Die Rally läuft – wo Top-Trader jetzt einsteigen

10.06.2020

Andreas Kern, Gründer und CEO der wikifolio Financial Technologies AG / Foto: © Martina Draper

Rückschläge einplanen

Gezielt in aussichtsreiche Einzeltitel investieren können Anleger also – blindlings kaufen, sollten sie aber laut den wikifolio-Tradern nicht – weder in der Highflyer-Branche Technologie noch bei den vermeintlichen „Nachzüglern“: „Ich würde jetzt insgesamt einmal abwarten, der ganze Markt ist heiß gelaufen“, summiert Flender. „Im Technologie-Sektor sind die Bewertungen hoch. Operativ läuft es in vielen Branchen dort gut: Chipsektor, Cloudanbieter, IT-Dienstleister und so weiter brummen. Aber es ist viel Optimismus eingepreist. Auch im Airline- und Touristiksektor ist mittlerweile ein ‚Blue Sky Szenario‘ eingepreist, wo es keinerlei Rückschläge mehr gibt. Das ist sehr gefährlich, Rückschläge muss man hier einplanen.“

Zwar ließe sich laut Zeltner mit kurzfristiger Spekulation auf Erholungsbewegungen in den Bereichen Tourismus, Automobil- und Ölindustrie womöglich viel Geld verdienen, seine Strategie sei das allerdings nicht. „Grundsätzlich konzentriere ich mich im Rahmen meiner beiden wikifolios eher auf übergeordnete, langfristige Trends wie Digitalisierung und Online-Handel. So denke ich auch, dass Öl in den nächsten Jahrzehnten weiter an Bedeutung verlieren wird. Ich versuche in Wachstumsmärkten wie der Elektromobilität investiert zu sein, ohne auf einen speziellen Autohersteller setzen zu müssen. Deshalb habe ich zum Beispiel den Lithiumförderer und -verarbeiter Albemarle sowie den Batteriehersteller Samsung SDI im wikifolio.“

Investiert wird in das Unternehmen, nicht in die Branche

Auch wikifolio-Trader Uwe Jaennert warnt davor, seine Investments einfach bloß an Branchen zu orientieren: „Anleger sollten auf die Qualität des Unternehmens achten und dessen Aussichten im Blick haben, statt nur auf die Branche zu schauen. So setze ich zum Beispiel in der Automobilbranche eher auf Zulieferer, wie Stabilus, Hella oder Dürr, die unabhängig vom Antrieb agieren und davon profitieren, dass sie Marktführer sind.“ An eine „Erholung mit Zeitverzögerung“ der besonders unter dem Coronavirus leidenden Industriezweige glaubt Jaennert dennoch: „Große Chancen sehe ich in der Chemie- und Versicherungsbranche also eher bei Zyklikern, wie zum Beispiel einer BASF.“

Unabhängig vom Coronavirus und seinen Folgen für die Aktienperformance der unterschiedlichen Branchen macht Trader-Kollege Zeltner in gewohnter Manier Investmenttrends aus: „Die Bundesregierung hat diese Woche die Subventionierung von ‚grünem‘ Wasserstoff gestartet. Ich denke in diesem Bereich gibt es in den nächsten Jahren enorme Chancen für Anleger. Auch im Bereich Gaming sehe ich über die nächsten Jahre hinweg großes Wachstum. In diesen beiden Branchen werde ich in den nächsten Wochen nach aussichtsreichen Unternehmen Ausschau halten und vermutlich investieren.“

Kolumne von Andreas Kern, Gründer und CEO der wikifolio Financial Technologies AG