Immer weniger junge Frauen sorgen für ihr Alter vor

11.08.2022

Foto: © Dragana Gordic - stock.adobe.com

84 % der jungen Frauen zwischen 17 und 27 Jahren haben Angst davor, im Rentenalter nur eine geringe Rente zu bekommen und in die Altersarmut abzurutschen. Bei den gleichaltrigen Männern sind es etwas weniger, aber auch noch drei Viertel (74 %), die befürchten, im Alter nicht genug Geld zur Verfügung zu haben.

Das legt die aktuelle MetallRente Jugendstudie offen. Die MetallRente Studie „Jugend, Vorsorge, Finanzen“ ist die größte repräsentative Langzeituntersuchung zur Vorsorge junger Menschen in Deutschland.  Besonders alarmierend: Nur noch 29 % der jungen Frauen sparen regelmäßig für ihr Alter. Während von den jungen Frauen im Vergleich zu 2010 heute zehn Prozentpunkte weniger regelmäßig vorsorgen, haben junge Männer ihre Anstrengungen im gleichen Zeitraum deutlich erhöht: Statt 38 % legen heute 45 % regelmäßig Geld für ihren Ruhestand beiseite.

Tatsächlich sind Frauen statistisch wesentlich stärker von Altersarmut bedroht als Männer. Laut OECD haben Frauen im Rentenalter hierzulande 46 % weniger Einkommen zur Verfügung als Männer. Damit gibt es in Deutschland im OECD-Ländervergleich das größte „Gender Pension Gap“, also den größten Geschlechterunterschied beim Alterseinkommen. Auch bei der gesetzlichen Rente zeigen sich signifikante Geschlechterunterschiede: Männer beziehen von der Deutschen Rentenversicherung im Durchschnitt eine Altersrente von 1.227 Euro pro Monat, Frauen erhalten nur 807 Euro – also 34 % weniger.

Ein Grund für die große Rentenlücke zwischen Männern und Frauen (Gender Pension Gap) liegt in den existierenden Gehaltsunterschieden (Gender Pay Gap) und gesetzlichen Rahmenbedingungen. Außerdem beschreibt Klaus Hurrelmann, Herausgeber und wissenschaftlicher Leiter der MetallRente Studie, ein weiteres Dilemma: „So eine starke, emanzipierte Frauengeneration, wie wir sie heute haben, fällt bei der Altersvorsorge in alte Rollenmuster zurück, die wir eigentlich schon überwunden glaubten. Das wird beim Thema Teilzeitarbeit besonders deutlich. Frauen stecken für die Familie zurück und investieren deshalb viel zu wenig in ihre eigene Alterssicherung. Dabei wissen sie, dass sich das eines Tages rächt.“ Die MetallRente Studie bestätigt dieses Problem: Derzeit gehen 70 % der jungen Frauen davon aus, dass sie in bestimmten Lebensphasen nur in Teilzeit arbeiten werden. Dabei zeigt sich ein deutlicher West-Ost-Unterschied – allerdings nur bei den Frauen. Im Westen rechnen 71 % von ihnen mit späteren Teilzeitphasen, im Osten nur 62 %. Bei den Männern sind es in Ost wie West nur 36 %. Die verschiedenen Erwerbsbiografien der Frauen vor der Wiedervereinigung setzen sich in den unterschiedlichen Vorstellungen der heutigen jungen Frauen fort.

Generell fördert die Jugendstudie deutliche Veränderungen im Sparverhalten der jungen Menschen zutage: Angesichts der Niedrigzinsphase sparen so viele wie nie zuvor mit Aktien und Fonds für ihre Altersvorsorge. Zwischen 2016 und 2022 hat sich der Gesamtanteil derjenigen verdreifacht, die aktien- und fondsbasiert für ihre Rente sparen – von 16 auf 50 %. Auffällig ist jedoch, dass Frauen beim Thema Aktiensparen deutlich zurückhaltender sind: Sorgen bei den jungen Männern bereits 62 % auch mit Aktien und Fonds vor, sind es bei den jungen Frauen lediglich 34 %. Im Vergleich zur letzten Erhebung ist dieser Wert jedoch stark angestiegen (von 18 % in 2019).

Weiter auf Seite 2