Denn sie wissen, was sie tun

21.06.2024

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Sie sind jung, sie sind ambitioniert und vor allem fachlich qualifiziert: Die sogenannten Young Professionals sind die Zukunft des Arbeitsmarktes, denn der demografische Wandel in Kombination mit dem Arbeitnehmermarkt öffnet nicht nur Türen, sondern ganze Tore. Um die Gunst dieser Talente zu gewinnen, müssen sich Recruiter richtig ins Zeug legen.

Die Definition des Begriffs „Young Professionals“ ist nicht festgelegt, weshalb sich online verschiedene finden. Im Grunde genommen werden aber Arbeitnehmer im Alter von 25 bis 35 Jahren als solche bezeichnet. Sie sind relativ frisch auf dem Arbeitsmarkt und verfügen in der Regel unter fünf Jahren Arbeitserfahrung. Vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels sollte es für die jungen Profis daher einfach sein, einen Job zu bekommen. Dennoch wird nicht mit einem Dartpfeil auf ein Board aus unzähligen Jobangeboten gezielt. Es geht vorrangig um überzeugende Angebote potenzieller Arbeitgeber. Nicht einfach gut, nicht einfach super – das Wort der Stunde lautet bewusst: überzeugend.

Die Ära des „New Hiring‘‘

Aus dem Weg, Work-Life-Balance, hier kommt „Work-Life-Blending“! Ein neuer Anglizismus, der zusammenfasst, was die kommenden Arbeitnehmer erwartet. Die Recruiting-Plattform „onlyfy by XING“ beschreibt die Veränderung auf dem Arbeitsmarkt im E-Book „New Hiring“. Laut Studien der Forsa aus dem Jahr 2022 sowie Ergebnissen des Instituts für Wirtschaft 2021 hat jedes zweite Unternehmen Schwierigkeiten, offene Positionen zu besetzen. In den nächsten zehn Jahren werden etwa fünf Millionen Menschen den Arbeitsmarkt verlassen und in Rente gehen. Unternehmen sind also im Grunde genommen dazu verpflichtet, mit der Zeit zu gehen. Arbeitnehmer müssen in der Lage sein, sich mit ihren Arbeitgebern identifizieren zu können. Im Umkehrschluss bedeutet das auch Umstellungen im Bereich des Recruitings. Diese Umstellung heißt „New Hiring“ und beschreibt ein zukunftsfähiges Verständnis von Arbeit, beziehungsweise Personalgewinnung. Moderne Tools, moderne Methoden sind das Mindeste – etwa in Form von Gleitzeit, Gehaltstransparenz und einer funktionierenden, digitalen Aufstellung sowie Benefits – was Young Professionals erwarten. Ziel ist Arbeiten, um zu leben und nicht ein Leben, um zu arbeiten. 

Die Stepstone Group, das Unternehmen der gleichnamigen Job-Plattform (AT) hat im Rahmen einer Studie unter 1.314 internationalen Studierenden und Young Professionals bestätigt, dass die Wechselbereitschaft junger Arbeitnehmer weiterhin hoch bleibt. So würden 19 % der Young Professionals in den nächsten sechs Monaten den Job wechseln, wenn der Arbeitgeber Gehaltserhöhungen reduziert oder diese sogar ausbleiben. Diese Begründung war mit 40 % die stärkste Motivation für einen Wechsel. Für 33 % der Studierenden wäre dieser Grund tragend für die Entscheidung, innerhalb eines Jahres den Job zu wechseln. Mit insgesamt 52 % der Befragten, die zu diesem Schritt bereit wären, kommt entsprechend einiges auf die Arbeitgeber zu, denn sie sitzen aktuell nicht mehr am längeren Hebel.

Schöne, neue Arbeitswelt?

Familienfreundliche und flexible Arbeitsbedingungen, ein moderner Arbeitsplatz mit Weiterbildungsmöglichkeiten sowie ein angemessenes Gehalt – gepaart mit einem Arbeitgeber, der zur eigenen Weltanschauung passt. Die Young Professionals kennen ihren Wert und sind bereit, ihn einzufordern. Die Aufgabe der Unternehmen ist es also – jetzt mehr denn je – ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. Sie müssen erkennen, dass sie junge Arbeitnehmer sonst nicht halten können. Besonders wichtig ist es, vor dem Hintergrund des anhaltenden „War for Talents“ dafür zu sorgen, dass ihre Arbeitnehmer offen (konstruktive) Kritik äußern können, die dann auch angegangen und in Form von passenden Lösungen aus der Welt geschafft wird. Unternehmen müssen Weiterbildungs- und -Entwicklungsmöglichkeiten wie selbstverständlich anbieten, denn das sind nur Pluspunkte, die potenzielle Arbeitnehmer ansprechen.

Bekanntlich mahlen auch die Mühlen der Arbeitswelt langsam und ob sie schrecklich klein mahlen, bleibt ebenfalls offen. Man merkt allerdings, dass es beispielsweise Büro-Immobilien ein wenig schwerer haben als zuvor, denn von Montag bis Freitag und von 9 bis 17 Uhr im Büro, diese Zeiten scheinen Vergangenheit zu sein. Wie sich die Arbeitswelt in den kommenden Jahren entwickeln wird, wird sich zeigen. Fakt ist, dass Young Professionals nicht nur Qualifikationen und Visionen einbringen werden, sondern auch nicht davor zurückschrecken, deutlich zu sagen, was sie wollen. Sie wissen also, dass ein Arbeitgeber auch Arbeitnehmer braucht und in Zeiten des „War for Talents“ ein wenig mehr auf das Silbertablett legen muss. (ml)