Geldanlagen und Klimaschutz – welche Investitionen ergeben Sinn?

15.11.2021

Heiko Löschen, Vermögensverwalter der GSP Asset management GmbH / Foto: © GSP

Der Klimagipfel in Glasgow ist vorbei und die Resultate haben aus meiner Sicht noch nicht den großen Durchbruch gebracht. Ich verfahre seit vielen Jahren nach der Devise „Jedes Gramm weniger CO2 hilft“ und versuche mich so gegenüber unserem Planeten zu verhalten, dass ich meinem und dem Gewissen meiner Kinder aufrecht gegenübertreten kann. Natürlich geht immer mehr und somit ändere ich mein Verhalten und meine Einstellung kontinuierlich.

Zum Thema Geldanlage werde ich immer wieder gefragt, wie Privatanleger in „Klimaschutz“ investieren können. Ich interpretiere diese Frage immer derart, dass es mir in erster Linie um Initiativen geht, die die Reduzierung bzw. die Vermeidung des Ausstoßes von CO2 als Ziel haben und/oder die Ressourcen unseres Planeten bestmöglich schonen. Aus meiner Perspektive als konservativ agierender Vermögensverwalter können dies konsequenterweise also nicht nur die gehypten Wasserstoff-, Elektro und Batteriethemen sein.

Effizientere Nutzung der bereits heute produzierten Energie

Dieses Thema haben viele nachhaltig ausgerichtete Marktbeobachter aus meiner Sicht gar nicht so richtig auf der Agenda. Egal ob die Energie ausschließlich grün oder in anderen Farbnuancen produziert wird, ist die effiziente Produktion, der Transport und die Speicherung von gravierender Bedeutung. Leistungsverluste durch überalterte oder ineffiziente Transformatoren, Turbinen und Leitungen können signifikant durch den Einsatz neuer Technologien, Komponenten oder Produkte reduziert werden. Unternehmen, die diese Technologien bzw. Produkte erfinden und herstellen gibt es und Investitionen bieten aus meiner Sicht erstklassige Auswirkungen für den Klimaschutz neben hervorragenden Renditechancen.

Kreislaufwirtschaft & Recycling

Aktuell recyclen wir auf unserem Planten nur knapp neun Prozent der eingesetzten Rohstoffe. Dies ist wirklich schwach. Die Unternehmen, denen es gelingt, die eingesetzten Rohstoffe so effizient als möglich wiederzuverwerten, kommen einer Schlüsselrolle in der Kreislaufwirtschaft zu. Hier gibt es bereits einige Marktplayer. Deren Anzahl wird sich meines Erachtens in den kommenden Jahren erhöhen und dieses Segment bietet ein konjunkturunabhängiges Wachstumspotenzial.

Weg von der industriellen Massentierhaltung hin zur verantwortungsvollen Ernährung der Bevölkerung

Die industrielle Massentierhaltung ist für 15 Prozent der CO2 Produktion unseres Planeten verantwortlich. Das durch diese Branche erzeugte Methan hat die fünfundzwanzigfache Wirkung des „normalen“ CO2. Ernährungskonzepten abseits der industriellen Zweige kommt eine gewichtige Bedeutung in den kommenden Jahren zu. Aktuell ist in dieses Marktsegment noch nicht breit an der Börse investierbar. Eine Vielzahl von Unternehmen sind bereits aktiv und wir werden in den kommenden Jahren viele aussichtsreiche Börsengänge sehen. Also wachsam bleiben und mitmachen.

Abschied von der Kohle: so schnell wie möglich, aber wie?

Auch wenn es weh tut: wir kommen von der Energieproduktion aus Kohle nicht so schnell mit einer blütenweißen Weste weg, so wie wir es gerne hätten.

Um den Energiebedarf ohne die CO2 produzierende Verbrennung von Kohle zu stillen, sind die Planungen aktuell eindeutig. Ausschließlich auf das geliebte und gleichermaßen in Verruf geratene Gas unter anderem aus der Nordstream Pipeline, in Verbindung mit den regenerativen Energiequellen können wir nicht bauen. In Europa hängen wir zum vollständigen Umbau der Energieversorgung in Richtung grün vom Atomstrom ab - wenn wir den schnellen Kohleausstieg wollen. Dies gefällt keinem.

Bei Licht betrachtet sind die Fakten klar. Wir Deutschen bezahlen für den importierten Atomstrom aus den Nachbarländern wie zum Beispiel Frankreich und Tschechien und haben uns entschieden, selber keinen mehr zu produzieren. Dies will ich gar nicht werten. Die dazu notwendigen Rohstoffe und Technologielieferanten sollten für diesen unvermeidbaren Zeitraum sehr gefragt sein. Daraus ergeben sich aussichtsreiche Investitionschancen. Wer diese ideologisch nicht vertreten kann, der findet auch außerhalb dieses Themenfeldes ausreichend andere Alternativen.

Batterien, Elektromobilität, Wasserstoff

Diese Themen sind seit einigen Monaten in aller Munde und bieten für den Klimaschutz und den Investor tolle Chancen. Allerdings sind die Bewertungen bereits extrem hoch und es werden nicht alle Unternehmen und Ideen das Rennen machen. Trotzdem sind diese Segmente auch wichtig.

Und nun?

Eine Mischung aus den verschiedenen Ideen bildet eine gute Grundstruktur für eine langfristig ausgerichtete Anlagestruktur. Diese gilt es nun zu entwickeln und das Geld im Sinne des Klimaschutzes für sich arbeiten zu lassen. Bitte nicht vergessen: „Jedes Gramm weniger CO2 zählt“! An die eigene Nase fassen, ab aufs Fahrrad und das Auto einfach mal stehen lassen. Also: Butter bei die Fische!

Gastbeitrag von Vermögensverwalter Heiko Löschen,  GSP asset management GmbH in Münster

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