Ist das Beste vorbei?

01.04.2013

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Für Unternehmensanleihen (Corporate Bonds) war das vergangene Jahr ein außergewöhnlich Gutes. Sinkende Risikoaufschläge und ein rückläufiges Zinsniveau sorgten für Mittelzuflüsse. Sind Papiere der Konzerne auch 2013 verheißungsvoll?

Unternehmensanleihen waren 2012 gefragt und entpuppten sich mehr als nur eine Alternative zum Staatsanleihensegment. Dies belegen die Zahlen des Bundesverbands Investment und Asset Management e. V. Von Januar bis Dezember 2012 legten Investoren 7,3 Mrd. Euro in Corporate Bond Fonds an. Insgesamt konnten sich Rentenfonds über einen Rekordzufluss von knapp 32 Mrd. Euro freuen. Hochzinsanleihen, so genannte High Yields, als auch Investmentgrades – herausgegeben von Unternehmen mit guter bis mittlerer Bonität – stellten eine überzeugende Alternative im schwierigen Marktumfeld dar. Bleiben Corporate Bonds ein attraktives Investment? Die Argumente sprechen dafür, auch wenn die Erwartungshaltung bei Renditen nach unten geschraubt werden müssen.

Unternehmen solide aufgestellt. „Hochwertige Unternehmensanleihen profitieren weiter davon, dass die Firmenbilanzen insgesamt solide sind. Allerdings besteht die Gefahr, dass einige Unternehmen die Chance nutzen, in der aktuellen Situation günstig Fremdkapital aufzunehmen, beispielsweise für Aktienrückkäufe oder Übernahmen. Das könnte ihre Kreditratings belasten. Eine sorgfältige Auswahl der Titel ist daher besonders wichtig“, sagt Andrew Wells, Global Chief Investment Officer für Fixed Income bei Fidelity. Der für Unternehmensanleihen wesentliche Verschuldungsgrad, der die Schulden ins Verhältnis zum Eigenkapital setzt, zeigt zumindest hierzulande ein erfreuliches Bild: Mittelständische Firmen haben ihren Verschuldungsgrad weiter zurückgefahren auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren. Dazu nutzten die Unternehmen die deutlich gesunkenen Risikospreads (diese kompensieren den Anleger für die mit der Investition verbundenen Risiken). Bei einer Laufzeit von 10 Jahren lag zum Ende des vergangenen Jahres die Rendite für Emittenten an der unteren Grenze des Investmentgrades (BBB) bei nur noch 3,2 %. Auch Emittenten von High Yield Anleihen konnten am Ende des Jahres 2012 von diesem günstigen Zinsumfeld profitieren: Im Schnitt lag die Rendite bei 6,3 %. Positiv für Unternehmensanleihen zeigt sich auch Peter De Coensel, Portfoliomanager Corporate Investment Grade bei Petercam, gibt jedoch zu bedenken, dass Boomjahre wie 2012 künftig nicht zu erwarten sind. Für Aran Gordon, Spezialist für Hochzinsanleihen bei Fidelity Worldwide Investment, sind spekulativere High Yields trotz gefallener Renditen nach wie vor ein attraktives Investment und würden auch in diesem Jahr Erträge von durchschnittlich 5 bis 6 % abwerfen. Geringes Ausfallrisiko. Anfang 2012 warnte die Ratingagentur Moody’s, dass europäische High Yield Emittenten verstärkt unter Ratingdruck geraten könnten. Allerdings relativierten die Ratingagenturen zwischenzeitlich ihre Ansicht und beurteilten die Lage entspannter. Tatsächlich rutschte die Ausfallrate bei Unternehmensanleihen auf 2,4 % – deutlich unter dem historischen Durchschnitt von 4 %. Dies ist auch deutlich unter dem Höchststand von 2009 von 14 % für die globale Ausfallrate. Walter Liebe, Senior Investment Advisor bei Pictet & Cie, fügt in diesem Kontext an: „Eine Blasenbildung sehen wir nicht, da die Risikoprämien noch immer attraktiv sind und die Ausfallraten mit ca. 3,5 % für die kommenden 12 Monate niedrig bleiben sollten.“

In der jüngsten Vergangenheit wurde oftmals über eine drohende Investitionsblase am Anleihenmarkt spekuliert. Die Anleiheemissionen im Januar könnten in diese Richtung weisen. Ist die Blase greifbar? Die Argumente zum jetzigen Zeitpunkt bieten hierfür keinen Nährboden. Die Investoren müssen die Anleihen wegen der Renditen kaufen, denn die brauchen sie. Pictet-Experte Liebe ergänzt: „Wir sehen zwar viele Unternehmen am Emissionsmarkt, auch mit zunehmend längeren Laufzeiten, aber noch keine eindeutige Tendenz zu einer höheren Verschuldung wie vor der Finanzkrise.“ Zudem würden neue Anleihen nicht mehr blind gezeichnet. Im Unterschied zum vergangenen Jahr werde es in 2013 allerdings wichtiger, die Spreu vom Weizen trennen zu können, bemerkt De Coensel.

Attraktive Unternehmensanleihen finden sich auch in den Schwellenländern. Emerging Markets Anleihen bieten dabei nicht nur Zugang zu den aufstrebenden Wachstumsmärkten, sondern geben Investoren die Möglichkeit, an der weniger volatilen Kapitalstruktur von Unternehmen und deren regionalen Wachstumschancen zu partizipieren. Schwellenländeranleihen profitieren zum einen von Währungsschwankungen, zum anderen von Wechselkursgewinnen und locken mit Renditen von 4,5 % p. a.

Fazit. Unternehmensanleihen sind attraktiv angesichts der andauernden Niedrigzinsphase. Trotz der Emissionsflut ist der Appetit der Investoren nach neuen Anleihen immer noch nicht gestillt, so dass viele ihre Cash-Bestände für Engagements in Unternehmensanleihen nutzen. Das könnte dem Markt für höherverzinsliche Anleihen auch weiterhin gute Unterstützung bieten. Die besten Aussichten haben dabei Anleihen von Unternehmen, die sich auf die Bereinigung ihrer Bilanzen fokussieren und konsequent den Schuldenabbau fortsetzen.

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Glossar Unternehmensanleihen**

Unternehmensanleihen (auch Corporate Bonds) sind Anleihen, die von Unternehmen ausgegeben werden.

Investmentgrade-Anleihen sind Anleihen, denen Ratingagenturen eine gute Schuldnerqualität bescheinigen. Bezogen auf die Ratingskala von Standard & Poor’s zählen Unternehmen mit einem Rating von AAA bis BBB- zu diesem Bereich.

Bei High Yield Anleihen handelt es sich um Anleihen von Unternehmen, die durch Ratingagenturen eine schlechte Bewertung erhalten haben (definitionsgemäß im Bereich Non-Investmentgrade). Bezogen auf das Rating von Standard & Poor’s zählen Unternehmen mit einem Rating von BB+ oder schlechter dazu. Sie bieten höhere Renditen (yield) als Bonds mit besseren Ratings, beinhalten allerdings auch höhere Risiken.

Ein Anleihe-Spread, auch Zinsaufschlag oder Risikoaufschlag genannt, ist ein Instrument der ausgebenden Unternehmen (Emittent), um Investoren zu locken und die Einlagen zu steigern. Je geringer er ist, desto geringer sind die Risiken der Anlage wie Ausfallrisiko.

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Alexander Heftrich_

Unternehmensanleihen - Printausgabe 02/2013

http://finanzwelt.de/wp-content/uploads/Unternehmensanleihen_Fonds.pdf