Bubble auf dem chinesischen Immobilienmarkt?

07.02.2013

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Zumindest wenn man der Berichtslage in den westlichen Medien vertraut, steht Chinas Ampel auf gelb. Die Krise, insbesondere am Immobilienmarkt, scheint ernster Natur zu sein. Denn obgleich die Zentralregierung die Hürden für den Hauskauf immer höher setzt, lässt sich der Crash des Immobilienmarktes nach Überzeugung führender Ökonomen nicht vermeiden. Diese Ansicht bestätigt auch der Harvard-Professor und ehemalige IWF-Chefökonom Kenneth Rogoff. Zugleich haben Immobilientitel in den letzten Wochen aber gut performt.

(fw/ah) Spätestens seit dem Frühjahr dieses Jahres warnen die China-Skeptiker permanent davor, dass im Reich der Mitte ein großer Immobilien-Crash bevorstehe. Die chinesische Regierung hatte zahlreiche Maßnahmen zur Abkühlung des überhitzten Immobilienmarktes eingeführt. Dazu gehörten die Wiedereinführung einer Steuer auf Wohnungen, die innerhalb von fünf Jahren nach Kauf wiederverkauft werden, sowie höhere Anzahlungen auf Kredite für ein Zweit- oder Dritthaus (wer sich etwa eine zweite Wohnung zulegen möchte, der muss 40 Prozent des Kaufpreises vorab bezahlen, bei der dritten sind fallen sogar 60 Prozent des Kaufpreises an). Darüber hinaus wurden die Vorgaben für die Vergabe von Hypothekendarlehen verschärft.

Inzwischen schlagen diese Maßnahmen am Markt durch, so der Nachrichtendienst EMFIS. Zwar lägen die Immobilienpreise in Chinas 70 größten Städten im Mai noch knapp 13 Prozent über dem Vorjahresniveau. Bei den Transaktionen habe sich aber ein dramatischer Rückgang ergeben. In Shanghai etwa seien die Verkäufe neuer Eigenheime im Jahresvergleich zuletzt um 70 Prozent eingebrochen. Dementsprechend sei es nur noch eine Frage der Zeit, bis auch die Preise nach unten gehen werden.

So sehr auch viele Beobachter einen Immobiliencrash in China befürchten - die Charts sprechen derzeit eine andere Sprache, sagen die Branchenkenner der EMFIS. Die Akteure am Markt gehen offensichtlich viel weniger von einer bevorstehenden Krise aus als die Zeitungen, in denen es vor Hiobsbotschaften aus diesem Sektor nur so wimmelt. Gerade die großen Institutionellen sollen ihr Engagement bei den chinesischen Immobilienwerten zuletzt sogar noch ausgebaut haben. Die Aktien aus dieser Branche hätten sich deutlich besser als der Gesamtmarkt entwickelt. Der Hang Seng Index hat im laufenden Jahr rund acht Prozent seines Wertes eingebüßt. Immobilienwerte zeigten sich jüngst im Aufwind. Die Aktie der CHINA RESOURCES LAND LTD notiert nach ihrer Talfahrt im April wieder leicht erholt bei 1,61 Euro. Ähnlich verläuft der Kursverlauf der SUN HUNG KAI PROPERTIES LTD (12.07.10: 11,34 EUR). Fakt ist, dass die chinesischen Immobilienwerte in den letzten Monaten einer hohen Volatilität unterworfen waren. Wer allerdings erwartet hat, dass diese Aktien schlichtweg kollabieren würden und tendenziell nur die Richtung nach unten kennen, hat sich getäuscht.

Zu bedenken gilt, dass die chinesische Bankenaufsicht CBRC bereits vor einem Monat davor gewarnt hat, dass viele Kredite im Immobiliensektor notleidend werden könnten. "Die Solidität des Bankensektors wird durch faule Kredite auf eine Probe gestellt", zitiert der Bericht den CRBC-Vorsitzenden Liu Mingkang. Gerade bei den Immobilien ist das Problem aber auch ein Stück weit hausgemacht. Denn nach wie vor werden zahlreiche Immobilienprojekte in China von Banken unterstützt, obwohl sie nicht sonderlich lukrativ erscheinen. Ob die "Immobilien-Blase" platzt, darüber wird die nahe Zukunft Aufschluss geben.