"Menschengemachte Texte, Produkte und Botschaften werden wieder mehr in den Fokus rücken"
05.11.2025

Gunter Schäfer - Foto: Copyright finanzwelt
Gunter Schäfer, Arete Ethik Invest, ist sozusagen ein "Urgestein" der Branche ökologisch, ethisch-sozialen Investierens. Zeit für einen Austausch. Von der Stuttgarter GrüneRente über die veränderten Vorzeichen im Marketing heutzutage bis hin zum Blick nach vorne.
finanzwelt: Herr Schäfer, Investmentethik und Lebensversicherung. Zwei Themen, die einen langen Atem bedürfen. Wie lässt sich das kombinieren?
Gunter Schäfer: Ich sage mal so: es muss zueinander passen. Und wir freuen uns mit der Stuttgarter Versicherung und deren Klassiker der Stuttgarter GrüneRente einen passenden Partner zu haben, bei dem der Name quasi Programm ist. Unsere Arete-PRIME VALUES Fonds stehen bei der Stuttgarter Versicherung auf der Fondsauswahlliste für die „GrüneRente“. Also Arete-PRIME VALUES im Versicherungsmantel für die Betriebliche Altersversorgung und die private Altersvorsorge. Abgesehen davon passt auch die zwischenmenschliche Chemie der „Stuttgarter und Züricher“ untereinander. Das bedeutet, wir arbeiten gerne miteinander, entsenden gerne gemeinsam gute Botschaften. Sowohl über die Filialdirektionen als auch über das Key Accountmanagement.
finanzwelt: Können Sie uns die „grüne Altersvorsorge“ mit einem Beispiel näherbringen?
Schäfer: Da wir in der Fondsauswahl für die Stuttgarter GrüneRente gelistet sind, können wir in der grünen Altersvorsorge eine Rolle spielen und über die Beimischung in die Altersvorsorge eine gesunde Prise Ethik, Ökologie und Sozialaspekte über die Titelauswahl einbringen. Unser Investmentprozess steht für Tiefe und Glaubwürdigkeit. Aktuell begleiten wir Veranstaltungen, die sowohl B2B die Zielgruppe Makler und Arbeitgeber als auch B2C die Zielgruppe Endkundinnen und Endkunden anspricht. Die Zielgruppe Makler über die bundesweiten Filialdirektionen der Stuttgarter, den Kanal B2C über Endkundenveranstaltungen auch mit MLP Geschäftsstellen bundesweit. Bewusst vermeiden wir den etwas unter die Räder gekommenen Begriff der „Nachhaltigkeit“ und setzen darauf, die Menschen über plakative Fakten und Inhalte, die unser Leben begleiten, zu erreichen. Aktuell geben wir Einblicke, wie man auch über die Versicherungspolice, der Fondsrente, seinem Geld eine bewusste Richtung mitgeben kann. Fokusthemen wie Ewigkeitschemikalien, Mikroplastik oder auch Biodiversität sind für die Menschen greifbarer, als das zum Marketingbegriff verkommene Wort „Nachhaltigkeit“. Hier sind wir sehr transparent und öfffnen unser Anlageuniversum mit Unternehmensbeispielen und deren Beitrag, neben dem Teil des Problems auch wieder mehr Teil der Lösung zu sein. Auch stellen wir fest, dass unsere Ausrichtung im Bereich Female Finance sehr gut ankommt. Ethik ist gefühlt mehr weiblich als männlich. Daher sind wir auch im Jahr 2025 bei der „BAV-Flüsterin“ Cordula Vis-Paulus und dem Gender Equal Pension Symposion als Partner eingestiegen. Wir planen, diese Kooperation fortzuführen.
finanzwelt: „Näherbringen“ führt zur nächsten Frage. Sie sind Experte im Marketing/Vertrieb. Vieles ist schnelllebiger geworden. Wie ist Ihr Eindruck?
Schäfer: Ja, die Geschwindigkeit hat sich massiv erhöht. Die sozialen Netzwerke, das übertrieben gehypte und überhitzte Feld der KI, alles das führt dazu, dass organische Themen in den Hintergrund rücken. Ich denke, dass wir hier aber auch einen Trend sehen werden, der wieder mehr auf Werte und auch Entschleunigung setzen wird. Das könnte das etwas abgekühlte Feld der zukunftsorientierten Geldanlage und Altersvorsorge wieder positiv beflügeln. Meine Meinung: menschengemachte Texte, Produkte und Botschaften werden wieder mehr in den Fokus rücken als der Wahnsinn über ChatGPT & Co. Sinnvoll eingesetzt ist das sicher eine feine Sache. Aber wer dem ersten Suchergebnis seinen Glauben schenkt, wird vor die Pumpe laufen. Dito mit grünen Produkten, die mehr grün hinter den Ohren als grün im Ergebnis sind.
finanzwelt: Zum Jahresende der Blick nach vorne – was erwarten/erhoffen Sie sich vom kommenden Jahr?
Schäfer: Wir haben auf der Performanceseite bei unseren Retail-Fonds Federn gelassen und sind dankbar, dass uns viele Partner dennoch weiter die Treue halten. Wir werden diesbezüglich unsere Hausaufgaben machen und haben diesbezüglich bereits Änderungen angestoßen, über die wir aber erst im neuen Jahr berichten werden. Auch diskutieren wir über Anpassungen in unserem Produktangebot. Auch diesbezüglich werden wir uns 2026 zu Wort melden, wenn spruchreif. Persönlich hoffe ich, dass das abgekühlte Thema „Nachhaltigkeit“ es schafft, wieder für etwas zu stehen, was über Regulatorik, Verzicht und Ideologie hinaus geht.
finanzwelt: Nachgehakt - warum sind Ökosystemleistungen existentiell?
Schäfer: Weil zwischen 50% und 100% der globalen Wirtschaftsleistung von funktionierenden Ökosystemen abhängen. Das ist wichtig, weil es uns vor Augen führt, dass zwischen 55 000 Milliarden und 110 000 Milliarden USD (in Worten „unserer Existenz“) auf dem Spiel stehen! (ah)

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