„Assets sollen einen möglichst zuverlässigen Ertrag für unsere Anleger generieren“

17.06.2025

Timo Werner - Foto: Copyright Commerz Real AG

Exklusiv

Der reformierte ELTIF ist im Markt angekommen. Die regulatorische Hülle bietet Investitionen beispielsweise in die Vielfalt der Erneuerbaren Energien an. Dringend notwendig, um die Energiewende international zu bewerkstelligen. Die Commerz Real AG ist nicht erst jüngst auf den „ELTIF-Zug“ aufgesprungen, sondern ihr Produkt, der klimaVest, wurde bereits Ende 2020 aufgelegt. Chefredakteur Alexander Heftrich sprach mit Fondsmanager Timo Werner.

finanzwelt: Der klimaVest ist im 5. Jahr des Bestehens. Mit Blick auf die Historie, haben sich die Erwartungen an den Fonds erfüllt?

Timo Werner: Ja, absolut. Wir konnten bisher mehr als 1,5 Mrd. Euro bei Kapitalanlegern einwerben und damit ein europaweit diversifiziertes Portfolio aus Onshore-Windenergie- und Photovoltaikanlagen aufbauen. Damit ist klimaVest der mit Abstand größte ELTIF im Markt. Inzwischen haben mehr als 20.000 Anleger klimaVest in ihren Depots. Und was mir als Fondsmanager besonders wichtig ist: Seit seiner Auflage hat der Fonds stabile, risikoadjustierte Erträge erzielt.

finanzwelt: Ihr Produkt ist mit mehr als 1,5 Mrd. Euro der volumenstärkste ELTIF für Privatanleger. Wie schauen Sie generell, angesichts der aktuellen Marktzahlen, auf das ELTIF-Segment?

Werner: Der ELTIF-Start nach der Einführung 2015 war zunächst recht verhalten und insbesondere für Privatanleger gab es kaum Produkte. Doch dann steigerte sich peu à peu das Angebot. Der richtige Durchbruch kam im vergangenen Jahr, mit europaweit 55 Neuauflagen. Einer der wesentlichen Treiber dieser Entwicklung ist sicher die Reform zum ELTIF 2.0, die Anbietern mehr Freiheiten bei der Ausgestaltung ihrer Produkte gewährt und neue Anlegergruppen adressiert. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Volumina im ELTIF-Markt bisher noch nicht so stark gestiegen sind. Hier ist sicherlich noch Potenzial vorhanden. Ich gehe davon aus, dass das Wachstum beim ELTIF in nächster Zeit anhält. Er passt gut in die Zeit, weil er unter anderem ein gut geeignetes Instrument ist, um in Infrastruktur zu investieren.

finanzwelt: Lassen Sie uns ein wenig über den klimaVest sprechen. Im Zentrum stehen Investitionen in Erneuerbare Energien. Welchen Beitrag leisten die Erneuerbaren zum Energieverbrauch in Deutschland?

Werner: Bei der Stromerzeugung machen die Erneuerbaren in Deutschland schon mehr als die Hälfte aus, Tendenz steigend. Das ist auch notwendig, wenn wir bis 2045 ‚Net Zero‘ erreichen wollen und gleichzeitig der Strombedarf durch die Umstellung der Wirtschaft auf fossilfreie Energieträger wächst. Die Erzeugungskapazitäten sind aber nicht alles: Benötigt werden auch größere Netz- und Speicherkapazitäten.

finanzwelt: Kürzlich las ich, dass Deutschland die meisten neuen Windräder in der EU baut. Sind wir demzufolge Vorreiter bzw. wie stehen wir hierzulande bei Erneuerbaren im internationalen Kontext dar?

Werner: 2024 war Deutschland mit Abstand führend beim Zubau an Windenergie-Kapazität. Wir sind aber auch ein großes Land, genauso wie Großbritannien und Frankreich, die die Plätze zwei und drei belegen. Den größten Windanteil im Energiemix weist dagegen Dänemark auf, das mit seiner langen Küste und der flachen Landschaft natürlich hervorragende Bedingungen bietet. Insgesamt beobachten wir in der EU auf breiter Front einen anhaltenden Push beim Ausbau der erneuerbaren Energieversorgung.

finanzwelt: Wie bewerten Sie das jüngst verabschiedete Solarspitzengesetz in diesem Zusammenhang?

Werner: Es ist meines Erachtens richtig, dass die Politik sich hier um eine Anreizregulierung bemüht. Es ist grundsätzlich zu begrüßen, dass immer mehr Photovoltaikanlagen installiert werden. Eine Folge ist aktuell aber, dass an sonnigen Sommertagen eine Überproduktion stattfindet, die nicht netzdienlich ist und den Bundeshaushalt belastet. Denn der staatlich garantierten Einspeisevergütung für die Erzeuger stehen gerade zu solchen Spitzenzeiten oftmals negative Strompreise gegenüber. Deshalb ist es vernünftig, Anreize zum Einbau von Batteriespeichern und intelligenten Steuersystemen zu setzen.

finanzwelt: Sie streuen sehr breit. Mehr als 40 Standorte in sechs Ländern. Wie gehen Sie in Ihrem Analyseprozess genau vor?

Werner: Wir konzentrieren uns überwiegend auf bereits fertiggestellte Objekte, bei denen kein Entwicklungsrisiko mehr besteht. Wir führen eine intensive kaufmännische und technische Due-Diligence durch, die die Vermarktungsmodelle, also zum Beispiel die Stromabnahmeverträge, ebenso unter die Lupe nimmt wie rechtliche oder operationelle Risiken. Wichtig sind natürlich auch die regulatorischen Rahmenbedingungen im jeweiligen Land. Letztlich steht bei uns im Mittelpunkt, dass die Assets einen möglichst zuverlässigen Ertrag für unsere Anleger generieren. Zudem führen wir eine Impact-Due-Diligence durch, die mögliche Auswirkungen für Natur und Umwelt in den Blick nimmt.

finanzwelt: Wo sehen Sie künftig die größten Chancen für Investoren?

Werner: Der weitere Ausbau der Erneuerbare-Energien-Kapazitäten in Deutschland wie in Europa wird auch weiterhin Investment-Chancen generieren. Eine große Chance sehe ich dabei abseits der Stromerzeugung, nämlich bei Transport und Speicherung. Schon jetzt sind die Netze allzu oft ein Engpass bei der Einspeisung von regenerativem Strom oder auch beim geplanten Zubau von Kapazitäten. Und eine Speicherung des erzeugten Stroms, vor allem in Batteriespeichern, erlaubt es, günstigen Strom bei Erzeugungsspitzen aufzufangen und später zu nutzen bzw. ins Netz einzuspeisen. Damit gewinnt auch die ‚Hybridisierung‘ an Bedeutung, also die Ausrüstung einer Windenergie- oder PV-Anlage mit einem Batteriespeicher. Hinzu kommt gerade in Deutschland, dass die Erneuerung von Altanlagen – Repowering – zusätzliche Investmentpotenziale eröffnen wird. Die modernen Anlagen sind sehr viel leistungsfähiger als aktuelle Altanlagen am Ende ihres Lebenszyklus.

finanzwelt: Die Energiepolitik vieler Länder ist im Umbruch und bietet Anlass zu Diskussionen. Führt am Ausbau der Erneuerbaren kein Weg vorbei?

Werner: Der Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung wird weitergehen, ebenso wie der Umbau unserer Energieversorgung insgesamt, siehe die eben genannten Stichworte Netze und Speicher. Aber natürlich gibt es dabei viele komplexe Fragen zu diskutieren, und die Rahmenbedingungen für Investoren werden sich immer wieder verändern. Deshalb sind auch ein umsichtiges Fondsmanagement und eine breite Diversifikation so wichtig. (ah)