Dr. Frühwein zum Thema Impfungen im Betrieb
06.11.2025

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Impfungen sind längst nicht mehr nur ein Thema in Arztpraxen, sondern gewinnen auch im betrieblichen Umfeld an Bedeutung. Immer mehr Unternehmen setzen auf Vorsorgeangebote, um ihre Mitarbeitenden zu schützen und Krankheitsausfälle zu reduzieren. Wie das in der Praxis aussieht und welche medizinischen Aspekte dabei zu beachten sind, erklärt Dr. med. Andreas Frühwein, Geschäftsführer der Münchner Arztpraxis Dr. Frühwein & Partner.
Redaktion: Herr Dr. Frühwein, warum spielen Impfungen am Arbeitsplatz überhaupt eine Rolle?
Frühwein: Die meisten Menschen verbinden Impfungen mit dem klassischen Gang in die Hausarztpraxis. Tatsächlich verbringen wir aber einen Großteil unserer Zeit im beruflichen Umfeld, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen. Genau dort entstehen Infektionsrisiken. Wenn Unternehmen Impfungen anbieten, senken sie nicht nur die Gefahr von Ansteckungen, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge.
Redaktion: Manche Betriebe sehen Impfungen noch als zusätzliche Belastung. Wie reagieren Sie auf solche Bedenken?
Frühwein: Ich kann den Gedanken nachvollziehen, aber die Realität zeigt: Jede Impfung spart langfristig Kosten und Aufwand. Krankheitsbedingte Ausfälle verursachen nicht nur direkte Lohnfortzahlungen, sondern bringen ganze Arbeitsprozesse ins Stocken. Eine Grippewelle beispielsweise kann eine ganze Abteilung lahmlegen. Dem vorzubeugen ist einfacher, als im Nachhinein Ausfälle zu kompensieren.
Redaktion: Gibt es bestimmte Impfungen, die Sie für Beschäftigte besonders empfehlen?
Frühwein: Absolut. Saisonale Grippeimpfungen sind für viele Betriebe sinnvoll, weil sie jährlich wiederkehrende Risiken abfedern. Aber auch Tetanus, Diphtherie und Pertussis sollten regelmäßig aufgefrischt werden. Hinzu kommen je nach Branche spezielle Impfungen, etwa gegen Hepatitis bei medizinischem Personal oder bestimmte Reiseimpfungen für Mitarbeitende, die beruflich viel im Ausland unterwegs sind.
Redaktion: Wie erleben Sie die Akzeptanz bei den Beschäftigten?
Frühwein: Sie ist erstaunlich hoch, wenn man die Hürde niedrig hält. Wenn die Impfung direkt im Betrieb angeboten wird, fällt für viele der organisatorische Aufwand weg, und das steigert die Teilnahmebereitschaft deutlich. Am Ende profitieren alle: die Mitarbeitenden, die geschützt sind, und die Arbeitgeber, die weniger Ausfälle haben.
Redaktion: Welche Rolle spielt die ärztliche Beratung dabei?
Frühwein: Eine sehr zentrale. Es geht nicht nur darum, eine Spritze zu setzen. Wir klären im Vorfeld über Nutzen, mögliche Nebenwirkungen und individuelle Fragen auf. Gerade im Betrieb, wo viele Menschen gleichzeitig geimpft werden, ist Transparenz wichtig. Nur wenn die Mitarbeitenden Vertrauen haben, nehmen sie das Angebot auch an.
Redaktion: Ein Thema, das viele Unternehmen beschäftigt, ist Corona. Welche Bedeutung hat die Impfung hier im betrieblichen Kontext?
Frühwein: Die Corona-Pandemie hat uns deutlich gezeigt, wie schnell ganze Betriebe stillstehen können, wenn Infektionsketten nicht unterbrochen werden. Impfungen sind dabei ein wichtiger Baustein, um sowohl schwere Krankheitsverläufe zu verhindern als auch die Weitergabe des Virus einzudämmen. Auch wenn die akute Krise überstanden scheint, bleibt die Auffrischungsimpfung für bestimmte Risikogruppen und Branchen relevant, besonders dort, wo viele Menschen zusammenarbeiten.
Redaktion: Herr Dr. Frühwein, wenn Sie zum Schluss ein Fazit ziehen – warum sollten Unternehmen Impfungen aktiv fördern?
Frühwein: Weil sie ein einfaches und zugleich sehr wirksames Instrument sind, um Gesundheit zu schützen und Arbeitsausfälle zu vermeiden. Impfungen im Betrieb sind keine Zusatzleistung, sondern ein fester Bestandteil moderner Prävention. Je mehr Unternehmen das verstehen, desto stabiler sind am Ende nicht nur die Belegschaften, sondern auch die Betriebe selbst.
Redaktion: Herr Dr. Frühwein, wir danken Ihnen herzlich für Ihre Zeit und die wertvollen Einblicke. Es war ein spannendes Gespräch, das sicher viele Unternehmen zum Nachdenken anregen wird.
Frühwein: Ich danke Ihnen ebenfalls. Solche Gespräche sind wichtig, um das Thema Gesundheitsvorsorge stärker ins Bewusstsein zu rücken, nicht nur in Arztpraxen, sondern auch dort, wo wir den größten Teil unseres Alltags verbringen: am Arbeitsplatz.

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