Comeback nachhaltiger Aktien – trotz US-Politik
01.10.2025

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In Zeiten einer US-Politik, die sich von Klimazielen verabschiedet hat und mit der Losung „drill baby drill“ die Förderung von fossilen Energieträgern forcieren will, sticht die Entwicklung ins Auge: An den weltweiten Aktienmärkten setzen Unternehmen, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen, in zahlreichen Fällen zur Outperformance an. Aktuell beobachten wir dies insbesondere bei Firmen, deren Aktivitäten auf die Investmentthemen Klimaschutz und Dekarbonisierung sowie auf den Wandel hin zur Kreislaufwirtschaft einzahlen.
Die Entwicklung bestätigt unsere Anlagephilosophie, die wir nun schon seit mehr als 20 Jahren bei den explizit nachhaltigen Fonds vertreten: Wir halten Ausschau nach Bereichen der Wirtschaft, bei denen explizit Herausforderungen in den Bereichen Umwelt und Gesellschaft bestehen. Oder, einfacher ausgedrückt: wir favorisieren Aktien von Unternehmen, die unserer Meinung nach mit ihren Produkten und Dienstleistungen einen Beitrag leisten können, die Welt besser zu machen.
Um diese Werte innerhalb globaler Indizes wie dem MSCI World ausfindig zu machen, richten wir unseren Blick in einem ersten Schritt auf Unternehmen, die unserem eigenständigen Analyseansatz zufolge ein attraktives Nachhaltigkeits-Ranking aufweisen. Dabei handeln wir nicht aus idealistischen Gründen. Sondern unter der Annahme, dass genau solche Unternehmen schneller wachsen können als das globale BIP – und damit eine Chance auf eine langfristige Überrendite bieten. Als Alpha-Quellen haben wir nicht weniger als fünf nachhaltige und strukturelle Investmentthemen ausgemacht: Klimaschutz und Dekarbonisierung, weiter das Ringen gegen die Wasserknappheit, außerdem Digitalisierung und digitale Infrastruktur, den Wandel hin zur Kreislaufwirtschaft und schließlich die gesunde Langlebigkeit.
Wachstumspotenzial und die Einordnung in ein nachhaltiges Investmentthema sind aber aus unserer Sicht noch nicht ausreichende Gründe, um die Aktien eines Unternehmens zu kaufen. Mindestens ebenso wichtig ist unseres Erachtens die Qualität: Als attraktiv erachten wir demzufolge Firmen, deren Wachstum profitabel ist und die sich insbesondere durch eine hohe Kapitalrendite, eine tiefe Verschuldung und ein Management mit hervorragendem Leistungsausweis auszeichnen.
Gerade mit Blick auf strukturelle Trends wie etwa die Dekarbonisierung mit dem enorm kapitalintensiven Bereich der erneuerbaren Energien zeigt sich, wie wichtig dieser Qualitätsansatz aus Investorensicht sein kann. Ganz gleich, wie stark das Wachstum ist: Wenn Firmen ihre Kapitalkosten nicht verdienen, schaffen sie unseres Erachtens keinen Mehrwert für Anlegerinnen und Anleger. Um ein globales Aktienuniversum auch in Bezug auf Qualität einzugrenzen, empfiehlt sich unserer Meinung nach ein quantitatives Screening gemäß einem ROIC-Ansatz (Return on invested capital. Im Ergebnis können Firmen mit hohen und wachsenden Kapitalrenditen bei attraktiver Bewertung gefunden werden. Das überdurchschnittliche Wachstum hoffen wir wiederum mit der Einordnung in nachhaltige Investmentthemen ausfindig zu machen. Damit schließt sich der Kreis des von uns vorgeschlagenen Screenings.
Doch wo finden sich aktuell Bereiche, die uns sowohl durch nachhaltiges wie auch durch rentables Wachstumspotenzial überzeugen? Beispielsweise innerhalb des Themenkomplexes „Energiewende“: Um der von Menschen verursachten Klimaerwärmung entgegenzuwirken, sind einschneidende Maßnahmen vonnöten. Doch die angestrebte Dekarbonisierung der Wirtschaft muss nicht nur Verzicht bedeuten – sie könnte auch zu einem anhaltenden Treiber für Wachstum werden. Schon heute sind hier eindrückliche Bewegungen im Gange. Gemäß Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) wurden im Jahr 2024 fast USD 2 Billionen in saubere Energieträger investiert. Dies ist fast das doppelte der Summe, die in fossile Brennstoffe floss. Um als Anlegerin oder Anleger von diesem Wandel zu profitieren, sehen wir insbesondere Chancen im Bereich der Stromnetze und -infrastruktur. Der Trend eröffnet unseres Erachtens aber auch Opportunitäten bei der Energieeffizienz und -speicherung, bei sauberer Infrastruktur und Verkehr sowie bei erneuerbaren Energien.
Auch „Steigende Gesundheitsausgaben“ erscheinen aus Investmentsicht interessant: Im Jahr 2025 könnten UN-Prognosen zufolge bis zu 2 Milliarden Menschen über 60 Jahre alt sein. Und mit zunehmender Lebenserwartung steigt der Bedarf an der Behandlung chronischer Krankheiten und altersbedingter Beschwerden. Das schafft einen robusten Markt für Gesundheitsprodukte und -dienstleistungen. Darüber hinaus braucht es Innovationen, um nicht zuletzt das Wachstum der Gesundheitskosten zu begrenzen – die Prävention rückt damit in den Vordergrund. So beispielsweise Behandlungen gegen Fettleibigkeit, um Folgeerkrankungen wie Diabetes, Herzkreislauf-Erkrankungen, Niereninsuffizienz oder Neurodegenerativen Leiden vorzubeugen. Schätzungen, wonach im Jahr 2035 bis zu 1,8 Milliarden Menschen an Adipositas leiden könnten, unterstreichen die Dringlichkeit präventiver Behandlungen.
Das qualitative, nachhaltige Wachstum muss dabei stets im Blick bleiben: Unternehmen, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen zur nachhaltigen Entwicklung beitragen, können unserer Meinung nach überdurchschnittlich wachsen. Indes, wenn Unternehmen ihre Kapitalkosten nicht verdienen, schaffen sie unseres Erachtens keinen Mehrwert für Anlegerinnen und Anleger.

Marktkommentar von Gerhard Wagner, Head of Sustainable Investments Equities für Swisscanto LUX-Fonds.

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