Reaktanz im Führungs- und Betriebsalltag

25.01.2024

Sabine Prohaska. Foto: Seminar Consult Prohaska

Die Reaktanz im Führungsalltag minimieren

Wichtig ist auch, wie die potenziell als bedrohlich empfundenen Informationen übermittelt werden. So empfiehlt es sich zum Beispiel, solche Worte wie „müssen“ oder „sollen“ zu vermeiden, die eine Verpflichtung oder Alternativlosigkeit beinhalten bzw. suggerieren. Zielführender sind Formulierungen, die die Freiheit zur Entscheidung und Wahlmöglichkeiten unterstreichen.

Zudem sollten Informationen, die Mitarbeitende als bedrohlich und einschränkend empfinden könnten, diesen – sofern möglich – nicht schriftlich übermittelt werden. Vielmehr sollten die Führungskräfte das persönliche Gespräch mit den Betroffenen suchen, denn dann können sie

  • unmittelbar auf deren Empfindungen reagieren und
  •  ihre Befürchtungen eventuell auflösen

und so verhindern, dass aus ihnen manifeste Widerstände werden.

Dies gilt insbesondere dann, wenn aus der im Raum stehenden Veränderung schon ein Konflikt erwachsen ist. Dann muss die Führungskraft sozusagen im Gespräch mit den Betroffenen erkunden, inwieweit deren Widerstand seine Wurzeln eventuell darin hat, dass diese sich in ihrer Autonomie bedroht fühlen, zum Beispiel weil ihre Bedürfnisse und Interessen (aus ihrer Warte) nicht ausreichend beachtet werden, was sie auch als einen Mangel an individueller Wertschätzung empfinden.

Mangelndes Vertrauen verstärkt Reaktanz

Ist dies der Fall, dann ist ihre Führungsaufgabe, im Gespräch mit den Betroffenen dieses Gefühl, soweit möglich, aufzulösen – zum Beispiel mit dem Versprechen „Künftig werde ich …“ bzw. „Künftig werden wir anders agieren, wenn …“. Dieses Versprechen gilt es im Betriebsalltag dann auch einzulösen; sonst wird die Vertrauensbasis zwischen Führungskraft und Mitarbeiter bzw. Unternehmensführung und Belegschaft nachhaltig gestört.

Das heißt, die Mitarbeiter beäugen das Tun ihrer Vorgesetzten noch kritischer als bisher und zeigen mangels Vertrauen auch schneller als bisher eine psychologische Reaktanz.
Mit der Folge, dass Veränderungsvorhaben noch häufiger auf Widerstände stoßen, und das Management vermehrt mit Akzeptanz- und Umsetzungsproblemen kämpft.
Dies gilt es durch ein adäquates Führungs- und Kommunikationsverhalten zu vermeiden.

Gastbeitrag von Sabine Prohaska, Inhaberin des Beratungsunternehmens seminar consult prohaska, Wien.