Wohin steuert Deutschland?

30.08.2021

Gerhard Rosenbauer, CREDO Vermögensmanagement GmbH / Foto: © CREDO

Im globalen Vergleich ist Deutschland ein Land dem es wirtschaftlich, kulturell und gesellschaftlich gut geht. Mit anderen Worten: Deutschland ist ein Land, wo es sich gut leben lässt und das für viele andere Länder ein Vorbild ist.

Allerdings ist zu konstatieren, dass mit dem zweiten Blick die glänzende Oberfläche, die immer gerne nach außen zur Schau gestellt wird, mächtige Risse bekommen hat. Hinzu kommt, dass in einer Umfrage aus dem Jahr 2019 mehr als die Hälfte der Deutschen unzufrieden sind mit den Leistungen ihrer Regierungsvertreter. Dies ist ein Anstieg von ca. 27 Prozent gegenüber der gleichen Umfrage zwei Jahre zuvor. Wenn man etwas Ursachenforschung betreibt, so wird eine Art „Staatsversagen“ an folgenden Fehlentwicklungen festgemacht (die Auflistung ist nicht voll umfassend):

Da ist das Debakel um den neuen Flughafen in Berlin. Das heutige moderne Deutschland war nicht in der Lage innerhalb von zwei Jahrzehnten in seiner Hauptstadt einen Flughafen zu bauen. Der ursprünglich geplante Eröffnungstermin im Jahr 2007 wurde auf das Jahr 2012 und anschließend weitere Male verschoben, um endlich im Herbst 2020 eingeweiht zu werden. Die Baukosten hatten sich mit über acht Milliarden Euro mehr als vervierfacht. Dieses Beispiel des Flughafens in Berlin ist kein Einzelfall. Weitere systemische Probleme sind die Elbphilharmonie in Hamburg, der City-Tunnel in Dresden, Stuttgart 21, die Autobahn-Maut, die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr usw.

Neue, sich abzeichnenden Probleme liegen beispielsweise im Brenner-Basistunnel. Während in Tirol (Österreich) und Südtirol (Italien) die Arbeiten für den ca. 65 km langen Tunnel schon sehr weit fortgeschritten sind, ist der Zugzulauf aus Deutschland noch nicht einmal ansatzweise geregelt bzw. geplant. Es lassen sich noch viele weitere Beispiele aufführen, die sowohl den zeitlichen Rahmen überschritten hatten als auch von der Budgetseite alles ursprünglich Geplante gesprengt hatten. So stiegen die Baukosten für die Elbphilharmonie von ursprünglich geplanten 77 Millionen Euro auf 866 Millionen Euro an. Stuttgart 21 war zu Baubeginn mit 2,4 Milliarden Euro geplant – gegenwärtig belaufen sich die Kosten auf ca. 10 Milliarden Euro, nach vorsichtigen Schätzungen.

Dieser bitteren Realität steht immer noch der Mythos vom Musterland Deutschland gegenüber. Es muss schon die Frage erlaubt sein, wie lange kann dieser Mythos noch aufrechterhalten werden? Denn der Reputationsschaden für Deutschland ist inzwischen immens und die Marke „Made in Germany“ könnte die ihr ursprünglich einmal zugedachte Bedeutung zurückerhalten.

Sieht man sich die Gremien an, die diese Großprojekte leiten, kann man feststellen, dass es nie an der Technik lag. Für die Probleme sorgten in erster Linie immer die politischen Aufsichtsgremien, die ohne Sachverstand agierten. So wurden beim BER aus politischen Gründen während der Bauplanung die Pläne geändert.

Dass es auch anders geht und große Bauprojekte pünktlich fertiggestellt werden können, zeigt uns die Schweiz. Der Gotthard-Basistunnel wurde unter schwierigen technischen Bedingungen im zeitlich festgelegten Rahmen fertig gestellt.

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