Bunt ist die Welt
15.10.2025

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Viele Anleger schauen immer nur auf die großen Regionen, namentlich Europa und die USA. Zugegeben, in den vergangenen Jahren ging in den Vereinigten Staaten die Post ab. Dort sitzt das Mekka der KI-Technologie. 2025 sind die Schwellenländer, auch durch die Abwertung des Dollars, wieder interessant. Die Vielfalt dieser Staaten ist groß. Der genaue Blick zählt.
Von Mexiko bis zu den Philippinen. Die Welt der aufstrebenden Staaten ist gewaltig. Sie holen auf, wenn auch von einem vergleichsweise bescheidenen Niveau. Klar ist, ohne die Schwellenländer und ihre vor allem junge Bevölkerung fällt das globale Wirtschaftswachstum auf Dauer nur begrenzt positiv aus. Zu globalisiert und interdependent ist unsere Welt. Und das ist letztlich auch gut so.
Mitte 2025: Nach schwierigen Jahren, die Inflation machte auch in diesen Ländern nicht Halt, ist das große Bild für „die“ Schwellenländer wieder rosiger geworden. Natürlich gilt es zu differenzieren – etablierte Emerging Marketes wie Brasilien oder Indien sind nicht in einen Topf zu werfen mit kleinen Staaten in Südostasien, Südamerika oder gar Afrika. Aber das macht letztlich die Attraktivität dieser Länder mit ihren Eigenarten und individuellen Entwicklungspfaden aus. „Die Schwellenländer erleben derzeit einen „Goldilocks“-Moment, erklärte der Assetmanager PIMCO in einem Interview. Ausgelöst werde diese Phase durch die erratischen politischen Entscheidungen des US-Präsidenten Donald Trump, die den USDollar schwächten und Investoren von US-Anlagen abziehen ließen, so die Kernaussage. Sammy Suzuki, Head of Emerging Markets Equities bei AllianceBernstein, bemerkt in diesemZusammenhang: „Trotz der starken Kursentwicklung seit Jahresbeginn werden Schwellenländeraktien weiterhin mit einem deutlichen Bewertungsabschlag gehandelt. Gleichzeitig wird für 2025 ein kräftiges Gewinnwachstum (EPS) erwartet: Der MSCI Emerging Markets Index soll laut Prognosen um 13,9 % zulegen, während der MSCI World lediglich 8,3 % wachsen soll. Für langfristig orientierte Anleger eröffnet sich damit ein attraktives Chancen-Risiko-Verhältnis – vor allem bei selektivem, aktivem Investieren.“
US-Dollar-Schwäche gibt Rückenwind
Viele Anlegerportfolios sind stark auf technologiegetriebene US-Wachstumswerte ausgerichtet. Eine Neuausrichtung der regionalen Allokation erscheint daher sinnvoll – und könnte Emerging Markets zusätzlich Rückenwind verschaffen: Sie bieten nicht nur Diversifikation, sondern auch Zugang zu langfristigem strukturellem Wachstum. Hier könnte der schwächelnde Dollar den Staaten weitere Schubkraft verleihen. Ein schwächerer Dollar schafft Kapitalzuflüsse in Schwellenländer, Wachstumsimpulse für Unternehmen, geringere Zinslast bei dollarnotierten Schulden und steigende Rohstoffpreise, auf die viele EM-Volkswirtschaften angewiesen sind. Auch wenn die weitere Entwicklung der US-Geldpolitik ungewiss ist, spricht vieles dafür, dass die US-Währung dauerhaft schwächeln wird. Dies schafft eine verbesserte Ausgangslage für EM-Investments.
Renditepotenzial vielerorts
Attraktive Investmentchancen finden sich über alle Regionen hinweg – weit über die Debatte um China hinaus. „In Asien rückt Südkorea verstärkt ins Blickfeld: Das „Corporate Valueup“-Programm nach japanischem Vorbild will Kapitalmanagement und Aktionärsfreundlichkeit in den Unternehmen fördern. Auch in Osteuropa tut sich Erstaunliches: Griechenlands Bankensektor erlebt nach Jahren des Wiederaufbaus eine Renaissance. Trotz der aktuell zunehmenden Unsicherheiten in der Region sehen wir auch im Nahen Osten vielversprechende Nischen – insbesondere in den Vereinigten Arabischen Emiraten. In Lateinamerika zählt Brasilien zu den Favoriten“, führt Schwellenländerexperte Suzuki aus.
Beispiel Finanzsektor
In vielen Sektoren besteht immenser Nachholbedarf. Die wachsende Mittelschicht möchte Anschluss an die entwickelte Welt haben. Im Finanzsektor wird es exemplarisch deutlich. „Finanzielle Integration ist eine überzeugende Growth-Story: Mit 1,4 Milliarden Erwachsenen weltweit, die immer noch von formalen Bankdienstleistungen ausgeschlossen sind, bieten die Schwellenländer hier außerordentliche Chancen für wirtschaftliches Wachstum. Im Vergleich zu den entwickelten Märkten könnten die aufstrebenden Märkte Asiens, der Region EMEA und Lateinamerikas ein enormes Potenzial freisetzen, indem sie die lokale Bevölkerung schlicht davon überzeugen, ein Bankkonto zu eröffnen“, merkt John Malloy, Co-Head of Emerging & Frontier Markets beim britischen Asset Manager Redwheel, an. Dabei erweitern digitale Bankoptionen den Zugang zu Finanzdienstleistungen weltweit rasant. Dieses Wachstum ist besonders bemerkenswert in Regionen wie Afrika südlich der Sahara. „In vielen Schwellenländern wird das traditionelle Filialgeschäft zugunsten des elektronischen und mobilen Bankgeschäfts aufgegeben“, so Malloy.
Investments in die Schwellenländer sind wieder zunehmend auf dem Radar – wer regionale Diversifikation und Selektion über Themen wie Digitalisierung, Bildung oder Konsum kombiniert, kann im aktuellen Umfeld attraktive Investmentopportunitäten erschließen. Natürlich als Beimischung und es scheint angebracht, dem aktiven Management den Vorrang zu geben. (ah)
GUT ZU WISSEN
Schwellenländer stehen „an der Schwelle“ zu einem Industriestaat, haben aber auch Ähnlichkeiten mit Entwicklungsländern. Oft ist der Unterschied zwischen Arm und Reichbesonders ausgeprägt. Während die Landwirtschaft rückläufige Tendenzen aufweist,ist die Industrialisierung im Kommen.
Quelle: https://www.ig.com/de/trading-strategien/diese-10-schwellenlaender-sollten-sie-auf-dem-schirm-haben-221004

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