Coronavirus drückt Bauzinsen auf historischen Tiefstand

03.03.2020

Michael Neumann, Vorstand Dr. Klein AG / Foto: © Dr. Klein

Hoffen auf Politik und Notenbanken

Die Unsicherheit und ihre spürbare Auswirkung auf die Finanzmärkte schüren immerhin die Hoffnung, dass nun die Notenbanken einspringen werden. Die chinesische Notenbank senkte die Zinsen bereits. Jerome Powell, Chef der amerikanischen Notenbank (Fed), beruhigte die Märkte Ende vergangener Woche mit seiner Aussage, dass die Fed ihre Instrumente einsetzen und angemessen handeln werde, um die Wirtschaft zu unterstützen. „Ich rechne damit, dass die Fed ihren Leitzins im März senken wird“, meint Zinsexperte Neumann. Im Euroraum liegt der Leitzins bereits bei null Prozent, der Einlagezins für Banken bei -0,5 Prozent. Auch die EZB gibt sich zwar im Falle einer Wirtschaftskrise handlungsbereit, ihr Instrumentenkasten ist im Vergleich zur Fed allerdings deutlich gehaltloser.

Von Seiten der Politik kommt ebenfalls Unterstützung: Japan und Südkorea beschlossen bereits umfangreiche Konjunkturpakete. Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte plant, sich mit zusätzlichen Mitteln in Höhe von 3,6 Milliarden Euro gegen die Folgen des Virus zu stemmen. Und auch Bundesfinanzminister Olaf Scholz erklärte, dass Deutschland die Wirtschaft stützen werde, falls dies nötig werden sollte.

Bauzinsen erreichen neues Rekordtief

Die Unsicherheit durch das Coronavirus sorgt dafür, dass sich Anleger einmal mehr in die als sicher geltende Bundesanleihe flüchten. Die Rendite der zehnjährigen deutschen Staatsanleihe fiel Ende letzter Woche auf unter -0,6 Prozent und näherte sich damit ihrem bisherigen Rekordtief von -0,72 Prozent an. Die Bauzinsen, die sich an der Rendite der Bundesanleihen orientieren, rutschten sogar weiter als jemals zuvor in den Keller: Der Bestzins für ein Darlehen mit zehn Jahren Zinsbindung fiel auf 0,41 Prozent. „Solange die Unsicherheit durch das Coronavirus bestehen bleibt, wird sich an der aktuellen Zinssituation nichts ändern. Es ist nicht auszuschließen, dass das aktuelle Rekordtief erneut durchbrochen wird“, so die Prognose Michael Neumanns.