Wohin steuert Deutschland?

30.08.2021

Gerhard Rosenbauer, CREDO Vermögensmanagement GmbH / Foto: © CREDO

Die mangelhafte Umsetzung von Großprojekten ist nur ein Steinchen im Mosaik des Problems. Deutschland lebt heute von der Substanz vergangener Aufbauleistungen. Autobahn- und Eisenbahnbrücken sind sehr häufig in einem nicht mehr sanierungsfähigen Zustand. Zwar werden für die Projekte die Gelder zur Verfügung gestellt aber kaum umgesetzt. So ist DB Cargo nicht in der Lage einen etwas höheren Anteil des Gütertransports von der LKW-Seite zu übernehmen - was unter ökologischen Gesichtspunkten aber durchaus sinnvoll wäre.

Ein weiteres großes Problem in diesem Zusammenhang ist die Genehmigungspraxis. Ein Unternehmer erzählte mir neulich, dass er auf die Genehmigung eines Einkaufszentrums auf ausgewiesenen Gewerbeflächen und der Bereitstellung aller gewünschten Unterlagen über zwei Jahre warten musste. Aufgrund der zwischenzeitlich kräftig angestiegenen Kosten, hatte er das Projekt abgeblasen.

Doch wie lässt sich dies alles bewältigen? Ich denke die Bereitschaft zur Disruption muss massiv ansteigen! Die zunehmende und rasant verlaufende Digitalisierung verbunden mit einer weiter fortschreitenden Globalisierung bilden die Grundlage für unsere Zukunftsfähigkeit. Disruption, also technische und gesellschaftliche Umbrüche, hat es in der Vergangenheit schon immer gegeben. Erinnert sei an die erste industrielle Revolution des 18./19. Jahrhunderts mit der Einführung der Dampfmaschine, im frühen 20. Jahrhundert die Elektrifizierung und die Akkordarbeit, die zunehmende Automatisierung von Arbeitsprozessen durch Rechenmaschinen und jetzt die Digitalisierung, autonom arbeitende Maschinen und künstliche Intelligenz. Diese Entwicklungen waren immer mit gesellschaftlichen Anpassungsprozessen verbunden. Dies wird auch dieses Mal so sein.

Damit werden sich Berufsbilder verändern müssen um weiterhin als exportorientierte Nation auf dem Weltmarkt weiter bestehen zu können. Es sollten künftig die Chancen und nicht die Risiken im Vordergrund stehen. Als Negativbeispiel möchte ich unser Gesundheitswesen aufführen. Deutschland erlaubt es sich im Gesundheitswesen ein Kontrollsystem zu unterhalten, dass wirklich sehr beeindruckend ist. Ein riesiger Stab von Kontrolleuren behindern Ärzte und Krankenschwestern bei ihrer Arbeit am Patienten. Eine Krankenschwester ist heute überwiegend mit Protokollarbeiten beschäftigt. Die Patienten werden nur noch von einem sog. „Medizinischen Fachpersonal“ versorgt. Die Kosten im Gesundheitswesen explodieren und sind nahezu nicht mehr bezahlbar. Die gesetzlichen Krankenkassen tragen zusätzlich zu der überbordenden Kontrolle bei.

Mit anderen Worten: Der Staat traut seinen Bürgern nicht mehr! In anderen Bereichen, wie bspw. bei Banken, im Pharmabereich usw. sieht es ähnlich aus. In der Vermögensverwaltung werden zunehmend die Kunden und Berater durch gesetzliche Vorgaben dazu gezwungen, nur solche Produkte einzusetzen, die von staatlicher Seite „vorgegeben und genehmigt“ worden sind. Die Entscheidung, welches Finanzprodukt für den Anleger das Richtige bzw. Optimale ist, wird durch staatliche Vorgaben gelenkt. Diese Entwicklung erinnert mich sehr stark an die Renaissance des Sozialismus früherer Jahre.

Damit stellt sich zum Abschluss meiner Ausführungen schon die Frage, wollen die Menschen überhaupt die Veränderungen? Die soziale Hängematte fängt alle auf. Die staatliche Willkür um das Thema Corona wird stillschweigend ertragen. Die Spaltung der Bevölkerung wird klaglos hingenommen. Mit der Einführung einer Digitalsteuer besteht noch weniger der Zwang sich den neuen Herausforderungen zu stellen und Veränderungen mutig entgegenzutreten. Die bevorstehende Wahl zum neuen Bundestag wird an diesem Zustand nicht viel verändern. Die Selbstreflektion bei unseren gewählten Volksvertretern fehlt gänzlich und es ist einfach nur bequem den erreichten „Scheinwohlstand“ fortzuführen, auch wenn er relativ gesehen massiv abnimmt.

In diesem Sinne: „Nichts für ungut!“

Kolumne von Gerhard Rosenbauer, CREDO Vermögensmanagement GmbH in Nürnberg

Diesen und weitere Vermögensverwalter mit Ihren Meinungen und Online-Anlagestrategien finden Sie auf www.v-check.de