Studie „Mobbing und Cybermobbing bei Erwachsenen“

07.11.2025

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In Deutschland sind 37 % der Befragten schon einmal Opfer von Mobbingattacken gewesen. Das entspricht in absoluten Zahlen 19,0 Mio. Menschen im Alter zwischen 18 und 65 Jahren. Das ist ein zentrales Ergebnis der Studie „Mobbing und Cybermobbing bei Erwachsenen“, die vom Bündnis gegen Cybermobbing e.V. im Zeitraum vom 29. Juli bis 8 August 2025 durchgeführt worden ist. Insgesamt sind dabei 2030 Personen im Alter von 18 bis 65 Jahre befragt worden. Cybermobbing ist in Deutschland gegenüber 2021 um 21,7% gestiegen, von 11,5% auf 14,0%. Das sind über 7,2 Mio. Betroffene im Alter von 18 und 65 Jahren.

Besonders alarmierend sind die Zahlen bei jüngeren Menschen (18-24 Jahre), der „Generation Smartphone“, die im Arbeitsleben angekommen ist. Hier zeigen sich besonders hohe Werte bei Mobbing (45%) und Cybermobbing (25%). Seit Jahren wachsen die Zahlen und zeigen uns, so Uwe Leest, Vorstandsvorsitzender des Bündnis gegen Cybermobbing, dass das gelernte „negative Verhalten“ aus der Jugend (Schule), ins Arbeitsleben übernommen wird, weil es nicht sanktioniert worden ist und unsere Gesellschaft zu wenig gegen Mobbing und Cybermobbing unternimmt. 

Frauen und jüngere Menschen sind besonders häufig von Übergriffen betroffen: Bei ihnen besteht laut den Ergebnissen der Studie ein 1,3-mal höheres Mobbingrisiko als bei Männern. Mobbing bei Erwachsenen prägt in hohem Maße die Arbeitswelt. 43% der Vorfälle finden dort statt. Neid und eine auffällige Erscheinung sind die häufigsten Ursachen für Mobbing und Cybermobbing im Arbeitsumfeld. Fast jeder dritte Täter gibt an, „aus Ärger mit der Person“ gehandelt zu haben oder weil „andere das auch machen“. Vorgesetzte sind laut der Studie in über der Hälfte der Mobbingfälle am Arbeitsplatz als Täter oder Mittäter beteiligt.

Die oftmals schweren Folgen können sich auf die physische wie psychische Gesundheit der Opfer sowie auf ihr privates und berufliches Umfeld auswirken – und im äußersten Fall zu einer existentiellen Notlage führen. 49% der Betroffenen von Mobbing und Cybermobbing klagen über Persönlichkeitsveränderungen und Depressionen. Extremausprägungen sind schwindendes Selbstwertgefühl, Zwangsstörungen sowie die Flucht in Alkohol oder andere Suchtmittel. 24% der Cybermobbingopfer stufen sich sogar als suizidgefährdet ein. Das sind über 3,8 Millionen Menschen in Deutschland.

Mobbing und Cybermobbing haben auch negative wirtschaftliche Auswirkungen: Die mit Mobbingvorfällen direkt verbundenen Krankheitsfolgekosten für Unternehmen belaufen sich auf ca. 4,3 Milliarden € im Jahr. Dennoch scheinen die Unternehmen, wie schon in den letzten Studien festgestellt, die Dringlichkeit der Problematik nicht erkannt zu haben. Und das in einer Zeit der fehlenden Fachkräfte, so Uwe Leest. Zu wenige Arbeitgeber bieten Präventionsmaßnahmen an, obwohl die durch Mobbing und Cybermobbing entstandenen Fehlzeiten und Ausfälle und die daraus entstandenen Kosten immens sind.

Aus den Studienergebnissen leitet Uwe Leest folgende Handlungsempfehlungen für Unternehmen, Politik und Gesellschaft ab: Um Mitarbeiter für das Thema Mobbing und Cybermobbing zu sensibilisieren und aufzuklären, sind Schulungen, Seminare und Informationsveranstaltungen in Unternehmen notwendig. Darüber hinaus sollte die Stärkung des Betriebsklimas im Vordergrund stehen. Das Betriebsklima ist ein wesentlicher Faktor, um Mobbingfällen vorzubeugen. Dazu dient beispielsweise eine Vereinbarung, die einen gewaltfreien und respektvollen Umgang der Mitarbeiter untereinander regelt und fördert, was auch die Bindung der Mitarbeiter ans Unternehmen erhöhen kann. Für alle Betroffenen wäre es wünschenswert, unabhängig ob im Unternehmen oder im sozialen Umfeld, flächendeckende Mobbingberatungsstellen sowie anonyme Hotlines zu haben, an die sich Hilfesuchende wenden können. Neben Unternehmen und der Gesellschaft, muss auch die Politik ihrer Verantwortung stärker nachkommen. Seit Jahren fordert das Bündnis gegen Cybermobbing zum Schutz der Opfer ein (Cyber-) Mobbinggesetz, das es in anderen Ländern schon lange gibt. Leest weiter: Wir haben kein Erkenntnisproblem, sondern wir haben ein Handlungsproblem. (mho)