Boom or Bust?

12.12.2025

Frank Huttel, Michael Blümke und Svilen Katzarski (v.l.n.r.) / Foto: © fw

finanzwelt: Keine Tour d‘horizon ohne die ferne Macht in Asien. China, lange gemieden. Jetzt wieder interessant?

Huttel: Wenn ich keinerlei moralische oder sonstigen Bedenken habe, muss ich in China sein. Insbesondere chinesische Tech-Aktien sehe ich als sehr attraktiv an. Dort spielt die Musik. Viele meiden China mit Verweis auf das autoritäre System oder die anhaltenden Schwierigkeiten im Immobiliensegment. Ja, aber ich konzentriere mich auf die Chancen und sehe den chinesischen Markt tendenziell als spannend an. Nebenbei auch Vietnam oder Indien, letzterer ist bereits sehr gut gelaufen. Nicht zu vergessen – Japan. Nippon ist wieder ‚in‘. Der Amtsantritt von Japans erster Premierministerin wurde von den Investoren positiv bewertet. Sie verknüpfen mit ihr eine Wiederbelebung des Abenomics-Ansatzes mit Schwerpunkt auf Deregulierung, Wachstumsförderung und wirtschaftlicher Stabilität.

Katzarski: Volkswirtschaftlich sehen wir große Probleme in China. Jedoch unterscheiden wir trennscharf zwischen der Makroebene und der Sicht auf einzelne Unternehmen. Wir finden im chinesischen Markt attraktive Player, beispielsweise im erwähnten Technologiesegment, die der Investmentphilosophie des BlackPoint Evolution Fund entsprechen.

Blümke: Mit Blick auf chinesische Aktien oder den chinesischen Markt im Allgemeinen sind wir eher zögerlich. Das Risiko unvorhergesehener staatlicher Regulierung muss immer berücksichtigt werden. Hinzu tritt die Intransparenz des Markts. Überzeugende Wachstumsstorys lassen sich auch auf dem USMarkt finden.

finanzwelt: Abseits der regionalen Schwerpunkte ein paar wenige Takte zu Rohstoffen. Die Entwicklungen bei Gold & Co. waren teilweise atemberaubend. Wie ist Ihre Einschätzung zum gelben Edelmetall?

Katzarski: Ich bin kein ausgewiesener Goldexperte. In unserem Fonds haben wir auch eine Position in Gold und nutzten die Rally der vergangenen Monate, um Gewinne beim Edelmetall zu realisieren. Mittlerweile haben wir unser Gold-Exposure schrittweise reduziert.

finanzwelt: Frage an die Herren Blümke und Katzarski. Sie managen Mischfonds. Wie haben Sie Ihre Produkte im laufenden Jahr gesteuert?

Blümke: Ausgehend von unserem Weltbild nehmen wir die Allokation in den Assetklassen Aktien, Anleihen und FX vor. Beispiel: Wir hatten zu Jahresbeginn eine stark positive Meinung zu Aktien. Diese blieb im Jahresverlauf unverändert und wurde nur unter der Oberfläche situativ angepasst. Parallel dazu waren wir der Meinung, dass wir das Zinshoch gesehen haben. Entsprechend aufgestellt sind wir auf der Rentenseite. Die Schwäche des US-Dollar haben wir antizipiert und das USExposure zwischenzeitlich stark heruntergefahren.

Katzarski: Insbesondere die komplexer gewordene Risikosteuerung hat Investoren 2025 auf Trab gehalten. Es reichte nicht mehr aus, eine optisch breite Diversifikation über Regionen oder Sektoren vorzunehmen, sondern es bedurfte eines intelligenten Konzepts für die Diversifikation. Wir haben dazu ein dreistufiges Modell zurate gezogen. So nutzen wir beispielsweise die gesamte Bandbreite einzelner Anlageklassen. Beispiel Anleihen: Hier kommen nicht nur IG-Anleihen in Betracht, sondern selektiv auch High Yield, Nachranganleihen oder auch Schwellenländeranleihen beziehungsweise Staatsanleihen in fremder Währung. In der Summe ergibt sich ein strategisch durchdachtes Portfolio mit einer flexiblen Investition in verschiedene Vermögensklassen, Regionen und Sektoren.

finanzwelt: Abschließend der Blick in die Glaskugel. Was bringt 2026, Herr Huttel?

Huttel: Ich bin kein Freund von Prognosen. Vielleicht wird das kommende Jahr ereignis- und überraschungsstark. Europa im Aufwind und die USA eher hinter den Erwartungen. Alles pure Spekulation zum heutigen Tag. Wichtig ist, flexibel zu sein, sich seine Szenarien hinzulegen und entsprechend zu reagieren. Im Interesse der Kunden und der uns anvertrauten Gelder.

Blümke: In diesem Zusammenhang ist auch die Rolle des aktiven Managements ganz entscheidend. Hier zeigt sich idealerweise der eingeforderte Mehrwert, speziell in Stressphasen, wo andere hektisch verkaufen müssen und aktive Manager heftige Drawdowns vermeiden. (ah)