Corona: "Panik ist kein guter Ratgeber"

09.03.2020

Karin Clemens, Geschäftsführerin des R+V-Dienstleisters HumanProtect / Foto: © R+V

Hamsterkäufe, Quarantänen, abgesagte Veranstaltungen: Die Furcht vor dem Corona-Virus steigt. Ein Interview mit der Psychologin Karin Clemens, Geschäftsführerin des R+V-Dienstleisters HumanProtect, über Ängste und ihre Bewältigung.

finanzwelt: Das Corona-Virus ist in Deutschland angekommen. Alle stehen Kopf, überall tagen Krisenstäbe. Weshalb ist die Angst so groß?

Clemens: Menschen denken und handeln in Mustern, Gewohnheiten, Stereotypien. Die komplexe Welt wird damit einfacher, überschaubarer, kontrollierbarer. Auf Bedrohungen wie ein unbekanntes Virus reagiert das Gehirn höchst sensibel. Es überlegt mit Hochdruck: Wie kann ich die Gefahr vermeiden, abwehren oder sogar vor ihr flüchten?

finanzwelt: Und in dieser Situation sind wir gerade?

Clemens: Ja, momentan erhalten wir ständig Signale, die Bedrohung erwarten lassen. Die massive, tägliche Berichterstattung über Neuinfektionen, Todesraten, Verbreitung in neuen Ländern und Regionen löst Ängste aus. Hinzu kommen Informationen über drastische Vorsorgemaßnahmen. Es klingt gefährlich, wenn ganze Schulen unter Quarantäne gestellt werden oder Firmen ihre Tore schließen.

finanzwelt:Was würde helfen, die Situation zu entschärfen?

Clemens: Ich vermisse eine gewisse Verhältnismäßigkeit von Berichterstattung, Aufklärung und Raum, dem man dem Thema gibt. Die meisten Erkrankten werden wieder gesund, häufig verläuft die Krankheit mild. Aber diese Tatsache geht bei vielen unter, bleibt nicht im Gehirn haften.

finanzwelt: Auch die R+V ergreift derzeit Vorsorgemaßnahmen…

Clemens: Das ist richtig und wichtig. Gut organisierte Unternehmen wie die R+V haben für ganz unterschiedliche Situationen Krisenpläne in der Schublade, damit sie im Notfall schnell und umsichtig handeln können. Auch das Thema Corona nimmt die Geschäftsleitung sehr ernst. An erster Stelle steht die Gesundheit und Sicherheit aller Mitarbeiter. Außerdem ist es notwendig, die Kontinuität des Geschäftsbetriebs sicherzustellen, falls Mitarbeiter erkranken. Aber ich hoffe, dass der Spuk bald vorbei ist und wir gesund bleiben!

Warum die Politik in ihrer Beruhigungstaktik zum Teil noch mehr Ängste schürt, lesen Sie auf Seite 2