„Tweet and Pay“: Krempelt Twitter mit neuer Bezahlplattform die FinTech-Branche um?

17.07.2023

Rahul Bhushan ist Co-Gründer und CIO von Rize ETF - Foto: © Ivan Weiß

In mehreren US-Bundesstaaten beantragte Twitter in den letzten Wochen die Lizenz, als Geldtransmitter tätig zu sein – mit Erfolg. Diese Bemühungen dürften mit dem geplanten Feature „Coins“ in Verbindung stehen, mit dem das soziale Netzwerk die Monetarisierung seiner Plattform vorantreiben will. Sie soll es Nutzern künftig ermöglichen, sich gegenseitig mit digitalen Tokens zu belohnen, die sie mit Fiat-Geld erwerben können. Auch Waren und Dienstleistungen sollen künftig direkt auf der Plattform gehandelt werden können – von Veranstaltungstickets bis hin zu digitalen Inhalten wie E-Books oder Musik. Rahul Bhushan, Co-Gründer und CIO des thematischen ETF-Gründers Rize ETF, erklärt, was die Evolution von Twitter für die Allgemeinheit und die FinTech-Landschaft bringen könnte.

Noch ist das offizielle Startdatum der neuen Zahlungsplattform auf Twitter nicht bekannt. Dem im Besitz von Elon Musk stehenden Unternehmen zufolge soll die Verwirklichung der entsprechenden Pläne jedoch höchste Priorität einnehmen. Ersichtlich ist das an den Bemühungen zur Zulassung des Unternehmens als Geldtransmitter – in allen US-Bundesstaaten hat Twitter bereits die entsprechenden Lizenzen (money transmitter licenses) beantragt, in vier Staaten (Arizona, Michigan, Missouri und New Hampshire) wurden diese erteilt.

„Obwohl Twitter mit Vertrauensproblemen und zunehmender Konkurrenz konfrontiert ist, besteht aktuell Nachfrage für Zahlungslösungen auf der Plattform. Die jüngste Einführung des Dienstes Threads von Meta Platforms, aber auch Einschränkungen für Gratis-Accounts, haben Twitter im Rampenlicht gehalten“, kommentiert Rahul Bhushan. Durch die Zulassungen von Twitter als Geldtransmitter seien gleich mehrere Auswirkungen für die Fintech- und Zahlungsdienstleistungsbranche zu erwarten.

Verschärfter Wettbewerb

„Der Einstieg von Twitter in die digitale Zahlungsbranche wird den Wettbewerb unter den FinTech-Unternehmen intensivieren. Verbraucher könnten sich über die Entwicklung freuen, da diese wahrscheinlich zu besseren Services und niedrigeren Gebühren führen, wenn Unternehmen mit der Differenzierung ihrer Dienstleistungen Marktanteile gewinnen wollten.“, so Bhushan.

Erweiterte Geschäftsmodelle dank großer Nutzerbasis

Die große Nutzerbasis von Twitter – über 350 Millionen Nutzer– biete FinTech-Unternehmen neue Möglichkeiten, Kunden zu erreichen und mit ihnen in Kontakt zu treten. Potenzielle Kooperationen mit Twitter könnten darin bestehen, Finanzdienstleistungen direkt über die Plattform anzubieten oder neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln, die auf das Nutzersystem von Twitter zugeschnitten sind.

Erfordernis einzigartiger Angebote und Funktionen der Konkurrenz

Die enorme Markenbekanntheit und Reichweite von Twitter könnte für FinTech-Unternehmen eine Herausforderung darstellen. Um sich auch in Zeiten nach Twitters Markteintritt als Payment-Anbieter abzuheben, müssen FinTech-Unternehmen einzigartige Angebote und unverwechselbare Funktionen finden, die sie von anderen abheben und damit einen gesunden Wettbewerb und eine breite Auswahl für die Verbraucher gewährleisten.

Twitter in der FinTech-Branche – Drei Zukunftsszenarien

Partnerschaften mit FinTech-Unternehmen

„In Zukunft könnte Twitter mit FinTech-Unternehmen zusammenarbeiten, um den Nutzern den Zugang zu Finanzdienstleistungen direkt über die Plattform zu ermöglichen“, erwägt Rahul Bhushan als ein mögliches Szenario. Solche Kooperationen würden die Zahlungsprozesse vereinfachen, den Nutzern zugutekommen und FinTech-Unternehmen die Möglichkeit bieten, ihren Kundenstamm zu erweitern.

FinTech-Produkte der Marke Twitter

Twitter könnte aber auch seine eigenen FinTech-Produkte und -Dienstleistungen entwickeln, wie zum Beispiel eine digitale Wallet, mit der die Nutzer Geld nahtlos speichern und ausgeben. Dies schaffe eine neue Einnahmequelle für Twitter und verbessere die Nutzererfahrung durch die Bereitstellung bequemer Finanzmanagement-Tools.

  Leichtere Peer-to-Peer-Zahlungen

Die Zahlungsplattform von Twitter könnte es Nutzern ermöglichen, einander direkt über die Plattform Geld zu senden und zu empfangen – und dadurch bequemere Geldsendungen ermöglichen. „Diese Funktion würde mühelose Transaktionen zwischen Freunden und Familie erleichtern und Kleinstzahlungen für verschiedene digitale Inhalte ermöglichen“, so Bhushan.

Fazit: Raum für Innovation, bessere Bedingungen für Verbraucher und Investitionen

Insgesamt fällt Rahul Bhushans Fazit auf einen Einstieg von Twitter in die FinTech-Branche positiv aus: „Der Vorstoß von Twitter in den digitalen Zahlungsverkehr hat das Potenzial, die FinTech-Landschaft auf den Kopf zu stellen und Finanzdienstleistungen in größerem Maßstab zu revolutionieren. Angesichts eines verschärften Wettbewerbs dürften Verbraucher von verbesserten Dienstleistungen und niedrigeren Gebühren profitieren. Darüber hinaus haben FinTech-Unternehmen die spannende Möglichkeit, mit Twitter zusammenzuarbeiten und von dessen großer Nutzerbasis zu profitieren. Die FinTech-Branche steckt noch in den Kinderschuhen und deshalb gibt es reichlich Raum für Wachstum und Innovation. Zuletzt wird der Einstieg der Nachrichtenplattform in den digitalen Zahlungsverkehrssektor auch neue Entwicklungen anstoßen und neue Möglichkeiten eröffnen, die die Aufmerksamkeit der Investoren auf ihrer Suche nach lukrativen Investitionsmöglichkeiten gewinnen.“

Verwandter ETF: Rize Digital Payments Economy UCITS ETF (PMNT)

Kolumne von Rahul Bhushan, Mitgründer und Chief Investment Officer des auf thematische ETFs spezialisierten Vermögensverwalters Rize ETF.