hohe Zinsen, eine höhere Inflation und einen wirtschaftlichen Abschwung weiterhin eine Herausforderung darstellen.

Höhere und länger anhaltende Zinssätze haben uns dazu veranlasst, den Versicherungssektor aufzustocken. Die ALLIANZ, die das SDG 3 Gesundheit und Wohlbefinden bedient, gehört zu unseren Top 5 und wir haben unser Engagement in diesem Sektor Anfang 2023 mit der Position des Rückversicherers MÜNCHENER-RÜCK verstärkt. Darüber hinaus haben wir unsere Positionen in Unternehmen mit starker Preissetzungsmacht wie AIR LIQUIDE aufgestockt, die einen wichtigen Beitrag zur Energieeffizienz leisten, die sich gut in ein inflationäres Umfeld einfügt. Schließlich haben wir defensive Sektoren wie das Gesundheitswesen gestärkt, insbesondere mit NOVO NORDISK, das im Portfolio an erster Stelle steht. Der Technologiesektor mit preiswerten defensiven Unternehmen wie SAP war ebenfalls ein Schwerpunkt, um in der kommenden Rezession widerstandsfähig zu sein. (lb)

[1] Die Zusammensetzung des Portfolios dient nur zur Information und kann sich im Laufe der Zeit ändern.

[2]Risiko des Kapitalverlusts, Aktienrisiko, Risiko in Verbindung mit Investitionen in Aktien kleiner und mittlerer Unternehmen, Ermessensrisiko der Verwaltung. Weitere Informationen zu den Merkmalen, Risiken und Gebühren finden Sie in den aufsichtsrechtlichen Dokumenten, die unter www.lfde.com verfügbar sind.