Für das Wertvollste im Leben

19.02.2019

Foto: © Cora Müller - stock.adobe.com

Die Absicherung der Arbeitskraft schützt die Familie und den Ernährer vor dem existenziellen Notstand. Berufsunfähigkeit kann schnell oder langsam passieren, sie kann kommen wenn man jung ist, oder wenn man alt ist. Aber die Wahrscheinlichkeit ist viel größer, als eine Million Euro im Lotto zu gewinnen. Und es kann deutlich teurer sein.

Es ist noch dunkel, als der Vater von drei Kindern morgens in sein Auto steigt. Zu seinem Geschäftstermin will er pünktlich sein. Er hat an alles gedacht, Unterlagen, Mobiltelefon, eine kleine Thermoskanne voll mit Kaffee. Woran er nicht gedacht hat, ist ein unbeleuchteter LKW-Anhänger, mit dreckigen Reflektoren, der in einer Kurve abgestellt wurde. Viel zu spät sieht er ihn. Er überlebt diesen Unfall nur knapp, aber er bleibt für immer ein Pflegefall. Was jetzt folgt, sind fünf Monate Krankenhaus, zwei Jahre Reha und lebenslang Rollstuhl. Behinderten-gerechter Umbau des Hauses, Kauf von medizinischen Geräten wie Rollstuhl, Atemgerät oder orthopädischem Bett. Rund um die Uhr Pflege, immer wieder unterbrochen durch Klinikaufenthalte. Er wird nie wieder arbeiten können, seine Erwerbsunfähigkeitsrente reicht nicht mal ansatzweise aus, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Ganz zu schweigen von einer Frau und drei Kindern, zwei davon schulpflichtig, eines mitten im Studium. Es ist nichts mehr wie zuvor. Man steht im reichen Deutschland vor den Trümmern der Existenz und ist auf Hilfe von Freunden oder Verwandten angewiesen.

Es kann jeden treffen

Oder betrachten wir mal die Mutter von zwei Kindern. Alleinerziehend, mit dreiviertel Stelle in der IT-Branche. Der Vater hat sich getrennt, er schafft es kaum, die Unterhaltszahlungen regelmäßig zu leisten. Am Anfang war es nur eine Brille mit 20. Dann ein größerer Monitor mit Ende 20. Ihre Augen verschlechtern sich mit 30 Jahren so schnell, dass sie mit Mitte 30 schon 90 % ihrer Sehkraft eingebüßt hat. Den Beruf als IT-Programmiererin musste sie aufgeben. Hier und da jobbt sie in einer Telefonhotline für den Bruchteil ihres Programmierer Gehaltes. Anderes Beispiel: Der Vater einer 16-jährigen Tochter hat Rückenmarkkrebs, er kann nie wieder schmerzfrei sitzen, stehen oder laufen. Jeden Tag erträgt er die Schmerzen nur mit hoher Dosis an Morphintabletten. Kann er seinen Managerposten mit Arbeitszeiten von 12-14 Stunden am Tag noch ausüben? Nicht mehr dran zu denken. Oder: Jagdunfall mit Mitte 40, Unfall mit dem Quad mit Ende 20, Sturz mit Ende 40, Herzinfarkt mit Anfang 50, Lungenkrebs mit Mitte 30, Reitunfall mit 50, diverse Autounfälle und schwere Geisteskrankheiten. Was haben diese Fälle gemeinsam? Sie können alle ihren alten Job nicht mehr ausüben, die meisten davon haben Familie und Kinder und sie sind alle in meinem privaten Umfeld passiert. Und sicher habe ich noch ein paar vergessen. Die Menschen spielen jede Woche Lotto, die Wahrscheinlichkeit von sechs Richtigen kennt jeder. Die Wahrscheinlichkeit, seinen Job aufgrund eines Unfalls oder schweren Krankheit nicht mehr ausüben zu können, ist um ein vielfaches höher. Fragen Sie doch mal Ihren Kunden: „Kennen Sie jemanden, der sechs Richtige im Lotto hatte?“ Ich kenne keinen. Aber dutzende Fälle, wo ein Ereignis das Leben komplett existenziell gedreht hat. Nicht nur für die betreffende Person, sondern für die ganze Familie.

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