Schnelle, einfache und digitale Prozesse sind heute essenziell

30.10.2025

Dr. Thorsten Fischer, Zentralbereichsleiter betriebliche Altersversorgung (bAV), Alte Leipziger Lebensversicherung

Im Sommer hat Dr. Thorsten Fischer seine neue Stelle als Zentralbereichsleiter betriebliche Altersversorgung (bAV) bei der Alte Leipziger Lebensversicherung angetreten. Die bAV ist gesamtgesellschaftlich von großer Bedeutung, denn die umlagefinanzierte gesetzliche Rente allein kann nicht vor Altersarmut schützen. Entsprechend groß ist das Potenzial bei Maklern, die für die Alte Leipziger eine wichtige Rolle spielen. Im Interview erklärt Dr. Fischer, wie er seinen Fachbereich weiter vorantreiben will, wo die Stärken der Alte Leipziger in diesem Segment liegen und welches Zukunftspotenzial er im bAV-Geschäft sieht.

finanzwelt: Herr Dr. Fischer, was motiviert Sie in Ihrer neuen Position besonders und welche neuen Akzente wollen Sie setzen?

Dr. Thorsten Fischer: Ich freue mich sehr auf die Chance, den Fachbereich gemeinsam mit meinen neuen Kolleginnen und Kollegen weiterzuentwickeln, insbesondere mit Blick auf Service und Prozesse. Die Alte Leipziger hat eine starke Reputation im bAV-Markt und genießt das Vertrauen der Makler. Künftig wollen wir die Synergien in der ALH Gruppe noch stärker nutzen.

finanzwelt: Welche Entwicklungen kennzeichnen aktuell den bAV-Markt?

Dr. Fischer: Wer heute keine bAV anbietet, hat im Werben um Fachkräfte schlechte Karten. Betriebliche Versorgung ist entscheidend für die Gewinnung und Bindung von Talenten, auch in der Erstausbildung. Wir sehen, dass viele Firmen offen dafür sind, ihr bestehendes bAV-Angebot weiterzuentwickeln und attraktiver zu machen – z. B. durch neue Produkte oder neue digitale Verwaltungslösungen. Das Interesse an ergänzender betrieblicher Gesundheitsversorgung nimmt spürbar zu. Gleichzeitig bewegen wir uns in unruhigen wirtschaftlichen Zeiten und die Unternehmensinsolvenzen in Deutschland liegen auf hohem Niveau. In diesem Umfeld zögern viele Firmen damit, eine neue bAV abzuschließen.

finanzwelt: Wo liegen die besonderen Stärken der Alte Leipziger in diesem Bereich?

Dr. Fischer: Eine unserer größten Stärken ist, dass wir eine passende bAV-Lösung für jeden Bedarf haben: Wir bedienen alle Durchführungswege und können individuelle Lösungen für jeden Firmenkunden entwickeln. Auch hohe Flexibilität in den Produkten, z. B. beim Rentenbeginn, zeichnet uns aus. Darüber hinaus sind wir in der Digitalisierung schon sehr gut aufgestellt und entwickeln uns stetig weiter. Schnelle, einfache und digitale Prozesse sind heute in der bAV essenziell. So lässt sich die bAV-Beratung über unser Firmenportal digital durchführen und im Anschluss können Vermittler und Kunden die Verträge im Portal online verwalten. Über unsere App erhalten auch die Arbeitnehmer transparenten Einblick und können selbst kleinere Änderungen vornehmen. Mit anderen Anbietern digitaler bAV-Tools kooperieren wir ebenfalls.

finanzwelt: Wie haben sich die bAV-Umsätze zuletzt bei der Alten Leipziger entwickelt?

Dr. Fischer: Unser bAV-Bestand entwickelt sich weiterhin positiv. Zum Ende des 1. Halbjahres liegt unser Neugeschäft zwar noch leicht unter Vorjahresniveau, wir blicken aber optimistisch auf die zweite Jahreshälfte.

finanzwelt: Welche Bedeutung hat für Sie der Maklervertrieb?

Dr. Fischer: Dies ist der wichtigste Vertriebsweg für die Alte Leipziger Leben – rund 90 % des Neugeschäfts generieren wir über Makler und Mehrfachagenten.

finanzwelt: Viele Makler schrecken immer noch vor der Komplexität des bAV-Geschäfts zurück. Was entgegnen Sie diesen? Welche Unterstützung und welchen Mehrwert bieten Sie den Vermittlern?

Dr. Fischer: Von digitalen Schulungen über Vertriebsunterlagen bis hin zu jährlichen bAV-Fachkongressen in Präsenz bieten wir unseren Vertriebspartnern verschiedene Formate an. Wir sehen, dass sich Vermittler zunehmend auf ein Thema wie die bAV spezialisieren, um entsprechend qualifiziert beraten zu können. Dass in betrieblichen Versorgungslösungen großes Potenzial liegt, haben viele von ihnen bereits erkannt.

finanzwelt: Fondspolicen mit Garantien kombinieren die Ertragschancen der Kapitalmärkte mit einer Sicherheitskomponente. Diesen Produkten wird jedoch häufig vorgeworfen, sie seien zu teuer und lieferten zu wenig Rendite. Was sind Ihre Argumente dagegen?

Dr. Fischer: Hybridrenten kombinieren Sicherheit und Ertragschancen und eignen sich damit ideal für die Altersvorsorge, vor allem bei Kunden mit erhöhtem Sicherheitsbewusstsein. Die genannten Vorwürfe beruhen auf Produktvergleichen, welche die Renditen von Hybridrenten mit ungeeigneten Berechnungsmethoden ermitteln. Gängige deterministische Rechnungen können die Umschichtungen zwischen den Anlagetöpfen nicht erfassen, welche dynamische Hybridrenten auszeichnen. Moderne stochastische Hochrechnungen dagegen bescheinigen diesen Policen eine höhere Renditeerwartung. Hierzu hat die Alte Leipziger auch einen Fachbeitrag mit Morgen & Morgen veröffentlicht.

finanzwelt: Wie wollen Sie Ihren Fachbereich weiter vorantreiben? Welche neuen Produkte haben Sie geplant?

Dr. Fischer: Wir bieten bereits eine breite Produktpalette für betriebliche Vorsorge und Biometrie-Absicherung an, die wir stetig weiterentwickeln. Aktuell stehen für uns Service und Prozesse an erster Stelle. Hier möchten wir uns weiter optimieren. Dafür spielen neben Digitalisierung und KI auch die Synergien innerhalb der ALH Gruppe eine Rolle.

finanzwelt: Welches weitere Wachstumspotenzial sehen Sie in Zukunft im bAV-Geschäft? Was sind die zentralen Treiber?

Dr. Fischer: Wir sehen großes Potenzial im bAV-Markt. Durch die Digitalisierung und den Einsatz von KI können wir Prozesse noch schneller und einfacher gestalten. Das erleichtert die Aufwände bei allen Beteiligten. Zudem dürfte der jüngste Referentenentwurf für das Zweite Betriebsrentenstärkungsgesetz dabei helfen, die bAV-Durchdringung auch bei kleinen und mittelständischen Unternehmen zu erhöhen: Insbesondere der Ausbau der Geringverdienerförderung und die Möglichkeit eines Opt-Out-Verfahrens für die bAV in Firmen sind vielversprechend. Die bAV spielt eine wichtige Rolle in der gesamtgesellschaftlichen Altersversorgung, denn die umlagefinanzierte gesetzliche Rente allein kann nicht vor Altersarmut schützen. Ich freue mich, dass die dringend nötige Stärkung der bAV nun aktiv vorangetrieben wird. (mho)